Conviva Ludibundus
Heimweh nach einer Insel hatten, vielleicht der DoktorDroll-Insel, Heimweh nach einem anrüchigen Lokal, nach ihrer Mama und solchen auch heute noch gängigen Artikeln.
Nickelsen glaubte die Stimme seines Urgroßvaters zu erkennen.
Er soll dann einen ausgegeben haben, harte Spezialmischung.
Mittelzwerck, der mehr an Bio-Milch gedacht hatte, soll eingewilligt haben, weil, wie Frau Mittelzwerck, die medizinisch angebildet war, erklärte, einmalige Exzesse nicht schadeten.
Es soll auch noch ein bißchen laut geworden sein. Ich hörte gelegentlich Gerenne auf den Gängen und Töne quiekenden Charakters.
Frau Kutzenbacher soll mit Hilfe ihres Trawlnetzes aus dem Antiquitätenladen eine Ankleidenummer improvisiert haben, sie soll einem gefangenen Fischwesen geähnelt haben.
Und alle sollen sich menschlich sehr nahegekommen sein. Zumindest las ich es am anderen Morgen auf dem Leuchtbrett.
Das Eigentliche, das sich zugetragen hatte, erschien dort aber nicht. Ich erfuhr es erst, nachdem urplötzlich unser Kurs geändert worden war, nachdem der Chang stelzbeinig die Doktor-Droll-Insel betreten hatte und wieder aufgeflogen war und sie umflogen und schiffsmäßig umfahren hatte, wobei er Abstand halten mußte, da diese Insel von Felsenriffs umgeben war, die sich auch unter Wasser noch ziemlich ausdehnten.
Als Mittelzwerck verkündete, er habe hier, an der Doktor-Droll-Insel, nunmehr den Räuber der Grünen Medaillons gefunden, als diese Meldung hinausgegangen war, ich hörte sie, halb schlafend, aus meinem alten Transistorchen, als dort die dünne Geisterstimme des Nachrichten verbreiters sagte, Professor Doktor Doktor Hans H. Mittelzwerck, begleitet von dem verehrungswürdigen Professor Philemon, dem Nestor der Meeresgärtnerei, sei schon dem Ziel des Unternehmens nahe, die wesentliche Phase sei erreicht, und als ich Mittelzwerck befragte und er mir erklärte, ja, dort zwischen den Felsenriffen der Doktor-Droll-Insel hätten die Muschelräuber sich versteckt, und mich dann stehenließ, hatte ich immer noch nicht erfahren, was bei dem Menschlichnäherkommen wirklich herausgesprungen war.
Als ich, nun doch beunruhigt, meine Kabine aufsuchen wollte und nachsehen, ob dort mein Taschenrechner noch vorhanden sei, saß Friederike Kutzenbacher auf meinem Bett. Sie trug den Seemannspullover, der ihr bis ans Knie reichte. Die Beine waren grün bemalt, die Zehennägel ein Ton dunkler grün lackiert.
Ich hielt den Zeitpunkt für nicht geeignet, mir eine neue Bekleidungsnummer vorzuführen. Ich sagte knarrig, im allgemeinen schätze ich es nicht, wenn man auch noch mein Bett in künstlerische Darbietungen einbezieht.
Hier wird nichts dargeboten, antwortete sie, ich wollte Ihnen bloß erklären, daß ich hier abhaue. Mir reicht’s. Soll das etwa das menschliche Verhältnis sein, von dem Professor Mittelzwerck andauernd redet? Soll das Zusammenarbeit sein? Ich meine, wir sind doch eine Mannschaft, im gleichen Boot, wir sind doch alle am Erfolg interessiert.
Ja und? fragte ich, gefaßt auf eine wolkige, abstrakte „menschliche Verhältnis“-Schwafelei und daher unfreundlich.
Ich will mich nicht nach vorne drängen, aber ganz nach hinten drängen lasse ich mich auch nicht. Sie sah auf ihren Zeitanzeiger. Nachrichtenzeit, wir können gleich mal hören. Sie knipste das Transistorkästchen an. Na bitte, überzeugen Sie sich selbst. Professor Doktor Doktor Hans H. Mittelzwerck und der verehrungswürdige Professor Philemon, Nestor der Meeresgärtnerei, aber von mir kein Wort.
Ich habe diese Meldung nicht rausgeschickt, ich weiß nicht mehr als Sie.
Aber Sie sind genannt, der Nestor.
Ich hoffte die Kutzenbacher dadurch loszuwerden, daß ich ihr kurz und barsch erklärte, warum bei solch einer Meldung nicht jedes Mitglied der Besatzung berücksichtigt werden kann. Natürlich, alle ermöglichen das Unternehmen oder verschönern es, wie beispielsweise Sie, aber nicht alle sind Wissenschaftler und befassen sich direkt mit der Erforschung des conviva ludibundus. Sie tragen mittelbar dazu bei, gewiß. Auch der Ausgeber der Kästchennahrung, der sie in den Kalorienfahrstuhl packt und auf den Knopf drückt, damit sie in unseren eiförmigen Futtersaal gehoben werden. Aber niemand erwartet bei einer wissenschaftlichen Meldung seinen Namen. Und da wir gerade beim Thema Essen sind, ich hätte eher erwartet, Sie wollen des Essens wegen den Chang verlassen, das könnte ich
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