Cook, Robin
Flüssigkeit schwammen. Aus jeder der Kugeln ragte oben ein Wirrwarr aus Schläuchen und Leitungen heraus. Auf der Oberfläche der Flüssigkeit schwamm eine durchgängige Schicht aus winzigen Glaskugeln.
Für einen Augenblick waren Joanna und Deborah sprachlos und versuchten zu erfassen, was sich da vor ihnen auftat. Auch hier waren die Wände aus unverputzten Ziegelsteinen, doch der Raum entsprach schon eher dem, was sie beim Betreten des Kulturenraums hinter der schweren Stahltür erwartet hatten. Da die sonst überall unter der Decke verlaufenden Rohre und Leitungen fehlten, war der Raum deutlich höher. Das Licht war weniger grell, dafür waren in dem Raum etliche Ultraviolettlampen angebracht.
Während Deborah von dem futuristischen Anblick völlig in den Bann gezogen war, fiel Joanna auf, dass Cindy schon wieder auf ihre Uhr sah. Irgendwie passte das nicht zu der Geduld, mit der sie sie durch die Räumlichkeiten führte und ihnen alles bereitwillig erklärte. Wenn sie es wirklich so eilig hatte, wie ihr ständiger Blick auf die Uhr implizierte – wieso nahm sie sich dann so viel Zeit für sie? Joanna fiel keine Antwort auf diese Frage ein, doch die offenkundige Nervosität ihrer Führerin begann sie allmählich zu beunruhigen.
»Was genau haben wir hier eigentlich vor uns?«, fragte Deborah schließlich.
»Dies ist der Organraum«, erklärte Cindy. »Die Behälter sind mit Wasser gefüllt, dessen Temperatur konstant bei 37 Grad gehalten wird. Die kleinen Glaskügelchen, die auf der Oberfläche schwimmen, sollen verhindern, dass das Wasser verdampft. In den großen Kugeln befinden sich die Eierstöcke.«
»Das heißt also, Sie sind imstande, mittels Perfusion komplette Eierstöcke funktionsfähig zu erhalten«, staunte Deborah.
»So in etwa«, bestätigte Cindy. »Die Flüssigkeit, in der sie sich befinden, entspricht weitgehend der natürlichen Umgebung im Unterleib einer Frau, und zwar sowohl was die Sauerstoffzufuhr und den Gehalt an Nährstoffen angeht als auch was die endokrine Stimulation betrifft. Natürlich muss auch die Entsorgung von Abfallstoffen gewährleistet werden. Wenn wir alles richtig machen, gelingt es uns, die Ovulation der Eierstöcke aufrechtzuerhalten, so dass sie fortwährend reife Eizellen produzieren.«
»Können wir mal näher rangehen?«, fragte Deborah.
»Selbstverständlich«, erwiderte Cindy und zeigte nach vorn.
Deborah ging in einen der Gänge zwischen den aufgereihten Wasserbehältern und blieb vor einem stehen, um sich eine der Kugeln aus der Nähe anzusehen. Der in ihr schwimmende Eierstock hatte in etwa die Größe einer platten Walnuss und eine gezackte, pockennarbige Oberfläche, die an eine Mondlandschaft erinnerte. Die wichtigsten Eierstockgefäße waren mit winzigen Perfusionskanülen verbunden. An diversen anderen Stellen des kleinen Organs waren Fühler angebracht.
»Wir haben auch traditionelle Zellkulturen«, berichtete Cindy. »Wenn Sie daran interessiert sind, kann ich sie Ihnen zeigen.«
»Einige dieser Kugeln enthalten ja sogar zwei Eierstöcke«, stellte Deborah fest, ohne auf Cindys Bemerkung einzugehen.
»Das stimmt. Aber in den meisten Kugeln ist nur einer. Wollen wir jetzt in den Raum mit den anderen Kulturen gehen?«
»Was hat es zu bedeuten, wenn sich zwei Eierstöcke in einer Kugel befinden?«, fragte Joanna.
»Da müssen Sie Dr. Donaldson fragen«, erwiderte Cindy. »Ich bin nur eine kleine technische Assistentin unter vielen. Wir haben die Eierstöcke zu überwachen und zu pflegen.«
Joanna und Deborah warfen sich einen wissenden Blick zu. Sie kannten sich so gut, dass in der Regel jede von ihnen erraten konnte, was die andere gerade dachte.
»Wie ich sehe, sind die Kugeln alphanumerisch gekennzeichnet«, stellte Joanna fest. »Heißt das, dass Ihnen die Herkunft jedes einzelnen Eierstocks bekannt ist?«
Bisher hatte Cindy alle Fragen ungerührt beantwortet, doch diese schien ihr sichtlich Unbehagen zu bereiten. Sie druckste herum und versuchte erneut, vom Thema abzulenken, doch Joanna war hartnäckig.
»Wir haben eine vage Vorstellung, woher die einzelnen Eierstöcke stammen«, räumte Cindy schließlich ein.
»Was heißt vage?«, hakte Joanna nach. »Wenn ich Ihnen den Namen einer Eierstockspenderin nenne – können Sie mir dann den zugehörigen Eierstock zeigen?«
»Ich vermute, ja«, antwortete Cindy ausweichend. Sie warf erneut einen Blick auf die Uhr und verlagerte ihr Gewicht nervös von einem Bein auf das andere.
»Würden
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