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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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geschmückt, was den Charakter der früheren Kapelle nachahmte. Die Originalrundbogen, die dreihundert Jahre überstanden hatten, kamen durch das farbenreiche Lichtspiel schön zur Geltung. Die neue Jagdstube war notdürftig eingerichtet. In einer Aussparung in der dicken Mauer stand eine Statue des Heiligen Hubertus, dem Schutzpatron der Jäger. Rustikale Tische und Stühle sollten später dort eingerichtet werden. Für den heutigen Tag mussten einfache Partybänke notdürftig ihren Zweck erfüllen.
    Nach jedem zweiten Schritt schaute Steiner zur Seite, wo früher immer sein Hund war. Der Platz war leer, sein Schmerz groß. Wie gern war Moritz an dem großen Jagdereignis beteiligt, wie hatte er die Bewunderung der Jägerkollegen genossen, wenn er wieder einmal ein Reh fand, das außer ihm kein anderer Hund finden konnte. Er hatte stets genau gewusst, dass er gut war. Der Stolz war seinem Gesicht abzulesen. Auf der großen Jagd im letzten Jahr hatte er einen Keiler gestellt, der durch eine Schussverletzung im höchsten Grade aggressiv geworden war. Aber Moritz hatte das große Tier überlistet, bis Steiner kam und ihm den Fangschuss geben konnte. Ohne diesen Hund war Steiner nur ein halber Jäger.
    Mit schweren Schritten schleppte er sich zu dem vereinbarten Treffpunkt am Holzlagerplatz, um dort auf die Gäste zu warten.
    Sein Herz fühlte sich bleiern an.
    Ein Tag stand ihm bevor, auf den er sich lange vorbereitet und auf den er sich gefreut hatte; ein Tag, der jetzt ganz plötzlich zu einer Qual werden sollte. Er musste so tun, als sei alles ganz normal, dabei seine Verluste einfach wegschweigen, obwohl er es am liebsten allen laut ins Gesicht schreien wollte. Aber die Dienstbarkeit spielte nach anderen Regeln – denen er sich fügen musste.
    Aus allen Teilen Deutschlands trafen die Jäger und Jägerinnen ein. Sie waren in guter Stimmung, wozu das Wetter nicht wenig beitrug. Nach dem langen Regen war die Sonne eine Wohltat und das Thema Nummer eins.
    Steiner enthielt sich so lange wie möglich jeglicher Unterhaltung. Erst jetzt erkannte er, dass er vergessen hatte, eine Rede vorzubereiten. Da der Gastgeber seine Verspätung bereits angekündigt hatte, gehörte das zu seinen Aufgaben. Nervös trippelte er hin und her und versuchte, einige Sätze zusammenzustellen, aber seine Gedanken schweiften ab.
    Viele Franzosen befanden sich unter den Gästen. Mit Erleichterung entdeckte Steiner auch einige unter den Treibern, was bedeutete, dass der Gastgeber seine eigenen »Jagdgehilfen« mitgebracht hatte. So würde die Jagd gelingen. Der Anblick der immer größer werdenden Menschenmenge stimmte ihn zuversichtlich.
    Plötzlich übertönte eine Stimme alle anderen mit der Frage: »Steiner! Wo ist dein Hund?«
    Steiner hatte das Gefühl, innerlich zu Eis zu erstarrten. Er schaute den Waidmann nur an, unfähig eine Antwort zu geben. Die Sekunden der Stille kamen ihm endlos vor, bis der Jägersmann murmelte: »Scheiße! Das war wohl taktlos von mir.«
    Die Blicke, die er nun einfing, drückten Mitleid aus. Fast alle Jäger hatten einen Jagdhund, weshalb sie ahnten, wie schmerzhaft es war, ein solches Tier zu verlieren.
    Plötzlich stand Esther neben ihm. Sie trug einen jägergrünen Dress, in dem sie kess und sportlich aussah. Ihr Anblick ließ ihn für einen Moment den Schmerz vergessen.
    Â»Ich habe dir einige Sätze aufgeschrieben, die du vortragen kannst.« Sie hielt ihm einen Zettel entgegen.
    Â»Du bist nicht nur wunderschön, du bist auch meine Rettung. Mir fällt nämlich nichts ein.«
    Der Wiesenstreifen hinter dem Holzlagerplatz füllte sich weiter mit Autos, Jägern und Hunden. Ein ganzes Rudel kurzläufiger Terrier tummelte sich bellend und jaulend am Waldrand, die Hundemeute. Der Hundeführer kam aus Leidingen, dem Dorf auf der Grenze. Mitten durch den Ort, an der Neutralen Straße führt die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Während der Hundehalter auf der deutschen Seite wohnte, befand sich sein Hundezwinger auf französischem Gebiet. Immer, wenn die Hunde einen Befehl missachteten, konnte er das geschickt der sprachlichen Barriere zuschreiben, womit es ihm gelang, sich niemals den Zorn eines Jagdveranstalters zuzuziehen.
    Steiner winkte ihm zum Gruß – erleichtert, auch diesen Part der Treibjagd gesichert zu wissen.
    Die Jagdhornbläser trafen

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