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Constantine

Constantine

Titel: Constantine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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mehr malerisch aussah. »Das ist eine Tragödie. Haben Sie sie gekannt?«
    »In Corvo kennt jeder jeden. Hier wohnen insgesamt nicht mehr als dreihundertfünfzig Leute, alle irgendwie miteinander verwandt. Und das seit zwei Jahrhunderten. Die ganze Insel ist im Grunde total auf den Hund gekommen.«
    Brianna trank einen Schluck Kaffee und betrachtete die Frau, die aussah, als stammte sie von einer Farm in Iowa. »Was hat Sie hierher verschlagen?«
    »Oh, ich bin nur auf der Durchreise; ich bin hier weg, sobald dieser Job bei Mrs Bettencourt erledigt ist. Ich war eigentlich schon im Aufbruch, als ich von der Stelle hörte. Aber um Ihre Frage zu beantworten, ich bin ein Jahr lang durch Europa gereist, nach einer schlimmen Scheidung, nachdem mein Mann mich mit einer anderen … ach, egal, ein Klassiker. Ich bin seit zwei Monaten hier in Corvo, weil es einer der schönsten Orte ist, die ich je gesehen habe. Kurz bevor ich nach Spanien weiterreisen wollte, habe ich von Ana gehört. Da dachte ich, ich könnte ein bisschen was dazuverdienen, bei dieser Lady, die offenbar in ihrem ganzen Leben ihr Bett nicht selbst gemacht hat.«
    »Wow, das klingt nach Abenteuer.«
    Gabby lachte und schüttelte die Daunendecke auf. »Ich musste auf jeden Fall mal raus aus Indiana. Als mein Mann auszog, war ich völlig am Boden zerstört und hatte nicht mehr in der Hand als die Hälfte des Erlöses für unser Haus. Da gab mir eine Freundin dieses Buch über die Frau, die nach ihrer Scheidung nach Italien und dann nach Indien gegangen ist, um sich selbst zu finden. Ich dachte, warum eigentlich nicht? Ich war mit meinen fünfzig Jahren noch nicht über die Grenzen von Pittsburgh hinausgekommen.«
    Brianna schenkte ihr ein warmes Lächeln. »Ich mag verwegene Menschen.«
    »Und was ist mit Ihnen? Was führt Sie auf diesen reizenden Felsen mitten im Ozean? Noch etwas anderes als Ihr Rechercheprojekt?«
    »Nein.«
    »Was hat Mrs Bettencourt damit zu tun?«
    »Ihre Vorfahren haben damit zu tun. Ich hatte gehofft, dass ich Zutritt zu ihrer Bibliothek bekomme. Sie sagte, es gibt hier eine im Haus.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das als Bibliothek bezeichnen würde, aber es gibt einen Raum mit ein paar Büchern.«
    »Wie hat es denn Mrs Bettencourt hierher verschlagen?«
    »Darum ranken sich jede Menge Gerüchte. Ich habe mich mit der Cousine eines Freundes von Anas Verlobtem angefreundet …« Sie lachte. »Glauben Sie mir, wenn Sie eine Weile hier leben, kennen Sie jeden. Also, Mr Bettencourt ist wohl ein Finanzhai von der Wallstreet; dieses Anwesen gehört seiner Familie seit Generationen. Offenbar hat sie versucht, sich umzubringen, und zwar mehr als einmal, und da hat er sie hierher geschickt.«
    »Er hat sie einfach abgeschoben und hierher verbannt? Ohne psychiatrische Hilfe? Ohne Therapie?«
    Gabby hob die Arme in einer hilflosen Geste. »Sie sind unfassbar reich, und er ist überall bekannt. Vielleicht war ihr das hier lieber als eine Anstalt.«
    »Sie kommt mir nicht vor, als wäre sie plemplem.«
    »Sie ist zumindest so plemplem, dass sie schon mehrmals versucht hat, Selbstmord zu begehen, seit sie hier ist.«
    »Wow.« Was war das für ein Ort? Die Insel der Selbstmörder? »Wie?«
    »Genau weiß ich es nicht. Ich weiß nur, dass Ana wirklich gut zu ihr war. Gerade deshalb ist es auch so furchtbar, dass sie …«
    Brianna nickte, und ein Gefühl von Trauer erfasste sie. Es war wirklich furchtbar. Ganz gleich, ob man sein Leben selbst beendete oder ein defekter Atemschlauch bei einem Höhlentauchgang schuld war – es war immer zu kurz. »Gabby, wissen Sie, ob es hier irgendwo Internetzugang gibt? Ich muss jemandem zu Hause dringend eine E-Mail schreiben.«
    »Nicht ganz einfach hier, aber im
Sousa
gibt es einen Computer, die können über Satellit ins Internet. Es ist das einzige Restaurant im Ort. Ich bewohne eines der beiden Zimmer, die darüberliegen. Die Verbindung ist mau, aber sonst müssten Sie mit der Fähre zu einer der größeren Inseln fahren. Terceira ist besser ausgerüstet.«
    Brianna blickte aus dem Fenster auf die Windmühle mit den drei Blättern. »Vielleicht gehe ich später noch ins Dorf. Ich würde wirklich gern erst sehen, was Mrs Bettencourt für mich vorbereitet hat.«
    »Oh, ich würde heute nicht ins Dorf gehen. Heute ist Anas Beerdigung, da steht alles still.«
    »Verstehe.« Kopfschüttelnd stellte Brianna sich vor, wie eine menschliche Gestalt über die Klippen stürzte. »Wie schrecklich muss das Leben auf dieser

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