Constantine
Mahlstein ächzte erneut ganz nah an ihr vorbei. Die Zähne der beiden Räder griffen bei jeder Drehung ineinander und zermalmten alles, was dazwischengeriet. So wollte sie nicht abtreten.
Die Irre schien verschwunden zu sein. Brianna bemühte sich weiter, ihren Oberkörper aufzurichten, und ließ schließlich die Wunde los. Ein erneutes Wimmern stieg aus ihrer Brust, als sie ihre blutverschmierten Hände sah.
Aber sie lebte. Und solange sie lebte, musste sie verdammt noch mal von hier verschwinden, so schnell es ging, bevor die Killerqueen wiederkam. Sie wagte nicht, um Hilfe zu rufen. Solange hatte vielleicht gedacht, dass sie tot war. Vielleicht wollte sie sie hier oben einfach verrotten lassen.
Hier kam nie jemand her.
Aber was war mit Gabby? Vielleicht kam die zurück. Ob sie Lizzie die E-Mail geschickt hatte?
Lizzie
. Eine ganz andere Art von Schmerz erfasste sie. Das war Lizzies schlimmster Albtraum: Brianna, die sich wider besseres Wissen in Gefahr begibt und darin umkommt.
Genau wie Dad.
Nein
. Sie würde nicht so sterben! Der Gedanke genügte, um sie den Schmerz vergessen zu lassen, und sie stützte sich weiter hoch und rutschte auf Knien durch die Blutlache.
Das Rad donnerte wieder vorbei, wie ein Raubtier, das hinter ihr auf- und abstrich und sie beständig daran erinnerte, dass es zur Stelle war und sie gleich fressen würde. Vorsichtig stützte sie sich ab. Der Schmerz in ihrer Schulter stach erneut zu und ließ Lichter vor ihren Augen aufblitzen.
Stöhnend versuchte sie aufzustehen, doch ihre Beine waren wie aus Gummi, und sie glitt fast auf dem glitschigen Blut aus. Schwankend kämpfte sie um ihr Gleichgewicht, und die Bewegung jagte erneut Schmerzen durch ihren Arm.
Im nächsten Moment brach sie wieder zusammen und landete mit den Knien auf dem Steinboden.
»Verdammt!«, zischte sie mit tränenüberströmtem Gesicht.
Sie würde es nie bis zu der Tür und dann die lange Treppe hinunterschaffen. Verzweiflung drohte sie zu überwältigen, doch sie presste die Augen zu, um dagegen anzukämpfen. Sie durfte nicht aufgeben. Sie musste hier raus.
Die Mühlenflügel draußen machten ein höheres, heulendes Geräusch, das zu einem Kreischen anschwoll – eine Windbö. Ob sie außen an der Mühle nach unten klettern konnte? Die Mauer war rau und unregelmäßig, hier und da ragten Steine heraus, und der Bau war nicht höher als ein dreistöckiges Haus.
Sie hatte gar keine andere Wahl, zumal sie auf diese Weise Solange und ihrer Waffe nicht so leicht in die Arme laufen würde.
Erneut sammelte sie alle verbliebenen Kräfte, um sich hochzuwuchten, und diesmal schaffte sie es, ihre Beine durchzudrücken und das Gleichgewicht zu halten. Es waren nur Schmerzen, sagte sie sich, nicht der Tod. Nur Schmerzen.
Du kannst das
. Sie machte zwei Schritte auf die Tür zu, schloss ihre Finger um die Klinke und wappnete sich gegen den Wind. Ein heftiger Stoß würde genügen, um sie rücklings in das Mahlwerk zu stürzen.
Als sie die Tür öffnete, fegte ihr der Wind ins Haar, und ein schauriges Gefühl von Kälte schoss durch das Loch in ihrer Schulter. Sie beugte sich vor, um zu sehen, wie steil das Mauergefälle war, doch der Winkel ließ es nicht zu.
Die innere Tür zum Mahlwerk flog auf, und der unvermittelte Windkanal schob sie wie eine unsichtbare Kraft wieder hinein. Sie versuchte, sich an der Klinke festzuhalten, verfehlte sie jedoch und war dem Wind hilflos ausgeliefert. Zwei, drei Schritte … dann erreichten ihre Füße die Kante zum Mahlwerk.
Sie warf sich flach auf den Boden, um nicht in das Räderwerk zu fallen, da ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen. Sie blickte zur Eingangstür, die zugeschlagen war, ohne dass jemand hereingekommen war. Sie war wieder allein.
Für eine Sekunde erstarb der Wind, und die Tür zum Windrad begann sich langsam zu schließen. Doch dann schlug sie wieder auf, mit größerer Wucht als zuvor, und der Wind fuhr über Brianna hinweg wie ein Güterzug.
Während sie immer weiter über die Kante glitt, versuchte sie auf dem blutverschmierten Boden Halt zu finden – doch dann rutschte sie aus, ihr Fuß flog nach unten, geradewegs zwischen die hölzernen Zahnräder.
Sie öffnete den Mund, um zu schreien, weil sie mit Schmerzen rechnete, dem Geräusch brechender Knochen und der Schwärze des unvermeidlichen Todes.
Stattdessen geriet der Mechanismus ins Stocken … und begann zu quietschen. Ihr Fuß schien das Werk zu blockieren. Doch die Bestie wehrte sich; eine einzige
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