Constantine
schwanger war, bezweifelte aber, dass sie wirklich kürzer treten würde. »Bis dahin werde ich dich wohl oder übel aus dem Bett holen, um dir zu berichten, was hier los ist.«
»Wird auch Zeit. Ich hatte dir gesagt, dass du dich täglich melden sollst.«
»Glaub mir, Luce, das sollte die geringste deiner Sorgen sein.«
»Na großartig.«
Im Hintergrund waren Geräusche zu hören und die leise Stimme eines Mannes; das musste Jack Culver sein, der Mann an ihrer Seite. Während er wartete, stellte sich Con vor, wie die gertenschlanke Frau mit dem langen Seidenhaar vom Bett aufstand und durch den Flur in ihr Büro ging.
»Okay, Con. Du kannst jetzt sprechen.«
»Eine Person auf dem Schiff weiß, dass das Wrack die
El Falcone
ist; sie hat bereits einen der Diamanten geborgen und beiseitegeschafft. Das Gleiche hat sie mit dem dazugehörigen Zepter vor. Sobald sie beides zusammen hat, will sie die Funde an Land bringen und verstecken, bis das zweite Zepter gefunden ist.«
»Wow. Gute Arbeit. Gründlich und schnell. Wer ist die Person und wie wirst du vorgehen?«
»Sie heißt Elizabeth Dare.«
Lucy wartete eine Sekunde. »Wie sieht dein Plan aus?«
»Ich werde ihr helfen, das Zepter zu bergen und an Land zu verstecken.«
Am anderen Ende herrschte Stille.
»Weil sie nicht diejenige ist, die wir suchen.«
»Nein? Hört sich aber ganz danach an.«
»Nein. Sie hat zwar tatsächlich vor, Paxton zu schaden, aber sie hat nicht vor, Schätze zu stehlen.«
»Du hast gerade gesagt, dass sie einen der Diamanten hat.«
»Außerdem, meine ich. Die undichte Stelle an Bord ist Flynn Paxton, der tatkräftige Unterstützung von Alita Holloway hat. Das habe ich heute unter nicht gerade einfachen Bedingungen nachgewiesen, sprich, ich bin mitten im November durch das eiskalte Wasser geschwommen und habe meine besonderen Talente angewandt, indem ich etwas zurückgeholt habe, das er an sich gebracht hatte.«
Einen Augenblick lang war nichts zu hören außer dem Rascheln von Papier. »Elizabeth Dare ist die Tochter des verstorbenen Malcolm Dare«, sagte sie dann.
»Sie ist nicht unsere Zielperson, Lucy. Ihre Pläne haben persönliche und familiäre Hintergründe. Aber ich werde sie im Auge behalten.«
»Klingt so, als ob du dich schon sehr gründlich mit ihr beschäftigt hast.«
Groll stieg in ihm auf. »Und das ist auch durchaus sinnvoll«, gab er zurück. »Wenn ich nicht mit ihr zusammenarbeite, macht sie, was sie will. Auf diese Weise weiß ich genau, wo die Schätze sind, und habe sie unter Kontrolle.«
»Klingt einleuchtend. Ich bin trotzdem nicht ganz überzeugt. Was ist mit Flynn?«
»Kommt darauf an. Wie wird unser Kunde reagieren, wenn er erfährt, dass der Dieb und Verräter sein eigener Stiefsohn ist?«
»Schwer zu sagen. Sie waren sich in der Vergangenheit alles andere als grün, doch Judd versucht offenbar, sich mit ihm auszusöhnen. Seit Judd Flynns Mutter vor zehn Jahren geheiratet hat, lagen sie sich immer wieder in den Haaren. Dass Judd ihm die Leitung dieser Operation übertragen hat, soll ihm wohl zeigen, dass sein Stiefvater ihm zutraut, das Unternehmen zu führen. Wobei ich persönlich nicht glaube, dass Judd wirklich die Absicht hat, sein Vermögen und seinen Ruf an seinen Sohn weiterzugeben.«
»Flynn weiß das vermutlich und nimmt sich, was er kriegen kann«, sagte Con. Dass Lucy nicht den naheliegenden Schluss zog, sondern das ganz Bild betrachtete, war ermutigend. »Wenn jemand spezielle Kontakte nach draußen hat und Funde weiterverkauft, bevor Paxton senior sie registriert hat, dann ist das Flynn.«
»Und du bist sicher, dass es nicht die reizende Blondine mit den braunen Augen und der umwerfenden Figur ist?«
»Hast du ein Foto oder denkst du dir, dass sie so aussieht?«
Lucy lachte leise. »Die Figur hab ich geraten.«
»Und zwar richtig. Was in der Akte vermutlich nicht drinsteht, ist, warum sie das tut; dass das Schiff Teil ihrer Familiengeschichte ist. Die
El Falcone
war das Schiff eines ihrer Vorfahren, Aramis Dare. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, das Lebenswerk ihres Vaters zu vollenden. Daran ist nichts auszusetzen.«
»Außer der Tatsache, dass sie einen Schatz von unvorstellbarem Wert entwenden und von Bord schaffen will, um ihn zu verstecken.«
»Okay, das. Aber bitte häng dich jetzt nicht an Lizzie auf, denn unsere wahre Zielperson ist wirklich Flynn. Ich brauche noch ein wenig mehr Zeit, um es zu beweisen, denn Judd wird sicher auf harten Fakten bestehen, wenn es um ein
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