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Constantine

Constantine

Titel: Constantine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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unablässig die Windmühlenflügel vorbeizischten. Der nächste Vorsprung war auf Hüfthöhe, sie musste ihr Knie so weit wie möglich anziehen und sich mit beiden Armen hochhieven, während sie blind die Stelle für ihren Fuß ertastete. Das Rauschen der Flügel zerrte an ihren Nerven, der Wind peitschte den Ozean auf.
    Sie bemühte sich ihr Zittern im Zaum zu halten und kletterte weiter, stöhnend vor Anstrengung, aber fest entschlossen.
    Jetzt war das Seil in Reichweite. Noch ein Schritt, eine Stufe, ein mühsamer Zug mit den Armen, dann wäre sie hoch genug, um das Ende des Seils zu erreichen … doch sie kam nicht dran.
    Ein Windstoß ließ das Seil schwingen und blies die Tür weit über ihr auf, sodass Cons Stimme zu ihr nach draußen drang.
    »Mach schneller, Lizzie! Schneller!«
    Sie waren noch am Leben! Lizzie streckte den Arm so weit aus, wie es nur irgend ging, schloss die Hand fest um das Seil und zog.
    Nichts passierte.
    Panik erfasste sie. War das nicht das Blockierseil? Oder war sie einfach nicht stark genug? Sie musste ihr ganzes Körpergewicht einsetzen, aber wenn sie die Wand losließ, um mit beiden Händen zuzugreifen, riskierte sie, von einem der Flügel erfasst zu werden.
    Sie konnte die beiden nicht sterben lassen.
    Mit jedem einzelnen Muskel ihres Körpers drückte sie sich von der Wand ab, packte das Seil und ließ sich fallen.
    Es bewegte sich! Es senkte sich! Knirschend wurden die Flügel langsamer, und als sie nach oben blickte, sah sie den Hebel, an dem das Seil befestigt war, allmählich sinken.
    Das Windrad wurde immer langsamer, und das Ächzen ließ nach. Brees und Cons Überlebenschancen nahmen deutlich zu. Als der Hebel schließlich genau quer stand und Lizzies Füße nur noch einen halben Meter über dem Boden baumelten, stand das Rad still.
    Sie hatte es geschafft!
    »Kann ich loslassen?«, schrie sie zu Con hoch. Ihre Arme brannten wie Feuer, aber wenn sie losließ, würde sich das Rad möglicherweise wieder anfangen zu drehen.
    Schaurige Stille folgte. Hatte sie zu lange gebraucht? War einer von beiden, während sie die Wand hochgeklettert war, abgerutscht, sodass sie in das Räderwerk hineingezogen und zerquetscht worden waren? Sie wagte kaum zu atmen, während sie am Seil hing, als wäre es der buchstäbliche seidene Faden.
    »Du kannst loslassen«, hörte sie schließlich Con rufen. »Ich habe sie. Wir sind draußen.«
    Mit einem erleichterten Stöhnen ließ Lizzie sich zu Boden fallen und rannte dann in die Mühle zurück, Bilder von Bree vor Augen, voller Blut, dem Tode nah, und von Con, der sich mutig in das tödliche Getriebe stürzte, um eine Frau zu retten, die er noch nie gesehen hatte.
    Ohne eine Sekunde zu zögern, hatte er sein Leben aufs Spiel gesetzt.
    Was kümmerte sie da noch seine Vergangenheit?

22
    Als die Polizei den Tatort verließ, ging bereits die Sonne auf.
    Lizzie war mit Brianna in dem Vehikel gefahren, das auf Corvo als Krankenwagen diente. Der Schuss hatte lediglich Muskelgewebe durchschlagen und die Wunde konnte auf Corvo versorgt werden. Con war bei den Beamten geblieben und hatte sich auf ein langwieriges Verhör eingerichtet, in einem Mischmasch aus gebrochenem Englisch und Portugiesisch, in dem er glaubhaft erklären musste, dass Solange bereits tot gewesen war, als sie ankamen.
    Das hatte sich dann erstaunlicherweise als der leichteste Teil der Übung herausgestellt. Für die Polizei war Solange Bettencourt eine Psychopathin, die angeblich bereits mindestens einen Selbstmordversuch begangen hatte. Der Tod ihrer Krankenschwester Anfang der Woche würde noch einmal aufgerollt werden. Inzwischen waren die Beamten weg.
    Con würde in Kürze zurückfahren, um sich wieder mit Lizzie zu treffen, doch zuerst hatte er noch etwas zu erledigen.
    Er musste Lucy anrufen und ihr sagen, dass sich die Dinge geändert hatten.
    Erschöpft von dem Kampf mit dem Getriebe, das Brianna zu zerquetschen drohte, und der schleppenden Kommunikation mit der Polizei, ließ er sich auf die Steintreppe sinken und griff nach seinem Handy, in Gedanken schon bei der nächsten anstrengenden Konfrontation.
    Doch die Hosentasche war leer, ebenso die zweite, sein Telefon war nicht da.
    War das ein Zeichen, dass er diesen Anruf besser nicht machen sollte?
    Mit einem tiefen Atemzug stand er auf, um zurück nach oben zu gehen. Mit Sicherheit war ihm das Handy aus der Tasche gerutscht, als er sich der Kraft des Mahlwerks entgegengestemmt hatte, um Brianna zu retten. Das war

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