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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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ihn in einem schlechten Licht darzustellen. Die Enttäuschung stand immer noch in Annes Augen, während sie erzählte, ihre Mutter sei an seiner Kaltherzigkeit gestorben. Sie sei dem Alkohol verfallen und habe sich zu Tode getrunken.
    Das war die Erklärung für das feindselige und schroffe Verhalten seiner Tochter. Sie hatte ihrer Mutter blind geglaubt, während es für Steiner in all den Jahren niemals eine Chance gegeben hatte, selbst Stellung zu beziehen.
    Aber nun war es soweit. Er wollte mit seiner Tochter neu beginnen.
    Erst jetzt fiel Annes Blick auf den Polizeibeamten.
    Â»Ich wollte dir mit der Befragung noch Zeit lassen«, erklärte Steiner schnell, bevor Anne etwas Falsches sagen konnte. »Aber die Zeit hat die Polizei leider nicht.«
    Â»Ist schon okay«, meinte sie, was Steiner erleichtert aufamten ließ. »Was wollen Sie wissen?«
    Â»Wie sind Sie an Oliver Wests Handy gekommen?«, lautete Jürgen Schnurs erste Frage.
    Â»Das war das Ollis Handy?« Anne Richters Staunen wirkte echt.
    Â»Wissen Sie nicht, wessen Handys Sie mit sich herumtragen?«
    Â»Jetzt erinnere ich mich. Olli hat mir irgendwann mal sein Handy gegeben, als auf meiner Karte kein Guthaben mehr war. Das hatte ich total vergessen. Mein Handy war ja in der Zwischenzeit wieder aufgeladen worden.«
    Â»Und Sie haben auch nicht mehr daran gedacht, als es in Ihrer Jacken­tasche piepste?«
    Â»Tut mir leid. Aber ich war so in Panik …«
    Â»Muss das jetzt sein?«, mischte sich Steiner ein.
    Schnur lenkte ein. »Dann hat Oliver nichts mit Ihrer Entführung zu tun?«
    Â»Nein!«
    Â»Und Ihr eigenes Handy?«, fragte Jürgen Schnur weiter. »Was ist damit passiert?«
    Anne Richter antwortete zerknirscht. »Abaddon sagte, ich bräuchte es nicht mehr.«
    Â»Warum haben Sie ihm Ihr eigenen Handy gegeben – das einzige, das noch funktionierte?«
    Â»Ich hatte nicht gewusst, dass zwei Handys in meinen Jackentaschen waren. Es war wohl Zufall, dass er meins erwischt hat.«
    Steiner schaute fragend auf Schnur, der daraufhin erklärte: »Wir bekamen einen Verbindungsnachweis zwischen deinem Handy und dem deiner Tochter, während der gesamte Limberg nach ihr abgesucht wurde. Deshalb war Forseti so darauf versessen, dich zu observieren.«
    Steiner schluckte. Diese Erklärung machte ihm deutlich, dass er Esther Unrecht getan hatte, als seine Tochter mit knapper Not dem Wahnsinnigen entkommen war.
    Â»Können Sie uns eine Täterbeschreibung geben?«, richtete sich Schnur wieder an Anne Richter.
    Sie nickte. Ihre Schultern bebten bei der Erinnerung an ihre letzten Stunden. Steiner stand unbeholfen daneben. Er litt mit ihr, wusste aber nicht, was er machen sollte. Jürgen Schnur gab ihm einen heftigen Stoß, dass er fast auf das Bett gefallen wäre, eine Geste, die Steiner verstand. Er lehnte sich an seine Tochter, hielt sie schützend in seinen Armen.
    Â»Leider muss ich Sie drängen. Bitte beschreiben Sie Abaddon!«
    Anne Richter atmete tief durch und begann zu sprechen: »Er war groß und bildhübsch. Selten habe ich so einen schönen Mann gesehen.«
    Â»Welche Haarfarbe hat Abaddon, sprach er saarländischen Dialekt, gab es irgendetwas Auffälliges an ihm – außer seiner Schönheit?«
    Â»Er ist groß und gertenschlank. Dialekt spricht er nicht, diese triviale Sprache lehnt er ab. Seine Haare sind pechschwarz, als wären sie gefärbt. Aber das sind sie nicht – sie sind echt. Abaddon ist finster wie die Nacht.«
    Â»Hat er dir niemals seinen richtigen Namen gesagt?«, fragte Steiner.
    Â»Doch«, entgegnete Anne Richter. »Sein richtiger Name ist Moritz Siebert.«

    Schnur und Steiner verließen das Krankenhaus. Draußen herrschte kalter Wind und Regen, was sie beide nicht bemerkten. Anne Richters Enthüllung mussten sie erst verarbeiten.
    Â»So eine verfahrene Situation hätte ich bei meinem ersten Fall als Dienststellenleiter nicht gebraucht«, murrte Schnur und zückte sein Handy. Er gab seine Anweisungen durch, wie Steiner den Wortfetzen entnahm, die er verstehen konnte.
    Â»Sie haben niemanden erwischt«, fluchte Schnur, als er auflegte.
    Â»Was heißt erwischt?«
    Â»Sie haben das Gebiet umstellt, wo du Anne Richter gefunden hast. Außerdem haben sie bei Otto Siebert im Turmzimmer nachgesehen. Dort ist Moritz Siebert – alias Abaddon – nicht.

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