Cook, Robin
Sie mir dann bitte den Eierstock einer gewissen Joanna Meissner zeigen?«, bat Joanna.
»Joanna Meissner«, wiederholte Cindy und sah sich nach allen Seiten um, als wüsste sie plötzlich nicht mehr, wo sich was befand. »Das müsste ich im Computer nachsehen.«
»Direkt hinter ihnen steht einer«, machte Joanna sie aufmerksam.
»Oh, ja!«, entgegnete Cindy, als ob sie das überraschte. Sie drehte sich um, gab mit ihrem Passwort die Tastatur frei und gab Joannas Namen ein. Kurz darauf erschien auf dem Bildschirm die Bezeichnung »JM699«. Cindy notierte den Code auf einem Zettel und marschierte los. Joanna und Deborah folgten ihr. Zwei Reihen weiter blieb sie vor dem zweiten Behälter stehen und zeigte auf die Glaskugel. Auf ihrer Oberfläche war mit einem Permanent-Marker die alphanumerische Kombination JM699 vermerkt.
Joanna und Deborah starrten ungläubig auf das kleine Organ. Der Eierstock war deutlich pockennarbiger als der, den sie gerade etwas genauer betrachtet hatten. Joanna wollte wissen warum.
»Es ist eines unserer älteren Exemplare«, erklärte Cindy. »Er hat bald ausgedient.«
»Würden Sie bitte den Namen einer weiteren Spenderin eingeben«, bat Deborah. »Sie heißt Kristin Overmeyer.«
»Kein Problem«, entgegnete Cindy. Offenbar hatte sie sich mit der Situation abgefunden, jedenfalls war ihre vorübergehende Unsicherheit verschwunden. Sie ging zurück an den Computer und tippte in aller Ruhe den gewünschten Namen ein. Im nächsten Augenblick erschien auf dem Bildschirm der Code KO432.
»Hier entlang«, wies sie den Weg und bedeutete ihnen, ihr zu folgen. Sie ging außen um die Reihen herum und bog in den ersten Gang ein. Joanna hielt Deborah zurück und flüsterte ihr zu: »Ich weiß, was du denkst. Da könnte was dran sein.«
Deborah nickte nur.
»Da sind wir«, stellte Cindy fest und blieb vor einem der Behälter stehen. Sie klang fast ein bisschen stolz. »Hier ist KO432«, sagte sie und zeigte auf die mittlere Glaskugel. »Ein Exemplar in doppelter Ausführung.«
»Ist ja wirklich interessant«, sagte Deborah nach einem kurzen Blick. »Die Eierstöcke sind mit einer niedrigeren Nummerierung gekennzeichnet, aber sie sehen deutlich unverbrauchter und jünger aus als der, den wir eben gesehen haben. Wie ist das zu erklären?«
Cindy betrachtete die beiden Eierstöcke etwas genauer. Deborahs Bemerkung hatte sie offenbar erneut aus der Fassung gebracht, und sie rang für einen Moment sichtlich nach den passenden Worten. »Ich habe keine Ahnung«, sagte sie schließlich. »Vielleicht hat es etwas damit zu tun, auf welche Weise die Exemplare entnommen wurden, aber ich weiß es wirklich nicht, Dr. Donaldson wird es Ihnen bestimmt erklären können.«
»Ich habe noch einen Namen«, entgegnete Deborah. »Sehen Sie doch mal nach Rebecca Corey.«
»Wollen Sie nicht lieber doch noch die Zellkulturen sehen?«, fragte Cindy. »Auf dem Gebiet haben wir eigentlich die größten Fortschritte gemacht. Dank der Zellkulturen können wir demnächst wahrscheinlich auf die Kultivierung der Eierstöcke verzichten.«
»Nur noch ein Name«, versprach Deborah. »Dann gehen wir weiter und besichtigen die Zellkulturen.«
Nach einem erneuten Blick auf die Uhr ging Cindy ein weiteres Mal an den Computer, gab den Namen ein und ließ sich den Code anzeigen. Dann führte sie Joanna und Deborah zu dem entsprechenden Behälter und zeigte auf die mit dem Code gekennzeichnete Kugel. Der Behälter war direkt neben dem mit den Eierstöcken von Kristin Overmeyer, und die Kugel enthielt ebenfalls zwei Exemplare.
Deborah und Joanna starrten auf die Kugel. Rebeccas Eierstöcke sahen wie die von Kristin viel jünger und unverbrauchter aus als der von Joanna. Bei dem Gedanken, dass sie von einer Frau stammten, die zusammen mit Kristin Overmeyer verschwunden war, nachdem sie einen Anhalter mitgenommen hatten, lief es den beiden Freundinnen kalt den Rücken herunter.
»Der Raum mit den Zellkulturen ist gleich nebenan«, erklärte Cindy. »Sollen wir jetzt rübergehen?«
Deborah und Joanna blickten gleichzeitig von der Kugel mit den Eierstöcken auf und sahen sich an. In ihren Augen spiegelte sich das blanke Entsetzen wider, und sie sahen einander an, dass ihnen die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen. Sie hatten in der kurzen Zeit bereits mehr herausgefunden, als sie zu hoffen gewagt hatten, und was sie entdeckt hatten, war so entsetzlich und furchtbar, dass es ihre schlimmsten Erwartungen übertraf.
»Wir haben Ihre
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