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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Der Flußpferdbulle hatte sich mit einem Schmerzensschrei ins Wasser zurückgezogen und war nicht mehr zu sehen. Im zweiten Boot kämpften sie gegen die Wirkung des Tränengases und behielten das Tier im Auge, während sie sich seinem Revier näherten. Die Magnesiumfackel verlor an Leuchtkraft und sank, lange Schatten werfend, langsam knisternd dem Wasser zu.
    »Vielleicht hat er aufgegeben«, sagte Elliot. Das Tier war nirgendwo zu sehen, das Boot trieb in völliger Stille dahin. Plötzlich wurde es vorn hochgerissen, das Flußpferd brüllte, und Karen Ross schrie auf, Kahega fiel rücklings zu Boden, wobei sich ein Schuß löste, der in die Luft ging. Dann klatschte das Boot zurück und nahm Wasser über.
    Elliot kam mit Mühe auf die Beine, sah nach Amy und erblickte plötzlich in Armeslänge vor sich ein riesiges rosa Maul. Es wirkte wie eine Höhle. Er spürte heißen Atem. Das Maul fuhr mit einer Seitwärtsbewegung auf den seitlichen Gummiwulst des Boots herab, so daß die Luft sprudelnd ins Wasser entwich.
    Wieder öffnete sich das Maul, und das Tier knurrte, aber inzwischen war Kahega wieder auf die Beine gekommen und feuerte eine stechende Gasladung ab, so daß es zurückwich und untertauchte. Dabei schaukelte das Boot und wurde durch die Wellenbewegung weiter flußabwärts getrieben. Die ganze rechte Seite des Boots sank rasch in sich zusammen, als aus dem großen Riß die Luft ins Wasser strömte. Elliot versuchte, die Ränder mit den Händen zusammenzuhalten, doch zischte die Luft unvermindert weiter. Es würde keine Minute mehr dauern, bis das Boot sank. Hinter ihnen griff der Flußpferdbulle erneut an. Er stob wie ein Rennboot durch das seichte Flußbett, so daß eine Bugwelle zu beiden Seiten seines Körpers entstand.
    »Festhalten, festhalten!« rief Kahega und feuerte noch einmal. Das Tier verschwand hinter einer Gaswolke, und das Boot trieb um eine weitere Biegung. Als die Wolke sich verflüchtigt hatte, war der Bulle nicht mehr zu sehen; die Magnesiumrakete klatschte ins Wasser, und sie waren wieder von tiefer Dunkelheit umhüllt. Jetzt sank das Boot. Elliot band Amy rasch los, und gleich darauf standen beide knietief im schlammigen Wasser. Es gelang ihnen, das Boot ans dunkle Ufer zu bringen. Munro kam mit dem anderen Boot herübergepaddelt, besichtigte den Schaden und verkündete, man werde ein weiteres Boot aufpumpen und die Fahrt fortsetzen.
    Er ließ rasten, und sie lagen alle im Mondlicht am Flußufer und schlugen nach den Moskitos.
    Die träumerische Stille wurde durch das Pfeifen von Boden-Luft-Raketen unterbrochen, die am Himmel über ihnen detonierten. Ihr Schein ließ das Flußufer leuchtendrot erglühen und warf lange Schatten, dann sank alles wieder in die Schwärze der Nacht zurück.
    »Das sind Mugurus Leute«, sagte Munro und griff nach seinem Feldstecher.
    »Worauf schießen sie nur?« fragte Elliot und sah angestrengt zum Himmel.
    »Weiß der Geier«, sagte Munro.
    Amy legte eine Hand auf Munros Arm und machte ihm Zeichen: Vogel kommen. Aber sie hörten kein Geräusch eines Flugzeugs, lediglich das Krachen der Raketen am Himmel. Munro sagte:
    »Meinen Sie, sie hört etwas?«
    »Ihr Gehör ist sehr gut entwickelt.«
    Und dann hörten sie, daß sich aus der Ferne, von Süden her, ein Flugzeug näherte. Als es in Sicht kam, sahen sie, wie es immer wieder drehte, um den grellen gelbroten Explosionen auszuweichen, die ringsumher im Mondschein aufblitzten und sich in seinem metallenen Rumpf spiegelten.
    »Die armen Schweine versuchen Zeit zu schinden«, sagte Munro und beobachtete aufmerksam das Flugzeug durch sein Glas. »Eine Hercules-Transportmaschine, eine C-130, mit japanischen Kennzeichen am Heck.
    Versorgungsflugzeug für das Stützpunktlager des Konsortiums — wenn es durchkommt.« Vor ihren Augen schlängelte sich das Flugzeug im Zickzackkurs durch die zerplatzten Feuerkugeln der explodierenden Raketen. »Das haut den stärksten Mann um!« sagte Munro. »Die Besatzung hat sicher die Hosen voll; damit haben die bestimmt nicht gerechnet.«
    Plötzlich spürte Elliot Mitgefühl für die Männer da oben. Er stellte sich vor, wie sie aus den Fenstern sahen, während die Feuerkugeln mit gleißendem Licht explodierten und das Innere des Flugzeugs in jähe Helligkeit tauchten. Redeten sie jetzt Japanisch miteinander? Wünschten sie, sie wären nie gekommen? Einen Augenblick später brummte die Maschine weiter nordwärts, war außer Sicht. Ein letztes Geschoß zischte mit glühendrotem

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