Conni & Co, Band 8: Conni, Paul und die Sache mit der Freundschaft
Viertelstunde nach Unterrichtsbeginn auf seinen Platz in der letzten Reihe des Physiksaals schieben will.
»Guten Morgen, Herr Hauser«, erwidert Herr Röthenstein. Noch ein neuer Lehrer, den ihnen der Wechsel in die Siebte beschert hat. Der bärtige Physiklehrer steht an der Tafel und hat gerade einen komplizierten optischen Versuchsaufbau zum Nachweis der Lichtbrechung erläutert, den die Klasse in Vierergruppen nachbauen soll. »Wie wär’s mit einer Entschuldigung?«
»Ent-schul-di-gung.« Paul betont jede Silbe einzeln und grinst. »Zufrieden?«
Conni, Billi und Anna wechseln einen Blick. Dina hält erschrocken die Luft an.
»Nein. Ganz und gar nicht«, sagt Herr Röthenstein. »Komm doch bitte an die Tafel, bevor du dich häuslich niederlässt und in deinem üblichen Schönheitsschlaf versinkst.«
Paul klatscht Mark und Tim ab, bevor er nach vorne geht. Phillip runzelt die Stirn.
»Zeichne bitte die Randstrahlen in die Zeichnung ein«, Herr Röthenstein hält ihm ein Stückchen Kreide hin, »und bestimme den Standpunkt für die Blende.«
Paul greift zögernd nach dem Kreidestück und kratzt sich mit der freien Hand am Kopf. Jeder aus der Klasse kann sehen, dass er keinen blassen Schimmer hat, was der Lehrer von ihm will.
Conni schluckt. Sie verspürt Mitleid mit Paul. Am liebsten würde sie aufspringen, nach vorne laufen und ihm helfen. Wenn sie ihm wenigstens vorsagen könnte! Aber dazu sitzt sie viel zu weit weg. Und außerdem passt Herr Röthenstein wie ein Polizeihund auf. Nach außen wirkt er ganz ruhig. Nur sein Blick verrät, wie genervt er ist. Und seine linke Fußspitze, mit der er ungeduldig auf den Boden tippt.
Paul zieht den Kopf ein, aber dann tritt er entschlossen vor und zeichnet ein paar zittrige Kreidestriche auf die Tafel. »Hier sind die Randstrahlen, und hier müsste die Blende stehen«, sagt er mutig.
Herr Röthenstein stöhnt theatralisch auf. »Falsch!«, blafft er, und: »Setzen! Weiterschlafen!«
Mit hochrotem Kopf schleicht Paul auf seinen Platz.
Der Physiklehrer macht einen Eintrag in seinen Lehrerkalender. Conni hätte große Lust, ihm das Notizbuch aus der Hand zu reißen und es aus dem Fenster zu werfen, ganz weit weg und auf Nimmerwiedersehen. Wieso haben manche Lehrer nur solchen Spaß daran, schwache Schüler bloßzustellen? Conni ist stinksauer. Sie findet das einfach unmöglich. Dass Paul keine Leuchte ist und Probleme in der Schule hat, weiß inzwischen jeder. Auch Herr Röthenstein.
»So ein Fiesling!«, flüstert Anna neben ihr.
Conni kann nur stumm nicken.
In der nächsten Stunde hat die 7a Mathe. Conni ist froh, dass ihnen wenigstens Herr Gunnarsson erhalten geblieben ist, ein beliebter junger Lehrer, der verblüffende Ähnlichkeit mit Johnny Depp hat.
Weil er zu spät gekommen ist, hat Paul es nicht mehr geschafft, die Hausaufgaben abzuschreiben. Doch anstatt es zuzugeben, tut er so, als hätte er sie gemacht. Beim Vergleichen der Ergebnisse fliegt sein Schwindel allerdings schnell auf, und Herr Gunnarsson hält ihm die zweite Standpauke des Vormittags.
Conni bläst die Wangen auf und lässt die Luft mit einem leisen Zischen entweichen. Es gibt einfach Tage im Schülerleben, an denen alles schiefgeht, was nur schiefgehen kann. Das weiß sie aus eigener Erfahrung. Wenn die Lehrer einen dann erst mal im Visier haben, zieht sich das wie ein roter Faden durch sämtliche Stunden.
Als würden die sich im Lehrerzimmer untereinander absprechen, denkt sie. Wer weiß? Vielleicht machen sie das tatsächlich!
Aber wenigstens verzichtet Herr Gunnarsson auf einen Eintrag in sein Notizbuch. Im Gegenteil, er ist so nett und gibt der Klasse eine Stillarbeit, während er gemeinsam mit Paul die Hausaufgaben durchgeht.
»Wenn nur alle Lehrer so hilfsbereit wären«, raunt Conni Anna, Billi und Dina zu.
»Du glaubst wohl noch an Märchen!«, flüstert Anna zurück.
»Nicht wirklich«, murmelt Conni. »Nur manchmal.«
Am Ende der Stunde atmet Paul vernehmlich auf. Dass ihm die Sonderbehandlung durch den engagierten Mathelehrer nicht sonderlich gefallen hat, ist ihm an der Nasenspitze abzulesen. Zusammen mit den anderen Jungs geht er hinaus auf den Pausenhof und lehnt sich unter einem der Basketballkörbe gegen die Wand. Eine Hand tief in die Taschen seiner Jeans geschoben, verdrückt er wortlos einen Schokoriegel.
Die Mädchen kommen über den Hof geschlendert und stellen sich dazu.
»Mann«, sagt Mark gerade zu Paul. »Deine Nerven möchte ich haben!«
Paul
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