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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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wusste sie genau, dass es an ihr war, sich bei ihm zu melden. Vielleicht ist diese Enthüllung ein guter Grund ihn anzurufen, ohne ihre Unentschlossenheit zugeben zu müssen.
    Da schrillte der Apparat laut.
    Erschrocken fuhr sie hoch. Während sie abhob, wünschte sie innig, es sei Steiner mit der Bitte, sie zu sehen.
    Aber es kam anders.

Kapitel 30
    Müde wälzte sich Steiner in den Kissen. Seine Glieder fühlten sich bleischwer an, sein Kopf dröhnte. Aber etwas war da noch. Er versuchte, zwischen den starken Schmerzen heraus zu analysieren, welches Gefühl sich dazugesellte. Bis er es erkannte. Es war die kühle Zunge seines Hundes, die über seinen Arm leckte.
    Endlich schlug Steiner die Augen auf. Moritz erwiderte seinen Blick. Die Wunde an seinem Kopf war gut verheilt, von den Fäden fast nichts mehr zu sehen. Musste nur noch das Fell nachwachsen und er war wieder wie neu.
    Steiner dagegen fühlte sich wie hundert. Die Wunde an seinem eigenen Kopf war noch frisch und äußerst qualvoll. Dazu kamen die Schmerzen in der Schulter und im Knie. Er schaute auf die andere Seite des Bettes. Sie war leer. Das war schon die zweite Nacht ohne Esther. Er fühlte sich verwundbar und sehnte sich nach ihrer Nähe. Doch gerade jetzt ließ sie ihn allein. Der Anblick der unbenutzten Betthälfte verstärkte den Schmerz. Warum ließ sie ihn warten? Wie gerne würde er ihre weiche Haut spüren, ihren Körper an seinem, ihren verführerischen Duft einatmen und mit den Händen in ihren blonden Locken spielen. Die Sehnsucht machte es ihm noch schwerer, sich aus dem Bett zu erheben.
    Ein Blick aus dem Fenster verriet, dass es hell wurde. Meine Güte, wie lange hatte er geschlafen?
    Nach starkem Kaffee und zwei Kopfschmerztabletten machte er sich auf den Weg. Dabei zog er das rechte Bein nach, weil er das Knie nicht belasten durfte. Auf diese Weise kam er nur langsam vom Fleck. Moritz tapste im gleichen Tempo neben ihm her. Der Hund wirkte ebenfalls müde, kein Anzeichen von Übermut.
    Als er sich der Sonnenkupp näherte, überkam ihn das Gefühl, dass etwas anders war. Der Tag brach an, der Nebel zog in dichten Schwaden über den Boden. Er sah nur weiße Watte, die sämtliche Geräusche verschluckte. Stille umgab ihn. Warum beschlich ihn dieses ungute Gefühl?
    Er hinkte weiter. Das Knie protestierte hartnäckig.
    Es dauerte nicht lange, da ahnte er, was ihn störte. An den Bäumen, die er gerade passierte, erkannte er, dass er schon lange am Hochsitz vorbei war. Warum hatte er ihn nicht bemerkt?
    Verwirrt kehrte er um.
    Da sah er es. Von seiner Kanzel, die er jeden Sonntagmorgen aufsuchte und von der er das meiste Wild erlegt hatte, waren nur noch vier kurze Pflöcke übrig, die einst die Träger seines Hochsitzes waren.
    Ihm wurde schwindelig.
    Sollte der Sitz in die Schlucht stürzen, solange er mit seinem Hund darauf saß? Er wollte es nicht glauben. Zu genau erinnerte er sich an den Spruch der Jagdgegner: »Wir begeben uns nicht auf das gleiche Niveau weidmännischer Arroganz und Brutalität. Wir wollen Leben schützen und nicht in Gefahr bringen.« Was war vorgefallen, dass sie diese edle Haltung aufgaben und zu potenziellen Mördern wurden?
    Ein Blick in die Schlucht half nicht weiter. Alles verschwamm im Nebel. Er konnte nichts tun. Erst wenn die Sicht besser würde, wollte er zurückkehren und nachsehen, ob noch etwas zu retten war. Aber das war unwahrscheinlich. Die Schlucht ging zweihundert Meter in die Tiefe.
    Er trat den Rückweg an. Plötzlich stolperte er über etwas, was normalerweise nicht dort liegen sollte. Erstaunt hob er das Bündel auf. Die Spaziergänger hatten keine Manieren, schimpfte er vor sich hin. Warfen ihren Müll einfach auf die Wege. Doch als er es in der Hand hielt, erkannte er, was in dem Nylonbeutel war. Dick beschmierte Nutellabrote. Ihm wurde speiübel. Das konnte nur von Micky sein. Wo war der Junge jetzt?
    Sein Herz pochte vor Angst. Hoffentlich war Micky nicht auf den angesägten Hochsitz geklettert.
    Laut rief er den Namen des Jungen. Keine Reaktion. Er rief wieder und wieder. Das Einzige, was sich meldete, waren seine Kopfschmerzen. Schweiß brach ihm aus allen Poren. Er ahnte, was passiert war. Micky wollte ihm eine Freude machen, ihm etwas auf den Hochsitz legen. Der Junge wusste, dass Steiner an dem Morgen den Platz aufsuchen wollte, weil er es dem Jungen

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