Conni & Co, Band 2: Conni und der Neue
erleichtert auf. Dann ist sie also doch nicht ganz allein. Sie klopft energisch an die Tür.
Lorenz steckt den Kopf heraus. »Conni! Hast du den Anschluss verpasst?«, erkundigt er sich. »Wenn du dich beeilst und immer schön dem Forstweg folgst, kannst du die anderen noch einholen. Hast du eine Taschenlampe dabei?«
»Ja, hab ich.« Conni nickt. »Immer den Forstweg entlang? Okay, das schaff ich! Vielen Dank!« Sie winkt dem Betreuer zu und spurtet los.
In der Nähe des Haupteingangs erleuchten Laternen den Weg. Aber schon bald verlässt Conni deren Reichweite. Sie biegt in den Wald ein und steht plötzlich im Dunkeln.
Mit klopfendem Herzen holt sie die Taschenlampe heraus und bereut sofort, keine Ersatzbatterien dabeizuhaben. Der popelige Lichtkegel beleuchtet gerade mal die Spitzen ihrer Turnschuhe! Wie soll sie sich damit im stockdunklen Wald zurechtfinden?
»Reiß dich zusammen!«, macht Conni sich selbst Mut. »Wenn du dich beeilst und immer schön auf dem Weg bleibst, kann gar nichts passieren!«
Ein großer Nachtvogel streift lautlos über ihren Kopf hinweg. Conni zuckt zusammen. Oh Mann, warum ist sie nicht in ihrem Schlafsack geblieben?
Der Weg ist holprig und von dickem Wurzelwerk durchzogen. Ans Laufen ist nicht zu denken. Conni fällt in einen langsamen Trab. Dass das Licht ihrer Taschenlampe schwankt und zusehends schwächer wird, versucht sie zu ignorieren.
»Hallo?«, ruft sie in die Dunkelheit. »Kann mich jemand hören?«
Sie bleibt stehen und lauscht. Aber außer ihrem eigenen Herzschlag ist da nichts – mal abgesehen von den merkwürdigen Geräuschen der Nacht, dem leisen Knacken und Seufzen der Bäume und dem unheimlichen Knabbern und Knurren kleiner und großer Waldtiere.
Hoffentlich gibt’s hier keine Wölfe, denkt Conni. Oder Bären! Gänsehaut läuft ihr über den Rücken und sie dreht sich schnell um. Aber hinter ihr ist nur tiefe Dunkelheit. Genau wie vor ihr, neben ihr und um sie herum.
Conni zwingt sich weiterzugehen. So groß kann der Vorsprung schließlich nicht sein! Spätestens hinter der nächsten Wegbiegung kann sie bestimmt schon die Lichter der anderen sehen. Dann hätte sie einen astreinen Anhaltspunkt, dem sie einfach nur folgen muss.
Aber hinter der nächsten Wegbiegung ist nichts, und auch nicht hinter der übernächsten …
Conni ist mittlerweile so tief in den Wald vorgedrungen, dass sie jegliche Orientierung verloren hat. Verzweifelt schüttelt sie die Taschenlampe, die immer schwächer wird und schließlich ganz erlischt. Mit zitternden Fingern nestelt Conni am Verschluss der Lampe. Sie holt die Batterien heraus und steckt sie andersherum wieder rein. Aber die Lampe bleibt dunkel.
»Hallo?«, ruft Conni. Ihre Stimme klingt dünn. »Ist da jemand?«
Nichts. Nur das Rauschen des Windes. Ihr wird kalt. Hätte sie dochnur einen Pulli mitgenommen, statt einfach in Shorts und T-Shirt loszurennen!
Etwas knackt im Unterholz. Conni spürt, wie sich die Härchen auf ihren Unterarmen einzeln aufrichten. Sie hält den Atem an.
Ist bestimmt nur ein Igel, redet sie sich ein. Nur ein süßer kleiner Igel.
Sie wartet, bis das Knacken sich entfernt. Dann stapft sie weiter, behutsam einen Fuß vor den anderen setzend. Immer wieder stolpert sie in der Dunkelheit über Äste und Wurzeln, aber Weitergehen ist besser als reglos stehen zu bleiben, sagt Conni sich. Irgendwann muss der blöde Wald doch mal zu Ende sein! Wenn sie erst mal an einen Weg oder eine Straße kommt, findet sie auch ins Camp zurück.
Conni weiß nicht, wie lange sie durch die Dunkelheit stapft. Sie hat das Zeitgefühl vollkommen verloren. Als ein tief hängender Zweig ihr schmerzhaft ins Gesicht peitscht, jault sie auf. »Aua! Mist!«, schnieft sie und hält sich die Hände vors Gesicht. »Ich will nach Hause!«
Schritt für Schritt tastet sie sich vorwärts. Plötzlich fällt fahles Mondlicht durch das dichte Blätterwerk und erhellt den Weg. Die umstehenden Bäume sehen aus wie Geister. Ihre Gesichter treten aus den schartigen Rinden hervor. Sie strecken ihre knorrigen Arme nach ihr aus und –
Conni kneift die Augen zusammen und unterdrückt einen Aufschrei. Als sie einen Schritt zur Seite macht, gibt plötzlich der Boden unter ihren Füßen nach. Hals über Kopf rutscht sie in einen Graben neben dem Weg.
Unter ihr ist eiskalter Morast aus altem, verdorrtem Laub und feuchtemMoos, über ihr sind die Kronen der gespenstischen Bäume. Und dazwischen glitzern ein paar Sterne und die blasse Sichel
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