Conni & Co, Band 2: Conni und der Neue
und wartet, bis das andere Kanu an ihnen vorbeigezogen ist.
»Geht Phil nicht in deine Klasse?« Lia nimmt ihr Paddel aus dem Wasser und legt es sich quer über die Knie.
»Ja, stimmt. Kennst du ihn?«, fragt Conni neugierig.
»Logo, er ist schließlich Janniks bester Freund. Und außerdem gibt er ihm Nachhilfe.« Lia hält ihr Gesicht in die Sonne. »Seit Phillip ihn unter seine Fuchtel genommen hat, ist er schon viel besser geworden.« Das Kanu treibt in der leichten Strömung und schaukelt sanft. »Unsere Väter arbeiten zusammen«, erzählt Lia weiter. »Sie kennen sich schon seit der Uni.«
»Aber ich denke, Phillips Vater hat in Afrika gearbeitet«, wendet Conni ein.
»Hat er ja auch«, erwidert Lia. »Aber nach seiner Rückkehr ist er als Partner in die Kanzlei meines Vaters eingetreten.«
»Ach so.« Conni zögert, aber dann fragt sie: »Und Phillip? Wie findest du ihn so?«
»Total klasse!«, sagt Lia begeistert. »Er ist fast wie ein zweiter Bruder, voll in Ordnung!« Sie wirft Conni einen bedeutsamen Blick zu. »Dabei kann er einem echt leidtun, nach allem, was er so durchgemacht hat.«
»Wieso? Was denn?« Conni erwidert Lias Blick offen.
Lia dreht kurz das Gesicht zur Seite, aber dann sagt sie: »Ich weiß, dass Phil einen arroganten Eindruck macht. Ich fand ihn zuerstauch unausstehlich. Aber das ist nur seine Fassade, weißt du? Wenn du ihn näher kennen würdest, wüsstest du’s.«
»Aber wozu braucht er eine Fassade?«, hakt Conni nach. »Und was meinst du damit, was er alles durchgemacht hat?«
»Seine Eltern haben sich scheiden lassen«, sagt Lia nach einer Weile. »Im letzten Jahr schon. Sein Vater wollte zurück nach Deutschland, wegen der Kanzlei und wegen Phillips Großeltern, die hier wohnen. Aber Phillips Mutter wollte unbedingt in Afrika bleiben. Phillip stand total zwischen den beiden. Es gab nur noch Stress und Streit.«
Lia taucht eine Hand in den See und lässt das Wasser durch die Finger gleiten. »Für Phillip muss das echt schlimm gewesen sein. Der reine Horror. Er hat angefangen, die Schule zu schwänzen, hat einfach keine Hausaufgaben mehr gemacht und sich geweigert, Arbeiten mitzuschreiben. Und wenn er doch mal in der Schule war, hat er den Unterricht so lange gestört, bis die Lehrer ihn rausgeworfen haben. Kein Wunder, dass er von der Schule geflogen ist, oder?«
Conni schluckt. »Das ist also der Grund«, sagt sie leise.
Lia hebt fragend die Augenbrauen. »Was meinst du?«
»Ich hab mich die ganze Zeit gefragt«, erwidert Conni, »wie Phillip sitzenbleiben konnte. Es passte einfach nicht zusammen!«
Lia nickt. »Tja, jetzt weißt du’s.«
Schweigend paddeln die beiden Mädchen zum Steg zurück. Lars hat das Zeichen zur Mittagspause gegeben.
Conni staunt, wie schnell der Vormittag vergangen ist. Als sie das Kanu am Steg festmachen, sagt sie zu Lia: »Danke, dass du es mir erzählt hast.«
»Schonokay«, meint Lia. »Ich hab das Gefühl, dass ich dir vertrauen kann. Aber behalte es bitte für dich, ja?«
»Klar«, versichert Conni. »Ehrensache!«
Lia macht ein ernstes Gesicht. »Ich glaub nämlich, Phil mag dich«, sagt sie mit gesenkter Stimme. »Also enttäusch ihn bitte nicht!«
Conni muss schlucken, bevor sie antworten kann: »Nein, das werd ich nicht. Bestimmt nicht.«
»Dann ist ja gut.« Lia hakt sich bei ihr unter. »Und jetzt lass uns was essen. Ich hab einen Bärenhunger!«
***
Gleich nach dem Mittagessen geht es weiter mit dem »Paddelklub«, wie Lia den Kurs inzwischen nennt.
Lars veranstaltet mit der Gruppe eine Geschicklichkeitsregatta und ein Slalomrennen. Beide Wettbewerbe gewinnen Jannik und Phillip haushoch.
Conni und Lia haben keine Chance. Weit abgeschlagen landen sie auf den letzten Plätzen. Aber Spaß hat es trotzdem gemacht, findet Conni und klatscht Lia ab.
»Mann, das war klasse!« Conni klettert aus dem Kanu und macht es mit einer Leine am Steg fest. Komischerweise hat sie bei jedem Schritt das Gefühl, der Holzsteg würde schwanken. Aber das ist doch unmöglich!
»Typischer Fall von Seefahrerbeinen«, lacht Lars, der Connis verdutztes Gesicht bemerkt hat. »Wenn du heute Abend in deinen Schlafsack kriechst, wirst du das Gefühl haben, dass der Boden unter dir schwankt. Aber keine Sorge«, fügt er hinzu. »Das ist vollkommen normal.«
»Undgibt sich das auch wieder?«, fragt Conni. Sie hält sich an einem Poller fest, weil der Steg immer stärker zu schwanken scheint.
Jannik und Phillip klettern direkt vor ihr patschnass
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