Conni & Co, Band 9: Conni, Phillip und ein Kuss im Schnee (German Edition)
vor den Ferien auswendig zu lernen.
Mau sitzt auf der Fensterbank und putzt sich.
»Welches Gedicht soll ich nehmen?«, fragt Conni ihn. Sie blättert in dem dicken Buch und tippt auf eine Doppelseite. Gleich zwei Gedichte stehen dort, die ihr gut gefallen.
»Das eine ist echt lustig«, sagt Conni und knipst die Schreibtischlampe an. »Es heißt ›Tannengeflüster‹ und ist von James Krüss. Das andere ist ein bisschen altmodisch. ›Weihnachten‹ von Joseph von Eichendorff. Das kennst du bestimmt! Soll ich’s dir mal vorlesen?«
Mau sieht nicht so aus, als würde ihn deutsche Dichtkunst besonders interessieren. Ungerührt setzt er seine Fellpflege fort und hört nur mit halb gespitztem Ohr zu, als Conni anfängt vorzulesen:
»Markt und Straßen steh’n verlassen,
still erleuchtet jedes Haus;
sinnend geh ich durch die Gassen,
alles sieht so festlich aus.«
Conni liest langsam und achtet auf die Betonung. Sie will gerade weiterlesen, als Mau den Kopf senkt und das Maul halb öffnet.
»Chrr-chrr«, macht er. Und noch einmal: »Chrrr!«
Conni springt auf und streichelt ihn.
»Hast du Fell verschluckt, du Armer?« Sie streicht ihm vorsichtig über den Rücken. »Ganz ruhig. Schluck’s einfach runter. Oder würg’s hoch und spuck es aus!«
»Chrr«, macht Mau. Dann hebt er den Kopf, schluckt ein paarmal und schüttelt sich. Er sieht so verdutzt aus, dass Conni lachen muss. Obwohl – so witzig hat sich das gerade nicht angehört!
Sie mustert ihren kleinen Tigerkater besorgt.
»Was war das denn? Komm, wir gehen mal nach unten und fragen Mama.«
Sie nimmt Mau auf den Arm. Er schmiegt sich an sie, legt sein Kinn auf ihre Schulter und schnurrt wie ein kleiner Motor. Bildet Conni es sich nur ein, oder hört es sich ein wenig heiser an?
Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, balanciert sie mit ihm die Treppe hinunter.
Im Haus ist es still. Jakob ist beim Kinderturnen. Nur aus dem Wohnzimmer dringt Licht. Conni setzt Mau ab. Er flitzt sofort zur Terrassentür und starrt hinaus. Sein Schwanz zuckt hin und her. Obwohl es noch nicht mal Abend ist, ist es draußen inzwischen schon fast dunkel. Conni fragt sich, was er wohl sieht.
Ihre Mutter sitzt in einer Sofaecke im Wohnzimmer und liest im Schein einer Leselampe. Auf dem Tisch brennen ein paar Kerzen. Der Familienadventskalender hängt wie jedes Jahr am Bücherregal. Er besteht aus einer langen Kordel, an der kleine, bunte Päckchen befestigt sind. Im ganzen Raum duftet es nach frischem Tannengrün. Die roten Kugeln am Adventskranz schimmern. Im Radio dudelt leise klassische Musik. Es ist urgemütlich.
Conni schnappt sich einen Spekulatius und eine Mandarine aus der Schale neben dem Adventskranz, wirft sich in einen Sessel und erzählt ihrer Mutter von den merkwürdigen Geräuschen, die Mau gemacht hat.
»Das hat er neulich schon mal gemacht«, sagt sie und verputzt den Spekulatius, bevor sie die Mandarine schält.
»Hm, merkwürdig.« Ihre Mutter legt das Buch beiseite. »Ich hab’s auch schon gehört, aber ich wusste nicht, dass er es öfter macht. Vielleicht fehlt ihm frisches Gras?«
Conni weiß, dass Katzen Gras fressen müssen, um das Fell, das sie beim Putzen verschlucken, wieder herauswürgen zu können. Im Moment geht Mau kaum noch in den Garten. Ob es daran liegt?
Wie auf Bestellung macht Mau »Chrr-chrr!«.
Connis Mutter runzelt die Stirn.
»Das klingt, als hätte er Husten«, sagt sie. »Vielleicht steckt ihm auch etwas im Rachen. Auf jeden Fall sollten wir mit ihm zum Tierarzt gehen.«
»Kannst du ihm nicht einfach einen Löffel Hustensaft geben?« Conni schiebt sich ein Stück Mandarine zwischen die Zähne. Es schmeckt lecker. Süß und saftig.
»Ich bin Kinderärztin, keine Tierärztin«, lacht Mama. »Ich ruf gleich mal in der Tierarztpraxis an. Vielleicht kannst du morgen nach der Schule mit Mau vorbeikommen. Würdest du das übernehmen? Ich komme morgen erst spät von der Arbeit nach Hause.«
»Klar!« Conni nickt sofort. Schließlich ist Mau ihr Kater. Es gehört dazu, dass sie sich um ihn kümmert. Auch wenn er krank ist.
Hoffentlich ist es nichts Schlimmes, denkt sie, als Mama aufsteht und die Nummer des Tierarztes wählt.
»Du kannst morgen Nachmittag um drei in die Praxis kommen«, sagt sie, als sie das Gespräch beendet hat.
»Ich hab morgen nur sechs Stunden. Das passt prima«, meint Conni. Sie sammelt die Mandarinenschalen ein, nimmt sich noch einen Keks und steht auf. »Ich geh nach oben.«
»Ist gut.«
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