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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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Und wenn irgendwo in dem riesigen Komplex irgendwelche Krankheitserreger aus der finsteren Vergangenheit des Gebäudes überlebt haben sollten, dann – da war Deborah sicher – hier unten im Keller.
    Sie versuchte, die in ihr aufkeimenden Horrorvorstellungen an die finstere Vergangenheit dieses Ortes niederzukämpfen, und zwang sich, die Entfernung von der Treppenhaustür bis zum vermuteten Aufzugschacht abzuschreiten. Anders als in den sonstigen Etagen gab es im Keller keinen zentralen Flur, weshalb die Abschätzung der Entfernung hier deutlich schwieriger war. Der Keller war eher labyrinthartig angelegt, und sie musste sich im Zickzackkurs voranbewegen, da ihr ständig massive Stützpfeiler im Weg standen.
    Sie ging unter einem Bogen hindurch, umrundete eine große Küche mit riesigen Arbeitsflächen aus Metall, enormen Backöfen und Waschbecken aus Speckstein und landete plötzlich vor einer Tür, die sich ganz und gar von dem übrigen düsteren Ambiente abhob: Sie war aus blankem, glänzendem Metall, wirkte hochmodern und verfügte weder über einen Griff noch über eine Aufhängung. Sie hatte nicht einmal ein Schloss.
    Vorsichtig streckte Deborah im Halbdunkel den Arm aus und berührte die glänzende Oberfläche der Tür. Sie vermutete, dass sie aus rostfreiem Stahl war. Merkwürdigerweise fühlte sie sich gar nicht kalt an, sondern war angenehm warm. Deborah sah sich um und nahm im Dämmerlicht noch einmal die altertümliche Küchenausstattung ins Visier. Dann starrte sie erneut die glänzende Tür an. Es war verblüffend, wie wenig sie hierher passte. Sie drückte ihr Ohr an die Tür und hörte das Summen von Maschinen. Für ein paar Minuten verharrte sie so, um festzustellen, ob sie Stimmen hörte, doch der Raum hinter der Stahltür schien menschenleer. Als sie ihr Ohr von der Tür löste, fiel ihr ein Kartenschlitz ins Auge, der genauso aussah wie der neben der Tür zum Server-Raum. Hätte sie doch bloß die Karte von Spencer Wingate dabei!
    Nach kurzem Zögern und innerem Ringen mit sich selbst streckte sie erneut den Arm aus und klopfte mit dem Knöchel ihres Zeigefingers gegen die Tür. Sie klang ziemlich massiv. Deborah war keineswegs sicher, ob sie wirklich wünschte, dass auf ihr Klopfen jemand antwortete, aber es reagierte ohnehin niemand. Das ermutigte sie, sich mit aller Kraft gegen die Tür zu stemmen, doch sie ließ sich keinen Millimeter bewegen. Als Nächstes klopfte sie mit der Faust die gesamte Umgebung der Tür ab, um herauszufinden, wo genau sich die Verriegelung befand – doch Fehlanzeige.
    Angesichts dieser unüberwindlichen Barriere zuckte sie mit den Schultern, drehte sich um und ging zurück zum Treppenausgang. Es war fast Mittag und höchste Zeit, zurück ins Labor zu gehen und auf Joannas Anruf zu warten. Besonders viel hatte sie bei ihrer kleinen Erkundungstour nicht in Erfahrung gebracht, aber wenigstens hatte sie es versucht. Wenn alles gut ging, konnte sie ja am Nachmittag noch einmal mit Wingates Karte zurückkehren. Die mysteriöse Tür aus rostfreiem Stahl hatte ihre Neugier geweckt. Sie wollte unbedingt herausfinden, was sich hinter dieser Tür verbarg.

K APITEL 13
     
     
    10. Mai 2001, 12.24 Uhr
     
    Nachdem Joannas Respekt für Büroangestellte, die tagein, tagaus Daten eingaben, bereits am Vormittag deutlich gestiegen war, hatte sie inzwischen auch vor Dieben und Einbrechern große Achtung. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie man sich mit dem, was sie gerade tat, durchs Leben schlagen konnte. Wären Deborahs Argumente nicht so hieb- und stichfest gewesen und ihr Plan äußerst vielversprechend, hätte Joanna sich nie und nimmer überreden lassen, noch einmal in den Server-Raum einzudringen. Jetzt war sie seit fast zweiundzwanzig Minuten dort, und bisher hatte sie niemand gestört. Ihr größter Feind war sie selbst.
    Wie bei ihrem ersten Besuch war sie beim Passieren der Außentür, die zum Server-Raum führte, von einer derart lähmenden Panik befallen worden, dass sie beinahe handlungsunfähig gewesen war. Am nervenaufreibendsten war das Warten, während die spezielle Hacker-Software nach dem korrekten Passwort zur Entriegelung der Tastatur suchte. Während das Programm lief, war Joanna ein einziges klägliches, zitterndes Nervenbündel gewesen und von einer Angstattacke nach der anderen heimgesucht worden. Sie hatte ständig irgendwelche Geräusche gehört, die sich jedoch entweder als völlig harmlos entpuppt hatten oder ihrer Einbildung

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