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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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sofort gemerkt?«, fragte Joanna.
    »Allerdings«, erwiderte Deborah. »Ich wäre beinahe rückwärts die Treppe hinuntergefallen.«
    »Aufgrund welches Merkmals hat es bei dir gefunkt?«
    »Eigentlich war es das gesamte Erscheinungsbild«, erwiderte Deborah. »Aber wenn ich genauer nachdenke, war es wahrscheinlich die weiße Stirnlocke des Babys. Die ist ja nun wirklich extrem auffallend, besonders bei einem sechs Monate alten Kind.«
    »Hast du auf die Augen geachtet?«, fragte Joanna und schüttelte sich, als ob ihr kalt wäre.
    »Ja«, entgegnete Deborah. »Sie haben mich an den Husky eines Onkel von mir erinnert. Bei den Augen des Hundes war der Farbunterschied allerdings noch krasser.«
    »Ich kann es einfach nicht glauben, dass der vermutlich erste menschliche Klon ausgerechnet aus einer meiner Eizellen hergestellt werden musste!«
    »Ich kann gut nachvollziehen, wie dir zumute sein muss«, entgegnete Deborah. »Man kriegt wirklich eine Gänsehaut, erst recht, wenn man sich vor Augen hält, wer es getan und wen er geklont hat. Paul Saunders gehört wohl kaum zu den Menschen, von denen die Welt unbedingt ein zweites Exemplar braucht. Dass er sich selbst geklont hat, heißt, dass er noch viel egozentrischer, eingebildeter und eitler ist, als ich mir je hätte vorstellen können. Allerdings gehe ich jede Wette ein, dass er behauptet, das alles nur für die Wissenschaft oder die Menschheit getan zu haben – oder er denkt sich irgendeine andere lächerliche Rechtfertigung für sein ungeheuerliches Tun aus.«
    »Wenigstens steckt nichts von mir in diesem Kind«, stellte Joanna fest. Fürs Erste konnte sie die Katastrophe nur auf sich persönlich beziehen.
    »Das stimmt nicht ganz«, widersprach Deborah. »So ungern ich es dir sage: Aber es ist so, dass die Eizelle die mitochondriale DNA einbringt. Das Kind hat deine Mitochondrien.«
    »Ich frage gar nicht erst, was Mitochondrien sind«, entgegnete Joanna. »Ich will es wirklich nicht wissen. Ich will nämlich nicht glauben, dass in diesem Kind irgendetwas von mir ist.«
    »Jedenfalls wissen wir jetzt, warum die Erfolgsrate mit deinen Eizellen so niedrig war. Das ist beim Klonen durch Zellkerntransfer normal. Allerdings muss man Dr. Saunders zugestehen, dass er erfolgreicher war als die Leute, die das berühmte Schaf Dolly geklont haben. Ich glaube, sie brauchten etwa zweihundert Versuche, bis sie ein positives Ergebnis hatten. Bei deinen nicht ganz vierhundert Eizellen hat es immerhin vier Mal hingehauen.«
    »Soll das ein schlechter Witz sein?«, fragte Joanna. »Ich finde das überhaupt nicht lustig.«
    »Ich meine es vollkommen ernst«, erwiderte Deborah. »In der Wingate Clinic müssen sie irgendetwas besser machen. Wie könnte ihre Erfolgsquote sonst doppelt so gut ausfallen?«
    »Wie kann man nur Leuten, die so etwas tun, auch noch Komplimente machen«, entrüstete sich Joanna. »Diese ganze Geschichte macht mich krank. Ich wünschte, wir wären nicht zu den Sards gefahren. Ich fühle mich total elend.«
    »Ich würde dir nie unter die Nase reiben, dass ich dir das ja prophezeit habe«, flachste Deborah. »Niemals. Das wäre wirklich gemein.«
    Obwohl sie eigentlich mit den Nerven am Ende war, musste Joanna grinsen. Es war wirklich erstaunlich. Deborah schaffte es einfach immer, sie aufzuheitern.
    »Ich möchte dir etwas vorschlagen. Hoffentlich fühlst du dich stark genug.«
    »Oje«, stöhnte Joanna. »Was hast du denn nun schon wieder vor?«
    »Ich finde, wir sollten auch dem zweiten Kind einen Besuch abstatten. Dann wissen wir definitiv, ob wir mit unseren Befürchtungen richtig liegen.«
    Sie fuhren weiter und schwiegen. Joanna ließ sich den Vorschlag durch den Kopf gehen.
    »Schlimmer kann es sowieso nicht mehr kommen«, stellte Deborah schließlich fest. »Das Schockerlebnis haben wir ja schon hinter uns. Vielleicht hilft uns der Besuch bei der Entscheidung, was wir gegebenenfalls in der Sache unternehmen. Das Thema haben wir ja bisher bewusst gemieden.«
    Joanna nickte. Deborah hatte Recht. Sie hatten bisher mit keinem Wort darüber gesprochen, was sie mit dem Ergebnis ihrer brisanten Nachforschungen anstellen sollten, und sie selbst hatte sogar jegliche Gedanken daran verdrängt. Wem außer den Medien, die sie zweifelsohne in die Sache hineinziehen würden, sollten sie schon von ihren ungeheuerlichen Entdeckungen erzählen? Das Problem war, dass sie sich beim Beschaffen ihrer Informationen strafbar gemacht hatten. Sie war zwar keine Juristin, aber

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