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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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wenig überzeugend wieder. Bald darauf hörten sie die ersten seufzenden Laute.
    Munro lenkte das Lasergerät durch die Dunkelheit. Vor seinen Augen glomm die rote Anzeige der Feuerbereitschaft auf dem Elektronikteil am Ende des Laufs. Durch seine Nachtbrille blickte er über das Blattwerk. Auch heute kam das Keuchen aus allen Richtungen; und obwohl er Bewegungen im Laub hörte, konnte er in der Nähe des Lagers nichts erkennen. Die Stummelaffen über ihnen waren still, man hörte nur das unheilkündende leise Seufzen. Als er jetzt darauf achtete, war Munro überzeugt, daß es sich bei den Lauten um eine Art Sprache handeln mußte, und…
    Ein einzelner Gorilla erschien. Kahega schoß auf ihn, der Laserstrahl fuhr pfeilgerade durch die Nacht. Der automatische Schußapparat knatterte los, und Kugeln prasselten durch das Gebüsch. Der Gorilla duckte sich lautlos hinter eine Gruppe dichter Farne. Munro bezog mit den anderen rasch Posten an der Grenzlinie des Lagers. Sie hockten angespannt da, und die infrarote Nachtbeleuchtung warf ihre Schatten auf den Maschenzaun und den dahinter liegenden Dschungel.
    Das Keuchen dauerte noch mehrere Minuten und hörte dann langsam auf, bis wieder Stille herrschte.
    »Was war das?« fragte Ross. Munro runzelte die Stirn. »Sie warten.«
    »Worauf?«
    Munro schüttelte den Kopf. Er schritt den Umkreis des Lagers ab, sah nach den anderen Wachen und versuchte, hinter des Rätsels Lösung zu kommen. Er hatte schon oft das Verhalten von Tieren vorausgeahnt — bei einem angeschossenen Leoparden im Busch, einem in die Enge getriebenen Büffel —, aber hier war alles anders. Er mußte sich eingestehen, daß er nicht wußte, was sie nun zu efwarten hatten. War der einzelne Gorilla ausgeschickt worden, um ihre Verteidigungsmaßnahmen auszukundschaften?
    Hatte ein Angriff bereits begonnen und war aus einem bestimmten, ihnen unbekannten Grund aufgeschoben worden? Oder war es nur ein Manöver, darauf angelegt, sie zu ängstigen und zu zermürben? Munro hatte beobachtet, wie Herden jagender Schimpansen kurze, bedrohliche Vorstöße auf Paviane unternahmen, um sie zu verängstigen, bevor der eigentliche Angriff erfolgte, bei dem ein Jungtier abgesondert und getötet wurde. Dann hörte er Donnergrollen. Kahega wies kopfschüttelnd zum Himmel. Das war die Lösung. »Verdammt«, sagte Munro.
    Um 22 Uhr 30 stürzte ein tropischer Regenguß auf sie nieder. Ihr empfindlicher Behelfslautsprecher war sofort durchweicht und tropf naß. Der Regen führte zu Kurzschlüssen in den elektrischen Leitungen, der Abwehrzaun stand nicht mehr unter Spannung, die Nachtbeleuchtung flackerte, zwei Glühlampen platzten. Der Boden verwandelte sich in Morast, die Sicht betrug nur noch fünf Meter. Am schlimmsten aber war, daß der Regen so laut auf das Laub prasselte, daß sie sich nur schreiend miteinander verständigen konnten. Die Bänder waren noch nicht fertig, der Lautsprecher würde wahrscheinlich nicht mehr brauchbar sein und ganz bestimmt den Regen nicht übertönen. Der Regen würde die Lasergeräte stören und die Ausbreitung von Tränengas verhindern. Im Lager herrschte gedrückte Stimmung. Fünf Minuten später griffen die Gorillas an. Der Regen deckte ihren Angriff, sie schienen aus dem Nirgendwo hervorzubrechen und gingen aus drei verschiedenen Richtungen gleichzeitig gegen den Zaun vor. Vom ersten Augenblick an war es Elliot klar, daß dieser Angriff sich von den anderen unterscheiden würde. Die Gorillas hatten aus den früheren Angriffen gelernt und kamen jetzt mit der Absicht, der Sache ein Ende zu machen.
    Abgerichtete Primaten, als Kampftiere dressiert, rücksichtslos und unbestechlich. Obwohl dies Elliots eigene Einschätzung war, staunte er, als er jetzt den lebenden Beweis vor sich sah. Die Gorillas kamen in aufeinanderfolgenden Angriffswellen — wie disziplinierte Stoßtrupps. Aber er fand es fast noch erschreckender als einen Angriff von menschlichen Truppen. Für sie sind wir nur Tiere, dachte er. Eine fremde Art, für die sie kein Empfinden haben, auszurottende Schädlinge.
    Für diese Gorillas war es unerheblich, warum Menschen sich hier aufhielten oder aus welchen Gründen sie in den Kongo gekommen waren. Sie töteten nicht, um sich Nahrung zu beschaffen, sich zu verteidigen oder ihre Jungen zu beschützen — sie töteten, weil man sie darauf abgerichtet hatte.
    Der Angriff erfolgte mit verblüffender Schnelligkeit. Binnen Sekunden hatten die Gorillas den Zaun durchbrochen und in den

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