Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
da, der Angeber ist pleite.«
»Dafür prahlt er ganz schön mit seinem Reichtum«, staunte Esther, die ihre Begegnung mit ihm nicht vergessen hatte.
»Und was hat er davon, wenn er aus der Treibjagd eine Menschenjagd macht?«
In kurzen Worten schilderte Schnur dem Förster und seiner Mitarbeiterin, was er gerade von Kullmann erfahren hatte.
Erschrocken schaute Steiner auf und hakte nach: »Das ist kein Scherz, oder?«
»Nein. Kullmann macht in solchen Situationen keine Scherze.«
»Der Gang existiert wirklich?«
»Ja!«
»Siehst du«, ermahnte Esther. »Ich hatte von Anfang an recht. Aber du wusstest es besser.«
»Bisher hatte niemand diesen unterirdischen Gang gefunden. Wie konnte ich annehmen, dass ausgerechnet jetzt jemand darauf stöÃt?«
Nun erst erwachte Steiner aus seiner Lethargie. Sofort warf er einen Blick auf die topografische Karte des Limbergs, die er mit sich führte und zeigte Schnur: »Hier sind wir, und auf diesem Leitersitz befindet sich Monsieur Villeroy â wie immer, wenn er an der Jagd teilnimmt. Direkt daneben Otto Siebert â ebenfalls wie immer.«
Schnur gab Kullmann die genaue Ortsangabe durch, der am anderen Ende der Handyleitung ausharrte.
»Haben die beiden Sichtkontakt?«
Steiner schaute sich um und meinte: »Die Bäume bestehen nur noch aus nackten Ãsten. Unter den Bedingungen können sie einander sehen.«
»Das bestätigt, was Kullmann gesagt hat: Otto Siebert konzentriert seine Tat auf diese Jagd.«
Steiner zog sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Monsieur Villeroy.
»Abgeschaltet!«
»Dann müssen wir uns beeilen«, beschloss Schnur.
»Du schaffst den Weg nicht«, entschied Steiner. »So wie du aussiehst, brauchst du jetzt schon ein Sauerstoffzelt.«
»Gibt es kein Auto in der Nähe?«
Steiner überlegte, bis ihm einfiel, mit welchem Wagen er die Jagdgäste an die umliegenden Kanzeln befördert hatte.
»Doch! Ich habe von jedem Auto den Ersatzschlüssel für Notfälle.«
Steiner gab Peter Magath seine Karte, auf der die Strecke für die Treiberwehr markiert war, damit er die Gruppe anführen sollte.
»Alles klar, Chef«, bestätigte Peter Magath, der zum ersten Mal, seit Steiner ihn kannte, anstelle seines Blaumanns einen grünen Overall trug, der an seinem Bauch spannte.
Sie steuerten einen arg verbeulten, ungemütlich aussehenden Suzuki an. Zu dritt quetschten sie sich in das kleine Auto. Die Fahrt wurde ziemlich schmerzhaft, denn jedes Schlagloch traf Steiner mit einer Präzision, als hätte er zuvor geübt.
Sie erreichten einen Platz, wo sie freie Sicht auf einen einfachen Leitersitz hatten; der Blick auf den Jäger war ungehindert.
»Gute Voraussetzungen, das Opfer zu treffen«, murmelte Schnur und sprach einige Worte in das Mobiltelefon. Laut erklärte er: »Kullmann hat es geschafft. Das Sondereinsatzkommando ist hier. Sie sind unsichtbar in der Nähe von Otto Sieberts Kanzel. Wir müssen nur zusehen, dass wir Monsieur Villeroy unbeschadet und unauffällig von seinem Hochsitz herunter bekommen.«
Plötzlich erwachte Steiners alter Kampfgeist aus den Zeiten, als er selbst einmal Leiter des Sondereinsatzkommandos war: »Wir müssen strategisch vorgehen. Und ich habe auch schon eine Idee. Es ist die einzige Möglichkeit, ihn dort wegzulotsen, ohne Verdacht aufkommen zu lassen.«
»Sag schon! Die Zeit drängt.«
»Jemand muss als unbedarfter Spaziergänger an der Kanzel vorbeigehen, sich eine fingierte Verletzung zuziehen und stöhnend am Boden liegen bleiben. Wenn Monsieur Villeroy sein Herz am rechten Fleck hat â und das sagt man ihm nach â wird er helfen wollen.«
»Das mache ich«, meldete sich Esther sofort zu Wort.
»Kommt nicht in Frage. Zu gefährlich«, kam es von Schnur.
»Nein, das ist es nicht«, widersprach Steiner. »Sie wird von dieser Seite kommen und genau hier umfallen. Otto Siebert kann sie nicht sehen.«
»Wie erklärt sie ihre Jagduniform?«
»Sie gehört zu den Treibern und hat den Anschluss an die Truppe verloren.«
Steiner zeigte auf seiner topografischen Karte, dass es durchaus möglich war, lange vor der Treiberwehr an diesen Punkt zu gelangen. Die Abkürzung bot sich geradezu an.
Schnur sprach ins Handy, Kullmann hatte alles mitgehört und verständigte das
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