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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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Antworten ihrer Vorgesetzten auf die simpelsten Fragen sprachen allein schon Bände. Inzwischen war ihr klar, dass sie sowieso keine ehrliche Antwort zu erwarten hatte. Am liebsten hätte sie den Raum sofort verlassen, denn wenn sie weitere Fragen stellte, machte sie sich vermutlich nur verdächtig, und das wollte sie auf keinen Fall.
    »Ich bin nicht sicher, an welchem Projekt Maureen gerade arbeitet«, sagte Megan. »Ich könnte nachsehen, aber dafür habe ich im Moment leider keine Zeit.«
    »Kein Problem«, entgegnete Deborah. »Danke, dass Sie sich ein paar Minuten für mich genommen haben.«
    »Keine Ursache«, beendete Megan das Gespräch und lächelte gekünstelt.
    Deborah war erleichtert, zu ihrem Mikroskop zurückkehren zu können. Es war keine besonders gute Idee gewesen, das Büro ihrer Vorgesetzten aufzusuchen, und weitergebracht hatte es sie auch nicht. Sie machte sich erneut an die Arbeit, doch als sie die erste Eizelle entkernt hatte, konnte sie ihre Neugier nicht mehr bändigen, die durch ihr kurzes Gespräch mit Megan nur noch größer geworden war. Die Unmenge von Eizellen, auf die sie hinabblickte, schrie geradezu nach einer Antwort auf die Frage, woher sie stammten. Und wenn sich ihr Verdacht bestätigte und es sich tatsächlich um menschliche Eizellen handelte, verlangte die Frage nach ihrer Herkunft erst recht nach Klärung.
    Deborah lehnte sich zurück und checkte, was ihre Kollegin gerade machte. Zum Glück war sie in ihre Arbeit vertieft. Seit der verbalen Auseinandersetzung mit Dr. Saunders bezüglich der Herkunft der Eizellen hatte Mare sie weitgehend ignoriert. Mit einem Rundblick vergewisserte sich Deborah, dass auch die übrigen Labormitarbeiter ihr keinerlei Beachtung schenkten.
    Als ob sie beabsichtigte, die Toilette aufzusuchen, stand sie auf, nahm ihre Handtasche und steuerte den Hauptflur an. Sie ging davon aus, nur diesen einen Tag in der Wingate Clinic zu arbeiten, und spürte einen unwiderstehlichen Drang, dem Geheimnis um die Herkunft der Eizellen auf die Spur zu kommen. Natürlich würde sie das Rätsel in der kurzen Zeit vermutlich nicht lösen können, doch solange sie Gelegenheit hatte, wollte sie so viel wie möglich in Erfahrung bringen.
    Sie ging den Flur entlang in Richtung des zentralen Turms, bis sie die letzte der drei Türen erreichte, die vom Flur ins Labor führten. Sie öffnete sie und sah Mare in einiger Entfernung nach wie vor konzentriert über ihr Mikroskop gebeugt. Der begehbare Inkubator, aus dem ihre Kollegin die Petrischalen mit den Eizellen geholt hatte, befand sich direkt zu ihrer Rechten. Deborah huschte zu der Glastür des Inkubators, öffnete sie und betrat den engen Raum.
    Die Luft in dem Inkubator war warm und feucht. Ein großes Wandthermometer zeigte an, dass die Temperatur exakt siebenunddreißig Grad betrug, und ein Befeuchter hielt die Luftfeuchtigkeit konstant bei einhundert Prozent. An beiden Seiten des engen Raums standen Regale mit Petrischalen. Der Speisenaufzug befand sich an der hinteren Seite des Raums. Ursprünglich hatte er einmal dazu gedient, das Essen aus der Krankenhausküche im Keller auf die jeweiligen Stationen hochzubefördern, doch der Ursprungszustand des Aufzugs war nur noch entfernt zu erahnen. Statt aus gewöhnlichem Holz war er aus rostfreiem Stahl und verfügte über eine gläserne Tür. Die Abstellflächen waren ebenfalls aus Glas. Für einen Speisenaufzug war er ziemlich groß, er hatte in etwa die Maße einer hohen Kommode. Darüber hinaus verfügte er über einen zusätzlichen Temperatur- und Befeuchtungsregler, mit dessen Hilfe auch im Inneren des Aufzugs stets die erforderlichen Bedingungen gewährleistet werden konnten.
    Deborah versuchte den Aufzug ein wenig nach hinten zu drücken, um einen Blick in den Fahrstuhlschacht zu werfen, doch er ließ sich nicht einen Millimeter bewegen. Er war haargenau in die massiven Wände eingearbeitet; bei der Konstruktion des Aufzugs war ganze Arbeit geleistet worden. Sie trat einen Schritt zurück und musterte den Lift. Wahrscheinlich war die Rückwand des Schachts zugleich die Wand des Hauptflurs.
    Sie verließ den Inkubator und ging zurück auf den Hauptflur. Dort schätzte sie ab, wo sich der Schacht befand, und zählte die Schritte bis zum nächsten Treppenaufgang, der ganz in der Nähe der Feuertür lag, die zum zentralen Turm führte. Sie ging ins Treppenhaus und stieg die alte Metalltreppe hinauf in den zweiten Stock. Als sie das Treppenhaus dort wieder verließ, war

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