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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Schweif hinter ihr her, aber sie war schon über den dunklen Bäumen verschwunden, und Elliot hörte noch, wie das Geschoß in der Ferne zerbarst.
    »Wahrscheinlich haben sie’s geschafft«, sagte Munro und erhob sich. »Wir sollten uns besser auf die Socken machen.« Und rief Kahega auf Swahili zu, daß seine Männer die Boote zu Wasser lassen sollten.

2. Muhavura
    Elliot fröstelte. Er zog den Reißverschluß seines Parka fester zu und wartete darauf, daß das Hagelgewitter aufhörte. Sie hatten sich unter einer Gruppe von immergrünen Bäumen zusammengedrängt, die mehr als zweitausendfünfhundert Meter hoch an den schwer zu ersteigenden Hängen des Muhavura standen. Es war zehn Uhr vormittags, und die Lufttemperatur betrug nur drei Grad über Null. Sie hatten erst vor fünf Stunden den Fluß verlassen und — noch vor dem Morgengrauen — ihren Anstieg im dampfenden Dschungel begonnen, in dem eine Temperatur von achtunddreißig Grad Celsius herrschte.
    Neben ihm sah Amy aufmerksam zu, wie die weißen Kugeln von Golfballgröße durch die Äste der immergrünen Bäume über ihnen peitschten und auf dem Gras aufschlugen. Sie hatte noch nie Hagel gesehen. Sie wollte wissen: Wie heißen? »Hagel«, sagte er. Peter aufhören lassen. »Ich wollte, ich könnte es, Amy.«
    Sie sah dem Hagel noch eine Weile zu und gab dann bekannt: Amy nach Hause wollen.
    Sie hatte am Vorabend zum erstenmal den Wunsch geäußert, nach Hause zurückzukehren.
    Obwohl die Wirkung des Thoralen nachgelassen hatte, war sie niedergeschlagen und in sich zurückgezogen. Elliot hatte, um sie aufzumuntern, ihr etwas zu essen angeboten, aber sie wollte Milch haben. Als er ihr sagte, daß sie keine Milch hätten, was sie im übrigen genau wußte, verlangte sie eine Banane. Kahega hatte nämlich ein Büschel kleiner, leicht säuerlich schmeckender Bananen aus dem Urwald beschafft. Zuvor hatte Amy sie ohne Widerspruch gegessen, doch warf sie sie jetzt verächtlich ins Wasser und verkündete, sie wollte »richtige Bananen« haben.
    Als Elliot ihr mitteilte, es gäbe keine, hatte sie zum erstenmal zu verstehen gegeben: Amy nach Hause wollen. Amy lieber Gorilla. Peter Amy nach Hause bringen. Bis dahin war für sie immer er derjenige gewesen, der zu bestimmen hatte. Von ihm hing ihr Tagesablauf im Versuchsrahmen des Projekts Amy ab. Ihm fiel keine Möglichkeit ein, ihr klarzumachen, daß er nicht mehr zu bestimmen hatte und daß er sie nicht bestrafte, indem er sie hierbehielt.
    Tatsächlich waren sie alle entmutigt. Jeder der Expeditionsteilnehmer hatte sich darauf gefreut, der drückenden Hitze des Regenwalds zu entrinnen, aber jetzt, beim Aufstieg auf den Muhavura, schwand ihre anfängliche Begeisterung rasch dahin. »Gott im Himmel«, sagte Karen Ross. »Aus dem Rachen des Flußpferds in den Hagel.«
    Als hätte sie damit das Stichwort geliefert, hörte es auf zu hageln. »Vorwärts«, sagte Munro, »es geht weiter.« Bis 1933 hatte niemand den Muhavura bestiegen. 1908 war eine deutsche Bergsteigergruppe unter von Ranke in ein Gewitter geraten und hatte umkehren müssen. Eine belgische Gruppe erreichte 1913 zwar eine Höhe von über dreitausend Meter, fand aber keinen Weg zum Gipfel, und eine weitere deutsche Gruppe mußte 1919 aufgeben, als zwei Bergsteiger in einer Höhe von dreitausendsiebenhundert Meter abstürzten und den Tod fanden. Trotzdem stuften die meisten Bergsteiger den Muhavura als recht leicht (ohne Hilfsmittel zu besteigen) ein und verwandten im allgemeinen einen Tag auf die Besteigung. Nach 1943 wurde eine südöstlich verlaufende neue Route gefunden, die zwar ungeheuer zeitraubend, aber ungefährlich war. Ihr folgten die meisten Bergsteiger.
    In etwa zweitausendsiebenhundert Meter Höhe lag die Baumgrenze, der Nadelwald trat vor ihnen zurück, und sie durchschritten im kalten Morgennebel getauchte Grasflächen. Die Luft war merklich’ dünner, und sie verlangten öfter als zuvor nach einer Rast. Munro hatte kein Verständnis für die Klagen seiner Schutzbefohlenen. »Was haben Sie erwartet?« fragte er. »Es ist ein Berg. Berge sind nun mal hoch.« Karen Ross gegenüber war er besonders unerbittlich, da sie am ehesten nachzulassen schien. »Wie ist es mit Ihrer Zeitprojektion?« fragte er sie. »Wir haben nicht einmal den schwierigen Teil in Angriff genommen, interessant wird es erst bei dreitausendvierhundert.
    Wenn Sie jetzt aufgeben, schaffen wir den Gipfel nie vor Einbruch der Nacht, und dann verlieren wir einen vollen

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