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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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beiden Händen das Gesicht zu und versuchte, über seine Hoffnungslosigkeit Herr zu werden. Es musste einen Weg geben. Jetzt aufgeben, das kam nicht in Frage.
    Entschlossen richtete er sich auf.
    Es wurde heller. Die Sicht reichte aus, sich auf den Weg durch das Dickicht zu machen, das zum großen Steinbruch führte. Das große, schwarze, gähnende Loch, das sich vor ihm auftat, wischte den letzten Zweifel weg, dass er auf dem richtigen Weg war. Anne hatte gesagt, es sei dunkel, feucht und kalt. Alle Eigenschaften trafen genau auf diesen Ort zu. Er konnte allerdings nur von der anderen Seite hinabsteigen, um am Grund der Schlucht nach ihr zu suchen.
    Es wurde ein langer Marsch. Begleitet wurde er durch den erwachenden Tag.
    Angetrieben von Hoffnung, vermischt mit großer Verzweiflung, gelangte er auf den Grund der steinernen Ruinen, die nach jahrelangem Abtragen der Felsen übrig geblieben waren. Überall klafften Felsspalten und Vertiefungen. Er leuchtete mit der Taschenlampe in jeden noch so kleinen Hohlraum, fand aber nur Unrat und Moos.
    Plötzlich hörte er sie.
    Es klang unwirklich und doch zum Greifen nah. Er drehte sich um und sah, wie seine Tochter zerzaust, verschmutzt, verletzt, aber lebendig aus einer Felsspalte gekrochen kam. Schon wieder fühlte er sich wie in einem Horrorfilm. Zu grotesk erschien ihm diese Szene: ein Mensch vom Felsen ausgespuckt.
    Doch schnell fiel die Erstarrung von ihm ab. Er ließ die Taschenlampe fallen, rannte auf die knochendürre Frau zu und nahm sie in seine Arme.
    Anne Richter konnte sich kaum auf den Beinen halten. Zusammen mit ihrem Vater sank sie zu Boden. Ihr Körper schüttelte sich vom Weinkrampf. Sie stammelte: »Weil ich dich nicht töten konnte, hat er das getan.«
    Â»Das hat er von dir verlangt?«
    Sie brachte nur noch ein Nicken zustande, dann verlor sie das Bewusstsein.
    Erst jetzt sah Steiner, dass ihre Ringe an den Augenbrauen, ihre Ohrstecker und ihr Piercing an der Lippe gewaltsam abgerissen worden waren. Die Wunden hatten sich entzündet. Ihr Gesicht wirkte durch die vielen Verletzungen und Blutergüsse entstellt.
    Steiner hörte Schritte hinter sich.
    Sofort hielt er seine Glock 9 mm auf den Schatten gerichtet, der sich näherte. Sollte Abaddon, der Geisterfürst kommen.
    Seine Tochter stöhnte in seinem Arm, aber er musste wachsam bleiben. Sein Leben und das seiner Tochter lagen in seiner Hand.
    Doch das, was sich ihm stellte, war nicht Abaddon. Es war Esther Weis! Zusammen mit einigen Polizeibeamten. Sie alle sahen erschöpft und mitgenommen aus. Also hatte der Entführer seiner Tochter recht gehabt: Die Polizei war ihm gefolgt.
    Â»War es wirklich nötig, das Leben meiner Tochter in Gefahr zu bringen?«, blaffte er Esther unfreundlich an.
    Â»Ich tue nur, was Kriminalrat Forseti von mir verlangt hat. Es war weder meine noch Jürgens Idee«, rechtfertigte sie sich. »Ein Krankenwagen ist bestellt. Wie geht es ihr?«
    Â»Lass mich und meine Tochter einfach in Ruhe«, kam es boshaft zurück.
    Â»Das fällt mir schwer«, konterte Esther gereizt. »Was ich da in deiner Hand sehe, lässt mich an deiner Aufrichtigkeit ernsthaft zweifeln.«
    Steiners Blick fiel auf seine Pistole. Er schluckte. In der Hast hatte er die falsche Waffe eingesteckt.
    Â»Dir zu vertrauen ist wie ein Seiltanz über dem Feuer.«

Kapitel 42
    Im Flur des Krankenhauses traf Jürgen Schnur auf Harald Steiner. »Ich muss mit deiner Tochter sprechen«, erklärte er. »Willst du dabei sein?«
    Â»Ich bin hier, weil ich meine Tochter besuchen will. Also komme ich mit«, beschloss Steiner.
    Gemeinsam betraten sie das Krankenzimmer.
    Anne Richter war so weiß wie das Laken. Ihre schwarzen Haare standen in stumpfem Stacheln vom Kopf ab, was ihr ein borstiges Aussehen verlieh. Der Ansatz der Haare war hell.
    Ungeachtet der Tatsache, dass Jürgen Schnur im Hintergrund stand, begannen Steiner und seine Tochter ihre Aussprache, ein Gespräch, das fünfzehn Jahre nachholen sollte. Lang hörte Steiner ihr zu.
    Schnur beobachtete die beiden.
    Steiners Ex-Frau hatte wieder geheiratet, was den Namen Richter endlich erklärte. Ihr Mann entpuppte sich als Nichtsnutz, der sie um ihr restliches Geld brachte, bevor er starb. Unterhaltszahlungen hatte sie nie von Steiner verlangt, aber ihrer Tochter erzählt, er weigere sich, ihr einen Pfennig zu geben. Sie hatte keine Bosheit ausgelassen,

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