Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
gar nicht erst das Ergebnis der Nachbereitung seines Einsatzes abgewartet, da war er schon auf dem Limberg verschwunden.«
»Alles Vermutungen.« Kullmann zog seine auf der Nasenspitze balancierende Brille aus und rieb sich über die Augen. »Dazu muss Jürgen ihn befragen. Wenn Harald Steiner sich nicht dazu äuÃert, werden wir das nie herausbekommen.«
»Er wäre blöd, wenn er es nach so vielen Jahren zugibt. Damit gibt er sich selbst ein Motiv für den Mord an Bernd Schumacher«, wehrte sie ab.
»Und an Markus Darren, sollte das der dritte Mann gewesen sein«, fügte Kullmann an.
»Woher soll Steiner plötzlich die Information über den dritten Mann haben â hinter der wir alle fünfzehn Jahre herhinken?«
»Im Angesicht des Todes könnte Bernd Schumacher es verraten haben, um sein Leben zu retten.«
Anke nickte, fügte noch zweifelnd an: »Das erklärt aber nicht, warum die Opfer blutleer waren. Auf dem Limberg wurden bekanntlich satanistische Rituale abgehalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Harald Steiners Wandlung vom Polizeibeamten zum Jäger bis zum Blutsauger vom Limberg geführt haben soll.«
»Ich werde aus diesem Fall auch nicht schlau«, gestand Kullmann. »Da hat Jürgen einen guten Einstieg als frischgebackener Hauptkommissar.«
Kapitel 26
Der Donze war schummrig und verraucht wie immer. Auch die Gäste boten das übliche Bild â die gleichen Sitzpositionen, die Gesichter aschfahl vom fehlenden Tageslicht, die Augen trüb vom Alkohol. Rolf West saà an der Theke, Arthur Winter, Helmut Brack und Peter Magath am Stammtisch. Jürgen Schnur lieà sich auf dem Barhocker neben dem massigen Mann nieder und bestellte sich ein Bier.
»Was willst du hier?«, blaffte Rolf.
»Plaudern.«
Rolf West brummte nur abfällig.
Schnur lieà sich nicht davon beeindrucken. »Irgendwer will dich abmurksen.«
»Der Anschlag an der Scheune â¦Â« setzte Rolf West an, aber Schnur lieà ihn nicht aussprechen: »Ich fange immer gern von vorne an. Oder erinnerst du dich nicht mehr daran, was am Hoflimberg passiert ist?«
»Macht es SpaÃ, in anderer Leute Privatleben herumzuschnüffeln?«
»Das gehört zu meinen Aufgaben. Ich habe erfahren, dass Steiner dir auf dem Hoflimberg das Leben gerettet hat.«
Alle horchten auf.
»Oder sollte ich das nicht vor deinen Trinkkumpanen erwähnen, weil ich damit Steiners Ruf als Mörder in Frage stelle?«
Statt zu antworten, brüllte Rolf West seine Trinkbrüder an: »Will keiner Musik auflegen?«
Keiner wollte. Alle wollten hören, was gesprochen wurde.
Deshalb nahm er es selbst in die Hand, zog eine Münze aus seiner verschlissenen grünen Hose und lieà die Schnulze Marmor, Stein und Eisen bricht die Stille durchbrechen.
»Was hast du auf Hoflimberg gemacht?«, fragte Schnur weiter.
Rolf West antwortete nicht. Grimmig starrte er auf die Theke.
»Du hast wohl geglaubt, meine Arbeit besser machen zu können. So etwas nennt man Selbstjustiz.«
Rolf West prostete Schnur trotzig zu.
»Selbstjustiz bezeichnet das auÃergesetzliche Vorgehen von Betroffenen gegen eine Straftat oder sonst als rechtswidrig empfundene Handlung«, begann Schnur zu zitieren. »Das bedeutet im Klartext, dass du dich strafbar machst und hier allen weismachen willst, Steiner wäre derjenige, der das Gesetz gebrochen hat.«
Rolf West warf Schnur nur einen bösen Blick zu.
»Als Rechtfertigung für einen Akt der Selbstjustiz wird meist das Versagen der Justiz vorgebracht«, sprach Schnur weiter. »Damit willst du mir gleichzeitig zu verstehen geben, mir nicht zuzutrauen, dass ich meine Arbeit als Polizeibeamter machen kann.«
»Das hast du richtig erkannt«, kam eine Reaktion.
»Selbstjustiz ist grundsätzlich strafbar, wenn sie ihrerseits mit rechtsÂwidrigen Mitteln vorgenommen wird. Und das, was du tust, ist rechtswidrig. Steiner ist inzwischen zweimal knapp mit dem Leben davongekommen. Ein Schlag von hinten auf den Kopf ist nicht nur lebensgefährlich, sondern spricht auch für enorme Feigheit â¦Â«
»Was heiÃt hier ein Schlag von hinten auf den Kopf?«, fiel Rolf West Schnur ins Wort.
»Du wolltest ihn schon damals überfallen, als dir jemand in die Quere kam, vor dem dich Steiner gerettet hat, stimmtâs? Da man seinem Lebensretter zum Dank nicht direkt
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