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Conviva Ludibundus

Conviva Ludibundus

Titel: Conviva Ludibundus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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verstehen.
      Ach, sagte sie, jetzt fällt’s mir wieder ein, ich wollte Sie einladen, der Kapitän hat mich geschickt, er sagte, wir können Professor Philemon nicht ohne etwas Herzhaftes vegetieren lassen. Ich esse das Kästchenfutter von Mittelzwerck nur formhalber, von keines Menschen Hand berührt, steht auf dem Zettel, total hygienisch. Pfui Teufel. So schmeckt es auch. Entfremdet, wissen Sie. Ich esse schon lange in der Küche, unten im Chang. Der Ausgeber der Kästchen kann nämlich kochen. Wir dachten immer, Sie hätten eigene Nahrung mit und würden sich die heimlich warm machen, aber Sie sahen letzte Zeit so schlecht aus. Ich bin aber sehr traurig, daß unter Wissenschaftlern so eine unehrliche Haltung möglich ist. Daß hier Ideen einfach gestohlen werden.
      Ich hatte plötzlich wilden Hunger. Wir könnten vielleicht erst mal essen gehen.
      Nein, sagte sie, ich möchte das erst klären, dann speisen wir gemeinsam, und dann verlasse ich den Chang. Ich hoffe, Sie rufen für mich einen Flügler. Also: Ich, Kutzenbacher, habe den feinen Professor Mittelzwerck darauf gebracht, daß bei der Doktor-Droll-Insel die Ludibundi zu finden sind. Ganz nebenbei zwar, in einem menschlich-lockeren Gespräch, nachdem wir das Spezialzeug von Nickelsen getrunken hatten. Ich hatte doch das Trawlnetz um, dadurch bekam ich das Gefühl, ein fischartiges Wesen, nun eben eine maritime Existenz zu sein. Ich gebe zu, ich alberte herum, als ich das ausspann.
      Wenn ich ein Ludibundus wäre, hätte ich die Grünen Medaillons nicht einfach abgefressen. So viele hätte ich nicht schlingen und in so kurzer Zeit verdauen können. Ich hätte sie mit auf die Flucht genommen und sie an einer anderen Stelle angepflanzt. Ich hätte mir an einer sehr versteckten Stelle, wo weit und breit kein Mensch wohnt, um die die Schifffahrtswege einen großen Bogen machen, weil da vielleicht noch unerforschte oder unangenehme Strömungen auftreten, dort hätte ich mir einen eigenen Meeresgarten angelegt. Da wäre die Ernte hundertprozentig meine. Ich würde auf die Menschen pfeifen. Ich würde nur genießen.
      Mittelzwerck lachte, als ob ich einen Witz geboren hätte. Er sagte, nicht übel, Ihnen in der Rolle des Muschelräubers zu begegnen. Womöglich läge da die Idee für einen neuen Film. Sie sehen, wir bieten Ihnen Anregung für Ihr Schaffen.
      In Wirklichkeit hab ich ih m eine Anregung geboten. Oder was meinen Sie, Professor, hätte er mich nicht wenigstens ein bißchen nennen können? Durch Hinweis eines mitreisenden Laien, Frau Friederike Kutzenbacher, auf die Idee gebracht… Ich meine, es bleibt trotzdem verdienstvoll, wenn ein Professor wie Mittelzwerck auf einen mitreisenden Laien hört. Ich habe nicht gesagt, wir hätten zur Doktor-Droll-Insel zu fahren, darauf ist er gekommen, das gebe ich gern zu.

    11

    Frau Kutzenbachers Absicht, von Bord zu gehen, erledigte sich, als gleich nach unserem illegalen unterweltlichen Genuß von Königsberger Klopsen in Kapernsoße ein Flügler Medienmänner auf dem Chang ablud, die unverzüglich begannen, im weißen, eiförmigen Saal, in dem Freund Mittelzwerck die täglichen Eßkonferenzen abzuhalten pflegte, die Vorbereitungen für eine Schau zu treffen.
      Mich und Frau Kutzenbacher fingen sie im Gang ab, als ich mir noch in aller Ruhe den Mund abwischte und leise auch ein bißchen rülpste, um das herzhafte Aroma der Klopse noch einmal zu schmecken.
      Sie griffen Friederike und auch mich, um uns zu präparieren, denn drei hervorragende Leute sollten in dieser Schau auftreten: Professor Dr. Dr. Hans H. Mittelzwerck, Frau Friederike Kutzenbacher und ich, der Nestor, und man bemalte, beschmierte und bestäubte uns.
      Doch wollen wir von mir nicht reden. Man hätte an meiner Statt auch einen Leichnam auftakeln können. Ich blieb die ganze Zeit ein Schemen, Geist eines Abgeschiedenen, der stumm am Bildrand hängt. Ich kriegte außer guten Abend kein einziges Wort zu sagen. Von mir kann also nicht die Rede sein. Nur zum Schluß erschien, als ich davonschlich, mein Rücken mit dem runden Stempel der Gesellschaft kurz im Bild.
      Ich hatte nichts anderes erwartet, denn Mittelzwerck, der in der Mitte sitzen sollte, gleich neben dem Befrager, kam mir so breit und wuchtig vor, daß ich schon sah, wie er das Bild beherrschen würde.
      War er nicht in der letzten Zeit gewachsen, hatte sein Bauch nicht zugenommen, waren nicht seine Schultern gewichtheberisch geschwollen, hatten seine

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