Constantine
seiner Jeanstasche.
Dann verschloss er die Tür mit dem neuen Riegel, den er angebracht hatte, und schlich barfuß die Stufen zu den Kabinen hoch. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand auf dem Flur war, eilte er mit ein paar langen Schritten zu ihrer Tür.
Einmal klopfen, und sie ging auf.
»Das war schnell«, sagte sie und spähte an ihm vorbei. »Oder hast du deine neue Freundin mitgebracht?«
Er grinste. »Hör auf, sonst komme ich noch auf den Gedanken, du wärst eifersüchtig.«
Sie verdrehte die Augen und trat zurück, um ihn hereinzulassen.
»Du hast aufgeräumt«, sagte er und sah sich um. Es war nicht perfekt, aber man sah immerhin ein paar mehr freie Oberflächen als vorher.
»Deshalb brauche ich dein Telefon«, sagte sie und hielt ihm die Hand hin. »Ich habe meins verlegt. Und komm bloß nicht auf die Idee, mir deswegen eine Strafpredigt zu halten; wir haben alle den gleichen Vertrag unterschrieben, und ich wette, die Hälfte der Crew hat eins.«
»Wer ist denn so wichtig, dass du mir dein Geheimnis anvertrauen musst?«, fragte er und zog sein Handy heraus.
»Meine Schwester. Ich kümmere mich um sie.« Das klang arglos und absolut ehrlich, wenn ihn sein Bauchgefühl nicht täuschte.
»Was ist denn mit ihr? Ist sie krank?«
»Sie ist allein, das ist alles.«
»Wie alt ist sie denn?«
»Sechsundzwanzig.«
Er lachte. »Und kein Babysitter da?«
Sie nahm das Telefon, das er ihr hinhielt, und ließ sich auf ihr Bett sinken. »Ich telefoniere einfach gern täglich mit ihr. Wir haben ja nur noch uns.«
»Du kannst sie gern von meinem Handy aus anrufen.«
»Ist schon okay. Ich würde wirklich gern wissen, wo meins ist.«
Normalerweise hätte er für sie gewählt, um zu verhindern, dass sie sah, was für ein Hightech-Telefon er hatte, doch er wollte, dass sie sich einen Augenblick lang auf das Tastenfeld konzentrierte, damit er unauffällig ihr Handy aus der Tasche ziehen und unter die Bettdecke schieben konnte.
Eine Sekunde später summte es leise im Bett.
»Oh Gott sei Dank«, sagte sie mit einem erleichterten Seufzen. »Wie um alles in der Welt ist das Ding ins Bett gelangt?«
»Du solltest gelegentlich die Decke aufschütteln.«
»Wir haben alle unsere Macken.« Sie hob sämtliche Decken und Laken und kroch darunter, bis sie die Quelle des Summens entdeckt hatte. Dann lugte sie unter dem Stoffberg hervor und schüttelte beim Anblick seiner entblößten Brust den Kopf. »Na ja, manche sind vielleicht doch makellos.«
Er nahm das Kompliment mit einem Lächeln. »Ich habe jede Menge Macken, glaub mir.«
»Kleine Schwächen vielleicht.« Sie streckte die Hand vor und wedelte triumphierend mit dem Telefon. »Aber richtige Macken hast du keine. Du siehst super aus, bist charmant, ein ausgezeichneter Taucher, und du teilst Beute und Lob mit deinen Crewkollegen. Letzte Nacht hast du dich sogar erst um meine Verätzungen gekümmert.«
»Und trotzdem hast du gleich das Schlimmste angenommen, als du mich mit Alita Holloway im Labor angetroffen hast.«
Sie nickte. »Ja. Aber nachdem du derart schnell hier warst, um mir mit dem Telefon zu helfen, kannst du dich offenbar recht gut gegen ihren Charme wehren. Noch ein Vorzug.«
»Wenn du nicht aufpasst, fängst du noch an, mich zu mögen.«
»Keine Sorgen, so weit kommt’s nicht.«
Er lachte leise. »Warum nicht?«
»Weil ich …« Sie verstummte, als hätte sie schon zu viel gesagt.
»Weil du was?« Er strich mit einem Finger über ihren Arm. »Warum sprichst du nicht weiter?«
»Ich möchte nicht.« Sie sah wieder auf ihr Telefon. »Ich wünschte, ich könnte dir vertrauen«, fügte sie leise hinzu.
»Weil du Geheimnisse hast?«
»Jeder Mensch hat Geheimnisse.«
Er stützte den Arm hinter ihrem Rücken ab und lehnte sich näher zu ihr. »Verrat mir deines.«
Eine Sekunde lang dachte er, sie würde reden. Doch dann wandte sie sich abrupt ab und stand vom Bett auf. Er packte ihren Arm.
»Kein Problem«, sagte er beschwichtigend. »Ich bin nicht an deinen Geheimnissen interessiert.«
Sie setzte sich wieder hin, nicht mehr ganz so nah, aber doch nah genug, dass er ihre Wärme spürte. »Du bist auf irgendwas aus«, sagte sie und musterte ihn. »Ich habe noch nicht herausgefunden, auf was, aber ich komme schon noch dahinter.«
»Zweimal darfst du raten, Lizzie.« Er senkte seinen Blick auf ihren Mund und strich ihr eine Locke von der Wange. Sie schloss die Augen, als er näher kam, um sie zu küssen. »Der erste Versuch gilt
Weitere Kostenlose Bücher