Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
Landespolizeidirektion zur Verfügung gestellt, damit er mit der Dienststelle vernetzt werden konnte, um alle Informationen sofort weiterzuleiten. Dafür wollte er Esther dabei haben, weil seine eigenen Computerkenntnisse über das Bedienen des Textverarbeitungsprogramms nicht hinausgingen.
»Hier ist es«, sprach er mit Erleichterung in seiner Stimme.
»Hast du schon befürchtet, dein Elternhaus nicht mehr zu finden?«
»Ehrlich gesagt, ja! Ich bin schon mal daran vorbeigefahren.«
Kaum hatte er den Wagen abgestellt, trat eine ältere Dame vor die Haustür und schaute den beiden entgegen. Schnur lieà sich von ihr umarmen. Die Frau schwärmte: »Schön, dass du wieder heimkommst, mein Junge.«
»Es ist nur für die Ermittlungen«, wollte Schnur seine Mutter aufklären, aber die Alte war so glückselig, dass sie seine Worte gar nicht hörte.
Ein alter, hagerer Mann trat hinter die beiden. Sein Gesicht wirkte grimmig, seine Bewegungen hölzern. Als er sprach, klang seine Stimme gebieterisch: »Henriette, hörst du nicht, was der Junge sagt?«
Er gab seinem Sohn die Hand zum GruÃ.
Endlich fiel die Aufmerksamkeit auf die junge Frau. Der Blick der Mutter wurde schlagartig unfreundlich.
»Wo ist deine Frau?« Mit dieser Frage machte sie ihren Standpunkt klar.
Schnur lachte und antwortete: »Sie ist in Völklingen und geht ihrer Arbeit nach. Das ist Esther Weis, meine Mitarbeiterin. Sie wird hier bei uns bleiben, bis der Fall aufgeklärt ist.«
»Ich beherberge doch keine fremden Frauen!«
»Mutter! Das ist meine Arbeitskollegin. Sie bearbeitet mit mir zusammen den Fall.«
Schnurs Vater gelang es, die Mutter zu überzeugen: »Stell dich nicht so an! Die Frau ist nur zum Arbeiten hier.«
Mürrisch lenkte die alte Dame ein. Wie eine verstockte Prozession traten sie hintereinander in das enge Haus.
Esther fühlte sich nicht willkommen. Die BegrüÃung hatte ihr gereicht. Es war ihr ohnehin unangenehm, zusammen mit ihrem Chef in dessen Privatbereich abkommandiert zu werden.
Das Haus war alt, die Einrichtung ebenso. Eine Couchgarnitur stopfte das Wohnzimmer voll, wirkte abgenutzt, wenn auch sehr gepflegt. Die Schränke waren viel zu groà und zu hoch, die Fenster zu klein. Die Sicht fiel direkt auf einen bewaldeten Berg; kein Licht drang von drauÃen herein. Zum Glück hielten sie sich nicht lange dort auf, sondern stiegen unverzüglich eine schmale, steile Holztreppe nach oben.
Schnur ging voran, öffnete eine Tür auf der rechten Seite und betrat ein Zimmer, das nur mit einem alten, kleinen Schreibtisch und zwei Stühlen bestückt war.
»Das war früher mein Kinderzimmer«, erklärte er seiner Kollegin. »Hier werden wir unser Büro einrichten.«
Die Sicht aus dem Fenster war die gleiche wie im Wohnzimmer â nur Berg und Wald.
Esther bemühte sich, gleichmütig zu wirken, aber Schnur hatte ihre Verfassung schon erkannt.
»Du sollst dich hier nicht heimisch fühlen, sondern die Arbeit am Computer übernehmen und mir bei den Befragungen vor Ort helfen.«
»Ich sage ja gar nichts.«
Schnurs Eltern verzogen sich, als die beiden begannen, den Computer und das Arbeitsmaterial einzurichten. Esther übernahm die Aufgabe, alle Geräte anzuschlieÃen, was ihr problemlos gelang. Schnur sortierte die Akten und Papiere, die er inzwischen über den Fall hatte zusammentragen lassen. Dabei stellte er fest, dass das Material sehr dürftig war.
»Seit unsere Akten in das Informationssystem übertragen werden, kommen wir nur noch mit Mühe und Not an sie heran«, murrte er.
»Du kennst dich mit der modernen Technologie einfach nicht aus. Das ist alles.« Mit dieser Bemerkung hielt sie Schnur den Bericht über das Projektil entgegen und fügte an: »Hier ist der ballistische Bericht. Darin steht, dass das Projektil, das Erik auf dem Limberg gefunden hat, vom Kaliber 6,5 x 57 stammt.«
»Das ist aber nicht alles, was das steht?«
»Nein. Unter Steiners Waffen ist eine Repetierbüchse Sauer 90 Stutzen mit Kaliber 6,5 x 57.«
»Und weiter?«
»Entgegen Steiners Aussage wurde genau mit dieser Sauer 90 erst vor kurzem geschossen.«
»Also kommt Steiner für den Schuss auf dem Berg in Frage.«
»Wir müssen noch den Abgleich abwarten. Den Bericht will uns Theo Barthels per E-Mail zuschicken. Am besten ist es, ich
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