Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
keinen Empfang.
Die anderen Treiber waren mit ihrem ständig gleich bleibenden Geräuschpegel weiter gezogen. Hastig eilten Schnur und Esther Weis hinterher. Die ersten Bodenkanzeln kamen in Sicht, mit ihnen die Jäger, die darauf ansaÃen und auf das Wild warteten.
Ein Schuss donnerte mit einem direkt darauf folgenden Echo.
»Das war ein Schuss mit Treffer«, bemerkte Steiner. »Das erkennt man am Kugelschlag.«
Schnur stöhnte innerlich. Der Kugelschlag gab nur an, dass etwas getroffen war â aber nicht was!
Kapitel 45
Kullmanns Nervosität wuchs. Da hatten sie dank modernster Technik die Möglichkeit, ein Telefon überall mit sich herumzutragen, schon funktioÂnierte diese Errungenschaft nicht. Wieder und wieder wählte er Jürgen Schnurs Nummer, aber das Einzige, was er hörte, lautete: »Der Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar«.
»Wir müssen auf den Limberg fahren«, beschloss Anke. »Nur vor Ort können wir etwas ausrichten.
Doch Kullmann winkte ab. »Was willst du dort machen? Die Jagd ist in vollem Gange, wir wissen nicht, wo die Treiber sind, wissen nicht wo die Jäger sind. Wir kennen uns nicht aus.«
»Aber du warst doch damals im Fall Eduard Zimmer auf dem Limberg«, hielt sie dagegen.
»Erstens, ist das fünfzehn Jahre her. Und zweitens, umfasst der Limberg sechshundert Hektar. Ich kann mich nicht mehr an jeden Winkel erinnern.«
»Stimmt! Das wäre ein bisschen zu viel verlangt.«
»Jetzt erkenne ich den Fehler, den wir gemacht haben«, gab Kullmann zu. »Die ganze Dienststelle hat sich auf Jürgen und Esther verlassen, dass sie es in dem groÃen Wald schon richten werden. Niemand auÃer den beiden kennt den Wald, weshalb jetzt auch niemand helfen kann.«
»Wir müssen die Bereitschaftspolizei einschalten«, schlug Anke vor. »Sie sind immer noch vor Ort und suchen nach Moritz Siebert.«
Heilfroh über diesen Vorschlag wählte Kullmann die Nummer des Leiters der Bereitschaftspolizei.
»Wir haben unsere Stellung im Wald aufgegeben und befinden uns jetzt in der Nähe des Anwesens von Otto Siebert«, bekam Kullmann zu seiner Ãberraschung zu hören.
»Warum das denn?«, bellte er in den Hörer. »Es besteht akute Gefahr auf der Treibjagd.«
»Forseti hat uns die Anweisung gegeben, weil dort angeblich Moritz Siebert vor wenigen Stunden gesehen worden ist.«
»Von wem hatte Forseti diese Meldung?«
»Keine Ahnung! Wir sind nicht befugt, die Richtigkeit des Befehls eines Vorgesetzten anzuzweifeln. Forseti drängte zu schnellem Handeln, weil durch den Beginn der Jagd Gefahr im Verzug sei.«
»Die Gefahr geht nicht von Moritz Siebert aus!«
Schnur stolperte mit seinem Handy in der Hand hinter der Gruppe her. Sie gelangten an eine Lichtung, wo er endlich die Balken auf dem kleinen Display sah, die die Stärke des Empfangs eines Netzes anzeigten. Sofort gab er die Wahlwiederholung ein. Schon nach dem ersten Klingeln meldete sich Kullmann am anderen Ende der Leitung.
»Endlich! Es ist wie ich vermutet habe: Das ganze Prozedere, die Morde an Bernd Schumacher, Markus Darren und Micky West, dienten der eigentlichen Tat als Ablenkung. Niemand dachte ausreichend über die Treibjagd und ihre Besonderheit nach«, sprach Kullmann.
»Ich verstehe nur Bahnhof.«
»Otto Siebert ist unser Mann. Seine Absicht ist es, auf dieser Treibjagd den Gastgeber und gleichzeitig Eigentümer des Limbergs zu erschieÃen.«
»Warum sollte er das tun?«
»Es gibt einen Vertrag, der regelt, dass nach dem vorzeitigen Ableben von Monsieur Villeroy Otto Siebert die zweite Hälfte des bewaldeten Berges â den Limberg â erbt.«
»Aber er hat doch schon so viel Wald.«
»Ja! Aber auf der anderen Seite, der Seite von Monsieur Villeroy, befinden sich Reichtümer von unermesslichem Wert. Esther hatte recht, als sie den unterirdischen Gang erwähnte. Es gibt ihn wirklich.«
»Norbert, ich habe jetzt keine Zeit für SpäÃchen«, fiel ihm Jürgen Schnur ins Wort.
Aber Kullmann lieà sich nicht beirren: »Ich habe mit dem Heimatforscher gesprochen. Und zwar liegt der Gang genau dort, wo ihr die Leiche von Micky West geborgen habt. Genau dort wurde auch Eduard Zimmer geborgen. An dieser Stelle muss auch Otto Siebert gewesen sein. Das erklärt nämlich, wie er den Toten in der Tiefe sehen konnte. Er war nicht oben
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