Conviva Ludibundus
Schädelknochen sich nicht ausgedehnt?
Frau Kutzenbacher, durchaus nicht kümmerlich, schien von ihm weggedrückt zu werden, und seine Stimme, als er loslegte, schien keine andere Stimme zuzulassen. Er habe, sagte er bedeutungsvoll, die Muschelräuber nun geortet. Damit beginne eine neue Phase der Erforschung maritimer Existenzen.
Und wie sind Sie daraufgekommen?
Mittelzwerck stellte ein großes Glas vor sich, in dem ein und ein halbes Grünes Medaillon und einige grüne Strunkfetzen schwammen.
Hier sehen Sie, erklärte Mittelzwerck, ein Fraß hat stattgefunden, der nicht vollendet werden konnte, weil Eile vorlag, und diese Muschelteile, die Sie hier sehen, entsprechen haargenau den Muscheln, die in dem Meeresgarten Professor Philemons geerntet wurden, bis jener große Raub eintrat. Es können also, da wir an anderen Stellen keine Meeresgärten mit Original-Philemon-Muscheln haben, nur ebendiese Muscheln sein.
Das klingt sehr einfach, Herr Professor Mittelzwerck, doch sicher ist da eine aufreibende Forschungsarbeit vorausgegangen.
Gewiß, es klingt sehr einfach, wie immer, wenn man Einleuchtendes gefunden hat.
Mittelzwerck sah voll in die Kamera, er schien beeindruckt von seiner Leistung. Ich kann Ihnen versichern, daß alle Apparate dieses totalen Forschungsunternehmens in höchstem Einsatz waren. Er zog ein Blatt und fing an, Zahlen vorzulesen, durch welche, wie er sagte, die Leistungen verdeutlicht werden sollten, damit sich auch der Laie ein lebendiges Bild von dieser Arbeit machen könnte. Es sei nämlich, so Mittelzwerck, noch immer für die breite Masse fast mystisch, wie die Entdeckungen und die Erkenntnisse zustande kommen. Er wolle dies nun sinnfällig und faßbar machen.
Sehr gut, sagte der Fragesteller, sehr einleuchtend. Er schob ein Bein vor, mir schien, er nahm Entspannungshaltung ein, schaltete ab, war nicht mehr da.
Und plötzlich, als Mittelzwerck sekundenlang pausierte, fuhr er auf Friederike Kutzenbacher los. Was sagen Sie zu dieser aufregenden Entdeckung?
Ich finde sie phantastisch, sagte die Künstlerin, und deshalb habe ich mich vollkommen grün bemalt. Sie sehen jetzt natürlich nur die Beine und das Gesicht, das ist hellgrün, die Beine dunkler, ich habe alles Ton in Ton gehalten. Ja, die Entdeckung hat mich gewaltig angeregt. O ja, wir regen uns hier nämlich gegenseitig an. Darin sehe ich auch meine Aufgabe an Bord, dazu bin ich ja mitgefahren. Es ist nicht so, daß ich hier Urlaub machen will. Nein, ich will hier etwas entdecken.
Und haben Sie schon was entdeckt?
Ja, sagte sie, wie nämlich Kunst und Wissenschaft zusammenwirken können. Dafür ist hier ein Beispiel gegeben worden. Ich sprach in einer lockeren Stimmung mit Professor Mittelzwerck, sagte intuitiv, wo er die Ludibundi zu suchen hätte, mir kam das einfach so, mir war so, ich kann es nicht erklären, ich sagte also, und Friederike Kutzenbacher sagte es.
Sie lächelte Freund Mittelzwerck vertraulich an. Nicht wahr, mein Lieber, so ist es doch gewesen, es war eine fruchtbare Zusammenarbeit, wie man nun sieht, und dies ist die Beantwortung der Frage, wie die Entdeckung in ihrem Keim zustande kam. Durch eine spinnerische Eingebung, in einer lockeren Atmosphäre, aber mit vollem Ernst natürlich. Vielleicht ist es Professor Mittelzwerck nicht so bewußt geworden, und darum sage ich es jetzt.
Ich wartete darauf, daß der Befrager Mittelzwerck fragen würde, was sagen Sie dazu, aber er ließ Frau Kutzenbacher freie Fahrt. Er sah noch nicht mal auf den Zeitanzeiger.
Schließlich ließ er sie auch noch, als Gutenachtgruß für die Zuschauer, die grauen schlappen Wasser der Langeweile singen.
Dabei fiel ihm wohl ein, er müßte auch Mittelzwerck noch einmal reden lassen.
Mittelzwerck, ich hatte das Gefühl, er sei nicht mehr in Form, nahm noch einmal das Blatt vor.
Und nun die Frage, die alle am meisten interessiert, welche Struktur hat der conviva ludibundus, wie sieht er aus?
Ich war sehr froh, daß der Befrager nicht mich anhaute. Ich rutschte vorsichtshalber auf meinem Stuhl in mich zusammen.
Dies eben ist die nächste Phase unserer Forschungsarbeit. Mittelzwerck begann aufzuzählen, welche Spezialgeräte er dafür einzusetzen vorhatte.
Am nächsten Abend sahen wir erstaunt die Friederike-KutzenbacherSchau auf hoher See, Brillantfarbe, und wir entnahmen, daß die beliebte Künstlerin den Standort der Muschelräuber aufgefunden habe,
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