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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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über seinen kahlen Schädel, die den frischen Verband am Hinterkopf überdeckte, griff nach seinem Parka und verließ das Haus. Ein Besuch im Donze war unausweichlich. Er wusste, dass die Wirtin das beste Gulasch in Wallerfangen zubereiten konnte. Deshalb wollte er dort die Verpflegung für das Schüsseltreiben bestellen.
    Er setzte sich in seinen Wagen und fuhr die Serpentinen hinunter. Es regnete ohne Unterbrechung.
    Im Donze herrschte Betrieb.
    Rolf West saß an der Theke, sein Sohn Oliver zusammen mit Arthur Winter, Helmut Brack und Peter Magath am Stammtisch. Von Anne Richter keine Spur.
    Er setzte sich neben Rolf an den Tresen. Dieses Mal stand der massige Mann nicht auf. Nebeneinander saßen sie da, fixierten sich ohne ein Wort.
    In Rolf Wests Gesicht war nicht eine Schramme zu erkennen. Seine grauen Haare standen zottelig von seinem Kopf ab – wie immer. Er hatte diesen Anschlag erstaunlich gut überstanden. Auch an den Händen konnte Steiner außer gelben Fingern vom Rauchen nichts erkennen. Das Einschlagen des Bretterverschlags hatte ihn keine Mühe gekostet.
    Â»Was glotzt du so?«
    Â»Ich frage mich, wer von uns in eine Falle getappt ist: du oder ich?«
    Â»Blöde Frage! Wir beide natürlich«, brummte Rolf West.
    Â»Du hast dich regelrecht darum gerissen, mir aus dem Loch zu helfen.«
    Â»Ich hatte genug damit zu tun, mein eigenes Leben zu retten.«
    Â»Ja. Den Ausgang hattest du ohne Zögern gefunden – und das bei dichtem Rauch, großer Hitze und schlechter Sicht. Ob du dich wohl vorbereitet hattest?«, provozierte Steiner weiter.
    Â»Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Als Kinder haben wir dort oben gespielt. Deshalb kenne ich mich dort aus.«
    Â»Auf die Idee, dass ich mich nicht auskenne und vielleicht nicht mehr herauskomme, bis du nicht gekommen?«
    Â»Nee! Warum?«
    Â»Immerhin habe ich dir auch geholfen, als du bedroht worden bist. Gibt es keinen Ehrenkodex, der dich verpflichtet hätte, im Gegenzug mir zu helfen?«
    Â»Der Ehrenkodex ist einfacher: Ich gebe dir ein Bier aus, schon sind wir quitt.«
    Plötzlich sprang Oliver West von seinem Platz auf und schrie: »Papa! Was soll das? Komm sofort zu uns. Du willst doch nicht den Mörder von Schumi Bernd und vom Boss zum Bier einladen?«
    Â»Immer mit der Ruhe, Olli!«, gab Rolf West den Zigarettenqualm aus Nase und Mund schnaubend zurück.
    Â»Ich soll ruhig sein?« Oliver Wests Stimme überschlug sich. »Der Kerl hat dein Leben zerstört. Und Schumi Bernd abgemurkst! Vom Boss ganz zu schweigen. Was kannst du einfach neben dem sitzen bleiben?«
    Â»Weiß er nicht, was heute Nacht passiert ist?«, fragte Steiner.
    Â»Nein! Das ist mein Ehrenkodex«, blaffte Rolf West. »Wenn ich es meinen Leuten erzähle, was glaubst du, was dann passiert?«
    Steiner spürte plötzlich eine große Wut. Warum hatte er diesem Mann das Leben gerettet? Die Gelegenheit war so günstig, als er unter dem Fremden lag. Er hätte einfach nur zusehen müssen. Aber seine Pflicht als ehemaliger Polizist hatte ihn dazu gedrängt, ihn zu retten.
    Als er sich umdrehte, sah er gerade noch rechtzeitig, wie Oliver West wutschnaubend auf ihn losstürmte. Schnell stand Steiner vom Hocker auf, hob seine rechte Hand und versetzte Oliver West damit einen Kinnhaken, dass dieser sofort zu Boden ging.
    Mucksmäuschenstill wurde es in der Kneipe. Alle Augen waren auf Steiner gerichtet. Der Hass, der ihm entgegenschlug, war förmlich zu greifen.
    Oliver West rieb sich das Kinn, erhob sich und brüllte: »Das wirst du büßen. Wir beide haben eine Rechnung offen. Ich werde keine Ruhe geben, bis du da bist, wo du hingehörst.« Mit diesen Worten stampfte er durch die Tür hinaus.
    Steiner reichte es auch. Sein Besuch im Donze war schlimmer ausgegangen, als er es sich vorgestellt hatte. Er zog seinen Geldbeutel aus der Tasche, um das Bier zu bezahlen. Als er nach den Scheinen greifen wollte, griff er ins Leere. Erschrocken schaute er hinein, da war nichts. Er wusste genau, dass er immer Geld mit sich trug – für alle Fälle. Überlegen musste er nicht lange. Er ahnte, was passiert war. Diesen Parka hatte er getragen, als er am Brunnenhaus einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen hatte.
    Die Blamage saß tief. Wie ein Zechpreller fühlte er sich. Jetzt noch das Gulasch für die Jagdgesellschaft bestellen, das kam überhaupt nicht

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