Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
mitschwang â¦
Steiner musste sich zusammenreiÃen, damit er die Frau nicht gewaltsam aus dem Haus warf. Doch die Tierärztin erkannte selbst, wie der Förster sich fühlte. Hastig eilte sie davon.
Steiner kniete sich auf den Boden vor den Korb, nahm den Kopf seines Hundes, der immer noch durch die Kahlrasur für die Operation gezeichnet war, legte ihn auf seinen Schoss und streichelte das wenige Fell auf der gesunden Hälfte des Gesichts.
Dieser Hund hatte Steiner nicht nur viele Jahre begleitet, er hatte ihn zu dem gemacht, was er heute war. Nachdem seine Frau und sein Kind ihn damals verlassen hatten, gab es nur einen an Steiners Seite, das war der Hund Moritz. Das kleine, lebhafte Tier hatte Steiner das Gefühl gegeben, wichtig zu sein, gebraucht zu werden, sich seiner Verantwortung nicht einfach entziehen zu dürfen. Steiner hatte diese stumme Aufforderung verstanden. Er hatte sich nicht aufgegeben, sondern einen neuen Schritt gewagt, nämlich einen Weg einzuschlagen, der für ihn und seinen Hund zur HerausÂforderung wurde. Moritz hatte ihm all die Jahre treu gedient, war ihm nicht nur ein guter Jagdhund, sondern auch ein lebensbejahender Begleiter. Und wie hatte das arme Tier seine letzten Wochen, Tage, ja sogar Stunden seines Lebens verbringen müssen? Steiner fühlte sich schuldig, weil er nicht da war, als der Hund ihn gebraucht hätte.
Er wusste nicht, wie lange er vor dem toten Tier saÃ. Er hatte auch nicht gewusst, dass er noch Tränen hatte. Aber jetzt waren sie da, flossen wie ein Wasserfall.
Er hörte Schritte.
Sein verschleierter Blick verriet ihm, dass Esther vor ihm stand.
»Ich habe gerade erfahren, was passiert ist«, sagte sie leise.
Steiner konnte nicht sprechen.
Aber das brauchte er auch nicht. Esther legte ihre Arme um ihn. Still verharrten sie vor dem Hundekorb.
Kapitel 43
Im Morgengrauen des 3. Dezember 2005 stand Steiner am Fenster. Nur Erinnerungen an seinen Hund liefen vor seinem inneren Auge ab. Moritz als verspielter Welpe, Moritz in der Ausbildung, Moritz als einsatzbereiter SchweiÃhund, Moritz, wie er dem kindlichen Micky das Gefühl der Verantwortung vermittelte, Moritz, wie er die herrische Haushälterin zum Lachen brachte, Moritz, der die Sonnenseite eines jeden Menschen zum Vorschein bringen konnte â allein durch seine Anwesenheit, seine VerspieltÂheit, seine Natürlichkeit und seine Aufmerksamkeit. Moritz, der Hund, der ihm â dem abgestumpften Steiner â gezeigt hatte, dass er nicht nur ein gescheiterter Polizist und ein unfähiger Familienvater, sondern ein Mann mit Gefühlen war.
Jetzt war dieser wichtige Bestandteil aus seinem Leben gegangen, hinterlieà ein unerträgliches Gefühl der Leere.
Ein Geräusch von seinem Bett lenkte ihn ab. Er sah auf Esther, wie sie nackt zwischen den Laken lag, ihr schöner, schlanker Körper, ihre blasse, zarte Haut. Sie hatte es auf eine unnachahmliche Weise verstanden, ihn zu trösten, hatte ihn von seinen rabenschwarzen Gedanken abgelenkt, hatte ihm das Gefühl gegeben, seinen Schmerz zu verstehen, sogar den Schmerz mit ihm geteilt.
Sie öffnete die Augen, ihre Blicke trafen sich.
»Ich bin früh dran«, entschuldigte er sich.
»Das ist gut«, meinte sie, stand auf und stellte sich neben ihn. »Heute ist die groÃe Jagd. Warum gehst du nicht vorzeitig los und überprüfst die Ansitze, um unnötige Unfälle zu vermeiden?«
Steiner staunte über den Scharfsinn der Polizeibeamtin. Sie hatte recht, denn nur so konnte er sich ablenken und gleichzeitig etwas tun, was dem Verlauf der Jagd zugute kam.
Steiner fuhr mit seinem Jeep in den Wald, Esther mit ihrem Suzuki zu Jürgen Schnurs Elternhaus.
Kapitel 44
Der Tag wurde sonnig. Nach vielen Wochen Dauerregen war das Wetter eine positive Ãberraschung zur richtigen Zeit.
Steiner überprüfte alle Kanzeln, sie waren unbeschädigt. Während er seinen Blick darauf richtete, sah er überall die Spuren der Arbeit, die Micky daran verrichtet hatte. Der Junge hatte unter Aufbringung all seiner Konzentration die Holzpaletten erneuert und eingesetzt. Nun würden Fremde darauf sitzen, ohne zu ahnen, wie viel Herzblut in diesen Vorrichtungen steckte.
Seufzend kontrollierte er die alte Scheune. Die Renovierungsarbeiten waren rechtzeitig beendet worden. Der Boden mit dicken, stabilen Holzbohlen ausgelegt, die Löcher in den Wänden mit Buntglas
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