Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
in Frage. Zum Glück gab es noch Zur Waldesruh in Oberlimberg. Gleich am nächsten Morgen wollte er sich dort um die Verköstigung kümmern.
Er bat die Wirtin anzuschreiben. Peinlich berührt verlieà er das Lokal.
Kapitel 25
Kullmann verschwand fast hinter dem Berg an Unterlagen, die sich vor ihm auf dem Tisch türmten. Immer, wenn seine Brille bis zur Nasenspitze rutschte, schob er sie mit dem Zeigefinger stoisch wieder zurück.
Anke Deister betrat die Küche. Bei seinem Anblick musste sie lachen.
Verdutzt schaute Kullmann auf.
»Was ist so komisch?«
»Dein Anblick. Du siehst noch beschäftigter aus als zu deiner aktiven Amtszeit.«
»Ich fühle mich auch so. Das Gefühl, damals ein entscheidendes Detail übersehen zu haben, macht mich fertig«, gestand Kullmann. »Lena Ambruch hatte tatsächlich bei der Verkehrspolizei gearbeitet. Ich bin vor fünfzehn Jahren mit meinen Recherchen nicht weit genug in die Vergangenheit der Frau zurückgegangen. Sie hatte den Dienst quittiert, bevor es zu der Befreiungsaktion kam.«
»Das ist doch wohl eine Bestätigung dafür, dass du damals nichts übersehen hast.«
»Hier steht, dass Lena Ambruch häufig eine Polizeipsychologin aufsuchen musste. Ihre Diagnose lautete, sie sei manisch depressiv. Sie konnte nicht objektiv bleiben, legte sich mit Autofahrern an oder überschritt Grenzen, indem sie Vertraulichkeiten austauschte.«
»Deshalb wurde sie gefeuert?«
»Nein! Der Grund war, dass sie durch ihre unvorsichtige Arbeitsweise einen alkoholisierten Autofahrer bei einer Alkoholkontrolle provozierte. Es kam zu Handgreiflichkeiten. Dabei wurde Lena Ambruch verletzt«, las Kullmann aus den Akten vor.
»Was hat das mit ihrem späteren Tod zu tun?«
»Harald Steiner war es, der ihr zu Hilfe eilte, als der Autofahrer Lena Ambruch in seinen Wagen zerren und mitnehmen wollte. Es passierte in Saarbrücken-Burbach, in der HochstraÃe«, las Kullmann weiter vor. Als Anke die Nachricht verarbeitet hatte, meinte sie: »Also kannte Harald Steiner Lena Ambruch.«
Kullmann nickte verdrossen. »Weiterhin habe ich ermittelt, dass Harald Steiner mit seiner Frau und seiner Tochter in Saarbrücken, Am Triller wohnte, als es zu dem Einsatz kam. Das Elternhaus in Saarbrücken-Burbach, LindenhofstraÃe 96 stand leer.«
»Wem gehörte das Haus?«
»Harald Steiner, damals wie heute«, antwortete Kullmann.
»Wurde im Innern seines Elternhauses nachgesehen?«, fragte Anke.
»Nein! Warum?«
»Es könnte doch sein, dass er das Haus für private Zwecke nutzte.«
Kullmann schaute sie nachdenklich an. »Es gab damals keine Veranlassung, eine Hausdurchsuchung in einem leer stehenden Haus durchzuführen. Ich wurde zu dem Fall hinzu gerufen, um zu ermitteln, ob jemanden die Schuld am Tod von Lena Ambruch traf. Das Ergebnis lautete: Sie tauchte für alle am Einsatz Beteiligten unverhofft am Einsatzort auf. Harald Steiner konnte keine Schuld am Tod dieser Frau nachgewiesen werden.«
»Ich will dir kein Versäumnis unterstellen«, beschwichtigte Anke sofort. »Es ist nur denkbar, dass ein Mann mit einer ungenutzten Immobilie auf abwegige Gedanken kommt. Ein Stelldichein in einem leer stehenden Haus â das bekommt die Ehefrau niemals heraus.«
»Woher kennst du dich so gut mit den Marotten der Männer aus?«
»Lisas Vater war ein Tunichtgut«, gestand sie, wobei ihr Gesicht hochrot zu leuchten begann. »Damals war ich naiv und habe ihm geglaubt, wenn er mich mit seinen treuen Dackelaugen angesehen hat.«
»Deine Erfahrung hätte ich vor fünfzehn Jahren gebraucht. Anhand der damaligen Aktenlage wies nichts darauf hin, dass Harald Steiner Lena Ambruch kannte. Also wurde dieser Aspekt bei den Untersuchungen nicht berücksichtigt. Heute weià ich das besser.«
»Warum hast du damals nicht herausgefunden, was mit Lena Ambruch bei der Alkoholkontrolle passiert ist?«
»Erstens lag der Vorfall mehr als ein Jahr zurück«, zählte Kullmann auf. »Zweitens war die Klärung der Sachlage reine Routine. Niemand verdächtigte den damaligen Einsatzleiter. Trotzdem musste der Dienstweg eingehalten werden, weil sich die Medien darauf stürzten.«
»Vielleicht wissen wir jetzt den Grund für seinen schnellen Rücktritt«, rätselte sie. »Niemand konnte seine Reaktion verstehen. Harald Steiner hatte
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