Cook, Robin
Uhr abgeschossen worden.
Er holte einmal tief Luft, ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen und starrte auf den Bildschirm. Gleichzeitig ließ er vor seinem inneren Auge noch einmal seinen Spurt zum Server-Raum Revue passieren. Von seiner Nische bis zum Server-Raum brauchte man eine, höchstens zwei Minuten. Also musste er ihn um 11.12 Uhr oder spätestens um 11.13 Uhr erreicht haben. Aber wo, zum Teufel, war dann Dr. Wingate gewesen, der den Raum laut Zugangskartenspeicherung um 11.10 Uhr betreten hatte? Und als ob das allein nicht schon rätselhaft genug war, hatte der Arzt und Gründer der Klinik auch noch die Tür offen gelassen.
Hier passiert irgendetwas höchst Seltsames, dachte Randy. Eigentlich hatte es immer geheißen, dass Dr. Wingate sich quasi im Ruhestand befinde. Doch seit kurzem wurde gemunkelt, er sei wieder aufgetaucht. Randy kratzte sich am Kopf und fragte sich, ob er die Sache einfach auf sich beruhen lassen oder ob er sie melden sollte. Normalerweise hatte er jegliche Verletzung der Sicherheitsvorschriften umgehend Dr. Saunders anzuzeigen, doch er war gar nicht sicher, ob es sich in diesem Fall überhaupt um eine Vorschriftsverletzung handelte. Immerhin war Dr. Wingate das höchste Tier der ganzen Klinik. Wie konnte er also gegen irgendeine Vorschrift verstoßen?
Plötzlich hatte er eine Idee. Vielleicht sollte er mit Kurt Hermann sprechen, dem Sicherheitschef der Klinik. Allerdings war er ein ziemlich seltsamer Vogel. Er hatte Randy gebeten, seinen Computer so zu programmieren, dass er jegliches Öffnen sämtlicher Kartenschlitztüren aufzeichnete. Also musste Kurt bereits wissen, dass Dr. Wingate im Server-Raum gewesen war. Was der Sicherheitschef jedoch nicht wusste, war, dass der Klinikgründer sich nur zwei Minuten in dem Raum aufgehalten und nach seinem Verlassen die Tür offen gelassen hatte.
»So ein Mist!«, fluchte Randy laut. Sich über derartigen Unsinn den Kopf zu zerbrechen, war mindestens so anstrengend, wie richtig zu arbeiten. Dabei hatte er eigentlich nur eins im Sinn: SCREAMER zu besiegen. Er setzte sich gerade hin und griff nach der Maus.
»Entschuldigen Sie bitte, Miss Finnigan!«, rief Deborah. Sie stand auf der Schwelle zum Büro der Laborleiterin. Ihr zaghaftes Klopfen an den Türrahmen hatte nichts genutzt. Megan Finnigan war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie nichts mitbekam, doch Deborahs Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie sah erschrocken auf und klickte eilig ihren Bildschirm frei.
»Es wäre schön, wenn Sie beim nächsten Mal anklopfen könnten«, sagte sie.
»Ich habe angeklopft«, sagte Deborah.
Die Laborleiterin warf ihren Kopf zurück, um ein paar lästige Haarsträhnen aus ihrem Gesicht zu entfernen. »Tut mir Leid. Ich habe sehr viel zu tun. Kann ich Ihnen helfen?«
»Sie haben mich bei unserem ersten Gespräch ermutigt, zu Ihnen zu kommen, wenn ich Fragen habe«, entgegnete Deborah. »Ich habe eine Frage.«
»Was möchten Sie wissen?«
»Ich wüsste gern, woher all die Eizellen stammen, mit denen ich arbeite. Maureen habe ich bereits gefragt, aber sie behauptet, es nicht zu wissen. Ich finde, es sind unheimlich viele. Mir war gar nicht klar, dass Eizellen in so großer Anzahl zur Verfügung stehen.«
»Der ständige Mangel an Eizellen hat unseren Forschungsbemühungen in der Tat vom ersten Tag an Grenzen gesetzt«, erklärte Megan. »Deshalb haben wir äußerste Anstrengungen darauf verwendet, genau dieses Problem zu lösen. Dr. Saunders und Dr. Donaldson haben auf diesem Gebiet maßgebliche Erfolge zu verzeichnen. Allerdings wurden die Ergebnisse ihrer Arbeit bisher noch nicht veröffentlicht, und solange sie nicht publiziert sind, gelten sie als Betriebsgeheimnis.« Bei diesen Worten grinste sie gönnerhaft und warf erneut den Kopf zurück – eine Marotte, die Deborah ganz kribbelig machte. »Wenn Sie eine Weile für uns gearbeitet haben und immer noch interessiert sind, können wir Sie sicher in das Geheimnis unseres Erfolges einweihen.«
»Das würde mich freuen«, entgegnete Deborah. »Dann habe ich noch eine Frage: Von welcher Spezies stammen die Eizellen, mit denen ich arbeite?«
Statt zu antworten, fixierte Megan Deborah unverwandt, als beabsichtigte sie, Deborahs Beweggründe für diese Frage aus ihren Augen abzulesen. Jedenfalls währte die Funkstille so lange, dass Deborah sich unwohl zu fühlen begann.
»Warum wollen Sie das wissen?«, fragte Megan schließlich.
»Ich bin einfach nur neugierig«, erwiderte Deborah. Die
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