Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
stand Steiner dicht neben ihm.
»Es ist mir wichtig zu erfahren, was drin ist«, erklärte er auf Barthelsâ erstaunten Blick.
Barthels nickte. Mit Latexhandschuhen nahm er einen Artikel nach dem anderen heraus, den er von seinem Mitarbeiter sorgfältig einpacken lieÃ. Das erste, was er entnahm, war eine Rolle Schokokekse, Steiners Lieblingssorte, weiter eine Packung Müsliriegel, genau die Sorte, die Steiner immer als Proviant eingepackt hatte, wenn er zusammen mit Micky im Wald unterwegs war. Dazu eine Thermoskanne mit Kaffee, eine Flasche Bier, die erstaunlicherweise nicht zerbrochen war, ein Fernglas, ein Kissen, ein Regencape, Hundeknochen, Wurst und ein Plastikball, ein Spielzeug für Moritz.
Als Barthels den Ball in seine Hände nahm, ertönte ein Quietschen. Sofort war Moritz zur Stelle, bellte und versuchte ihm das Spielzeug aus der Hand zu nehmen. Steiner packte den Hund am Halsband und zog ihn zurück. Er reichte Barthels die Brottüte mit den Nutellabroten mit den Worten: »Die sind Micky aus der Tasche gefallen, als er den Hochsitz bestiegen hat.«
Barthels nahm das Päckchen und reichte es den Kollegen der SpurenÂsicherung weiter.
Steiner fühlte sich elend. Er konnte den Anblick des toten Jungen nicht mehr ertragen. Er warf Schnur einen fragenden Blick zu; der ehemalige Kollege nickte nur, ein Zeichen, dass er sich entfernen durfte.
Mit seinem Hund an der Leine schleppte er sich zu seinem Auto.
Die Untersuchung der Spurensicherung war schon in vollem Gang, die Leiche bereits auf dem Weg zur Gerichtsmedizin in Homburg, als weitere Polizeibeamte vorfuhren. Sie stiegen aus und brachten als Entschuldigung hervor: »Wir mussten umkehren, weil â¦Â«
»Macht nichts«, meinte Schnur, doch der Beamte war noch nicht fertig: »â¦Â dort ein Engpass an einer Stelle entstanden ist, wo es zweihundert Meter in die Tiefe geht.«
»Durch den Regen wurden einige Wege weggeschwemmt.« Schnur nickte. »Ich mache keinem einen Vorwurf.«
»Genau an der Stelle haben wir ein Auto unterhalb des Abhangs gesehen. Einen grünen Jeep. Wir haben ihn nur bemerkt, weil die Scheinwerfer aufleuchteten.«
Schnur stutzte.
»Wo war das genau?«
Der Polizeibeamte musste nicht lange überlegen. »Das war am Bremsberg.«
»Was macht Sie so sicher?«, stutzte Schnur.
»Ich kenne mich hier gut aus.«
»Sie sagen, ein grüner Jeep liegt dort?«, fragte Schnur weiter.
Der Polizeibeamte nickte.
»Warum hat Steiner einen Umweg genommen?«
Schnur fröstelte bei der Vorstellung, dass es nun doch passiert sein sollte. Lag Steiner dort unten? Nachdem er alle Anschläge überstanden hatte? Der Gedanke gefiel ihm nicht.
Esther erkannte, was ihr Chef dachte.
»Ich werde die Unfallstelle sichern«, schlug sie vor und steuerte ihr Auto an.
»Du wirst nicht allein dort hingehen«, hörte sie Schnurs Stimme hinter sich. »Wir wissen nicht, mit welchem Gegner wir es hier zu tun haben. Deshalb wird hier keiner von uns den Helden spielen. Ist das klar?«
»Ich kann die Kollegin begleiten«, bot sich der Beamte an. »Ich finde die Stelle sofort wieder.«
Damit war Schnur einverstanden.
Zur Bergung des Autos mussten sie von der anderen Seite an den Steinbruch heranfahren. Dort lag ein unwegsames Gelände vor ihnen, das für den Abschleppwagen, der dafür bestellt worden war, zu einem fast unÂüberwindlichen Hindernis würde. Als sie den Unfallwagen erreichten, erkannte Esther, dass es genau der gleiche Wagentyp wie Steiners Jeep war. Auch die Farbe stimmte überein. Trotz aller verzweifelten Versuche, einen Unterschied zu Steiners Wagen zu finden, wollte ihr das nicht gelingen. Nummernschilder fand sie keine.
Zerschellt lag der grüne Jeep am Fuà des Steinbruchs. Die Vorderseite war stark eingedrückt, sämtliche Scheiben zersprungen, ein Blick in das Innere nicht möglich.
Die Ungewissheit lieà sie immer näher an das Wrack heranpirschen. Es knarrte und ächzte verdächtig in den Ãsten. Erschrocken wich Esther zurück.
Endlich trafen Theo Barthels und seine Kollegen ein. Er wirkte gehetzt, seine buschigen Augenbrauen zuckten, seine Miene drückte Konzentration aus. Zuerst wartete er ab, bis der Fotograf das Unfallauto von allen Seiten fotografiert hatte. AnschlieÃend übernahm er es selbst, die Fahrertür, die nach unten zeigte, zu öffnen. Es gelang ihm
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