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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Sondereinsatzkommando.

    Esther Weis marschierte los.
    Ihr Herz schlug heftig, denn von diesem Auftritt hing es ab, ob Monsieur Villeroy mit dem Leben davonkam oder nicht. Sie gelangte in Sichtweite, erkannte, dass er sie sah. Das war der richtige Augenblick. Sie knickte mit dem Fußgelenk um, schrie auf vor Schmerz, ließ sich fallen, rutschte gegen ihren Willen eine Böschung hinunter und landete unsanft in einem Loch aus nassem Laub, Baumwurzeln und dürren Hecken.
    Â»Mon Dieu, mon Dieu!«, rief Monsieur Villeroy, erhob sich hastig von seinem Platz, trat auf den oberen Rand der Leiter und stieg flink die Holzstufen hinab. Im gleichen Augenblick knallte ein Schuss. Das Holz der Sprosse, die er gerade mit beiden Händen umfasst hielt, zersplitterte. Der Mann verlor das Gleichgewicht und stürzte rücklings auf den durchnässten Boden.
    Sofort waren Schnur und Steiner zur Stelle und halfen Monsieur Villeroy aus dem Morast. Außer einem durchnässten Rücken hatte er den Anschlag gut überstanden.
    Mühsam kletterte Esther wieder aus dem Graben. Der Anblick des wohlbehaltenen Monsieur Villeroy ließ sie ihren Ärger über den tiefen Sturz schnell vergessen.
    Durch das Handy erfuhr Schnur von Kullmann, dass das Sondereinsatzkommando Otto Siebert gestellt hatte.

Kapitel 46
    Die Stimmung auf der Kriminalpolizeiinspektion war geladen. Nun hatten sie einen Täter geschnappt, mit dem niemand gerechnet hatte und der kein Wort sprach. Der Blutsauger vom Limberg war weiterhin auf freiem Fuß, seine potenziellen Opfer Harald Steiner und Rolf West immer noch in Gefahr.
    Mit grimmiger Miene verließ Schnur das Verhörzimmer, in dem Otto Siebert saß.
    Â»Was ist los?«, fragte Esther auf dem Flur.
    Â»Er will mit dir sprechen.«
    Verdutzt schaute Esther ihren Chef an.
    Â»Ich bitte dich, hineinzugehen und zum Schein auf sein Spiel einzugehen. Nur auf diese Weise werden wir etwas über ihn erfahren. Sein Anwalt war bei ihm und hat ihn beraten – zu gut beraten. Aber wenn er eine Frau sieht, vergisst er hoffentlich alle guten Vorsätze.«
    Sie nickte, fühlte sich aber nicht wohl bei dem Gedanken.
    Sie betrat den kahlen Raum. Sogar in dem unpersönlichen Ambiente hatte die strahlende Wirkung dieses Mannes nichts eingebüßt. Er sah so gut aus, dass Esther ihn lieber nicht anschaute. Seine Gesichtsfarbe wirkte trotz grauer Umgebung frisch gebräunt, vermittelte das Gefühl von Urlaub, Freiheit, Lust und Laune. Seine blauen Augen blitzten vor Schalk. Seine Haare lagen zurückgekämmt am Kopf, betonten seine markanten Gesichtszüge. Die grüne Jägertracht setzte allen charmanten Attributen die Krone auf.
    Â»Ich habe mir unser Wiedersehen schöner vorgestellt«.
    Â»Das haben Sie sich selbst zu verdanken«, gab Esther schroff zurück. Erst als es raus war, merkte sie, dass es nichts einbrachte, ihm mit Aggression zu begegnen. Also änderte sie ihren Kurs: »Wie es aussieht, müssen Sie aus dem nächsten Gefängnis Ihren Palast der Lüste machen.«
    Otto Siebert lachte, fuhr sich in eitler Geste mit der Hand durchs Haar und erklärte: »Der Ort spielt keine Rolle. Wo Sie sind, eröffnet sich mir eine Welt voller Rosen.«
    Â»Genug Smalltalk.« Esther bemühte sich um Freundlichkeit. »Warum haben Sie versucht, auf Monsieur Villeroy zu schießen?«
    Â»Ich habe nicht versucht, auf ihn zu schießen. Dieser Schuss löste sich versehentlich.«
    Das war natürlich die Taktik, die Otto Siebert aus den Mühlen des Gesetzes herauskatapultieren konnte. Niemand war in der Lage, das Gegenteil zu beweisen.
    Â»Sie sind doch ein geübter Jäger«, flötete Esther. »Wie kann Ihnen so ein Irrtum unterlaufen?«
    Â»Das frage ich mich auch schon die ganze Zeit. Ich vernahm einen Schrei, der sich danach anhörte, als sei ein Mensch in Not. Dann sah ich, wie Monsieur Villeroy auf diesen Schrei reagierte, indem er seine Kanzel verließ. Ich drehte mich wohl zu hastig um, denn meine Repetierbüchse war bereits entsichert für den Fall, dass mir ein Stück Wild davor laufen sollte.«
    Diese Interpretation war perfekt durchdacht. Esther ahnte, dass sie auf diese Weise nichts erreichte.
    Â»In Ihrer Darstellung kommen zu viele Zufälle vor«, versuchte sie es weiter. »Ihr Nachbar besitzt zufällig ein Stück Wald, das viel wert ist. Sie sind zufällig pleite. Monsieur Villeroy

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