Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
auf dem Berg, wo sich der Förster erschossen hatte, er befand sich an der tiefer gelegenen Stelle, wo er genau auf den Gang blicken konnte, der seit Ewigkeiten gesucht wird.«
»Was hat der Heimatforscher damit zu tun?«
»Ich habe mich an diesem Ort umgesehen und anschlieÃend den Heimatforscher gefragt, ob meine Beobachtung richtig sein könnte, weil ich mir selbst nicht sicher war«, gab Kullmann zu. »Daraufhin hat er alte Karten herausgenommen, auf denen festgehalten wurde, wo der Legende nach dieser besagte Gang verläuft. Und voilà â ich habe mich nicht getäuscht.«
»Und warum hat in all den Jahren keiner diesen verdammten Gang gefunden?«
»Vermutlich, weil der Heimatforscher diese Karte selbst erst in meinem Beisein unter alten, verstaubten Akten entdeckt hat.«
»Ich weià nicht, ob ich das glauben soll«, zweifelte Schnur. »Wir haben als Kinder jahrelang, wenn nicht sogar jahrzehntelang danach gesucht. Und vor uns unsere Eltern und so weiter. Dieser Gang war und blieb ein Fantasiegebilde.«
»Eben nicht. Das ist auch eine gute Erklärung, warum Otto Siebert alles dafür getan hat, dass Harald Steiner als Förster des Reviers Limberg eingestellt wurde. Das hatte nichts mit Rivalitäten unter den Förstern zu tun. Steiner ist ein Ortsfremder, also lief Otto Siebert keine Gefahr, dass er den Gang vor ihm entdecken könnte.«
Die Beharrlichkeit und die langjährige Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Vorgesetzten Norbert Kullmann überzeugten Schnur nun doch. Es war unvorstellbar, dass Kullmann ihn im Moment der Gefahr für das Leben eines Menschen zum Narren hielt.
»Und Moritz Siebert?«
»Ob er der Blutsauger vom Limberg ist, musst du selbst herausfinden. Mit diesen Taten hat Otto Siebert nichts zu tun.«
»Hat Otto Siebert diese Verbrechen bewusst zugelassen und sich zum Mittäter gemacht?«, fragte Schnur.
»Das wissen wir nicht«, gab Kullmann zu. »Ich kann nur vermuten, dass ihm diese Morde gelegen kamen, weil sie von der Treibjagd ablenkten.«
»Ich werde die Kollegen der Bereitschaftspolizei auffordern, Otto Siebert festzunehmen und Monsieur Villeroy so schnell wie möglich von seiner Kanzel zu entfernen â¦Â«
Kullmann lieà Schnur nicht aussprechen: »Die Bereitschaftspolizei befindet sich vor dem Haus von Otto Siebert, weil Forseti sie dorthin bestellt hat.«
Wütend stieà Schnur einen Fluch aus und fügte an: »Es muss Verstärkung kommen! Esther und ich können uns nicht allein der Festnahme von Otto Siebert stellen. Er sitzt auf einem Hochsitz mit seiner Repetierbüchse im Anschlag.«
»Ich weiÃ, was zu tun ist. Ich wende mich an den Leiter des Sondereinsatzkommandos. Wir kennen uns aus Zeiten, als ich noch im Dienst war«, versprach Kullmann.
Schnur rannte unter Aufbringung seiner letzten Kondition zu Steiner, der die Truppe der Treiberwehr anführte.
»Wir müssen die Jagd abbrechen«, keuchte Schnur.
Steiner schnaubte nur verächtlich. »Kommt nicht in Frage.«
»Hör mir zu«, drängte Schnur, mühsam den Gleichschritt neben Steiner haltend. Leider kam das nächste Loch, in dem der Kriminalbeamte landete und das ihn davon abhielt, die Gefährlichkeit der Situation zu schildern.
»Du bist als Treiber eine echte Niete«, kommentierte Steiner nur.
»Aber nicht als Bulle! Du musst die Jagd abbrechen!«
»Ich denke nicht daran.«
Schnur stellte sich vor Steiner, womit er ihn zwang stehenzubleiben.
Ein Schuss peitschte über das Tal, in dem sie sich gerade befanden. Wieder ein Schuss mit Treffer. Hoffentlich ein Stück Wild und nicht das menschliche Opfer, das für diese Jagd auserwählt worden war.
»Jeder Schuss könnte der Entscheidende sein.« Schnurs Stimme bebte.
»Ich habe den Jägern eine vorgeschriebene Schussrichtung angegeben, bevor wir losgezogen sind. Wir schieÃen nicht wahllos durch die Gegend.« Steiner schob sich an Schnur vorbei.
»Einer will diese Jagd für persönliche Zwecke ausnutzen«, keuchte Schnur, während Steiner in schnellem Schritt seiner Treibertruppe folgte.
»Wer soll das sein?«
»Otto Siebert!«
»Dass ich nicht lache! Der hat, was er will. Warum sollte er sich das zerstören?«
»Die neue Sachlage hat uns die Bevollmächtigung der Staatsanwältin eingebracht, Otto Sieberts Konten durchzusehen. Und siehe
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