Insel für sie gewesen sein …«
»Das ist es ja gerade.« Gabby zog die Kopfkissen zurecht und strich sie glatt, während sie Briannas Blick folgte. »Ihr Leben war wunderbar. Sie hatte einen netten jungen Mann, den sie bald heiraten wollte, stammte aus einer tollen Familie – alles schien perfekt.«
Brianna wandte sich um. Trotz der warmen Sonne war ihr auf einmal kalt. »Wirklich? Hast sie einen Abschiedsbrief hinterlassen?«
»Nein. Aber warum sonst sollte man da hochklettern? Bestimmt wollte sie nicht die Mechanik reparieren.«
»Weiß Mrs Bettencourt, was mit ihr war? Vielleicht war es ja ein Unfall.«
»Sie sagte, das Mädchen habe den ganzen Tag geweint. Außerdem sei ihre Mutter gestorben, schon vor gut einem Jahr.«
»Oh. Aus Trauer tun Menschen manchmal die seltsamsten Dinge«, sagte Brianna. Sie hatte sehr gelitten, als ihr Vater starb – aber an Selbstmord hatte sie nie gedacht. Natürlich hatte sie sich immer an Lizzie festhalten können.
Erneut plagte sie das schlechte Gewissen. »Sicher, dass ich heute nicht in das Restaurant gehen kann? Ich möchte meiner Schwester wirklich dringend eine Mail schicken.«
»Wissen Sie was, ich schicke die Mail für Sie. Wie ist die Adresse?«
»Das wäre toll.« Brianna griff nach ihrer Handtasche und einem Notizblock, von dem sie eine Seite abriss, um Lizzies E-Mail-Adresse aufzuschreiben. »Schreiben Sie ihr einfach, dass es mir gut geht und dass ich … an Aramis dran bin. Sie versteht, was ich damit meine.«
»Aramis?«
Brianna schrieb den Namen ebenfalls auf das Papier. »Ja. Schreiben Sie ihr, dass bei mir alles okay ist und dass ich mich bei ihr melde, sobald ich kann. Und … dass ich sie lieb habe.«
Gabby nahm den Zettel entgegen und nickte. »Mach ich gern.«
Als sie gegangen war, trank Brianna ihren Kaffee aus und blickte wieder auf die Windmühle. Ein so unerklärlicher Tod – kaum zu glauben.
Sie schloss die Augen und sprach ein kurzes Gebet für die junge Frau, dann zog sie sich an, um sich mit ihrer exzentrischen – möglicherweise sogar verrückten – Gastgeberin Solange Bettencourt zu treffen.
Con Xenakis würde eine Weile brauchen, bis er sie hier fand. Ein beruhigender Gedanke – ebenso wie die Tatsache, dass sie Zepter und Diamant in wenigen Stunden endlich in ihrem Banksafe einschließen konnte. Lizzie durchschritt die engen Räume, die Dad immer als seinen Arbeitsplatz bezeichnet hatte. Das Strandhaus mit seinen fünf Zimmern war kaum hundert Quadratmeter groß und hatte mehrere Hurrikane überlebt. Als sie vor seiner Arbeitszimmertür ankam, musste sie beinahe lachen. Im Innern hatte es keinen Hurrikan gebraucht, um Chaos anzurichten.
Brianna hatte sich Mühe gegeben, aber sie würden einen Bulldozer brauchen, um die Berge von Papier abzutragen.
Den Duft von Old Spice in der Nase trat sie ein und stellte sich vor, wie er sich auf seinem alten Schreibtischstuhl zu ihr umdrehte und sagte:
Lizzie Lou, da schau einer an
.
Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle. »Ja, Dad. Ich habe mich von einem heißen Typen reinlegen lassen. Du wärst richtig stolz auf mich.«
Sie ließ sich auf seinen Stuhl sinken und schaltete den Computer an. Hoffentlich hatte Brianna auf die E-Mail geantwortet, die sie von Cons Smartphone aus geschickt hatte. Während sie wartete, bis der Rechner gebootet hatte, blätterte sie Unterlagen durch. Die einschlägigen Papiere waren alle weg; übrig waren nur noch alte Notizen und Weihnachtskarten von Tauchkollegen.
Sie klickte auf den Browserbalken und erhielt eine Liste der zuletzt besuchten Seiten. Die meisten davon kamen ihr bekannt vor – bis auf die Letzte, die etwas mit Ahnenforschung zu tun hatte. Neugierig klickte sie darauf und scrollte über die Homepage, bis sie einen blinkenden Link entdeckte.
Willkommen,
MD
are, Sie haben neue Nachrichten im Forum
.
Sie zögerte einen Augenblick und ließ ihre Hand über der Maus schweben. Sollte sie den Link aufrufen? Wusste die Person vielleicht nicht, dass ihr Vater tot war?
Wahrscheinlich nicht. In einem Forum für Bergungstaucher wäre es bekannt, aber bei Ahnenforschern? Sie klickte auf den Link.
MD
are, ich habe die Auskünfte über Carlos Bettencourt, um 1860, die Sie erbeten haben. Bitte antworten Sie an meine private E-Mail-Adresse:
[email protected].
Sie war versucht, es einfach dabei bewenden zu lassen, fand dann aber, dass das nicht richtig war.
Sie klickte auf den Antwortbutton und schrieb:
Danke, dass Sie sich bei
MD
are