Cook, Robin
fuhr Dr. Donaldson fort. »Für den Bereich war es von Anfang an kein Problem, Arbeitskräfte zu finden.«
»Die Farm?«, hakte Joanna nach. »Wie soll man das denn verstehen?«
»Die Wingate Clinic verfügt über eine große Tierfarm«, erklärte Dr. Donaldson. »Sie ist für unsere Forschungsbemühungen außerordentlich wichtig. Wir erforschen nicht nur die Fortpflanzung des Homo sapiens, sondern interessieren uns auch für die Reproduktion anderer Gattungen.«
»Tatsächlich?«, staunte Joanna. »Welche Tiere erforschen Sie denn?«
»Sämtliche Spezies, die wirtschaftlich von Bedeutung sind«, erwiderte Dr. Donaldson. »Also Rinder, Schweine, Geflügel und Pferde. Außerdem befassen wir uns ziemlich intensiv mit der Fortpflanzung von Haustieren wie Hunden und Katzen.«
»Wo ist denn die Farm?«, wollte Joanna wissen.
»Direkt auf dem Klinikgelände«, erwiderte Dr. Donaldson. »Sie befindet sich hinter einem Kiefernwäldchen auf der Rückseite des Hauptgebäudes, das wir übrigens liebevoll ›das Ungetüm‹ nennen. Ein idyllisches Örtchen. Es gibt dort einen Teich, einen Staudamm und sogar eine alte Mühle – und darüber hinaus natürlich Viehställe, Kornfelder, Felder, auf denen wir Heu machen, und Pferdekoppeln. Das Gelände, auf dem das alte Cabot errichtet wurde, umfasst mehr als achthundert Hektar; es gab Häuser und Wohnungen für Mitarbeiter und eine eigene Farm zur Sicherstellung einer autarken Versorgung mit Lebensmitteln. Als es darum ging, wo sich unsere Klinik ansiedeln sollte, haben wir uns unter anderem wegen der vorhandenen Farm für dieses Anwesen entschieden. Die Nähe der Farm zu unserem Labor erleichtert unsere Forschung ungemein. Von den verfügbaren Wohnungen profitieren wir natürlich auch.«
»Sie haben hier ein eigenes Labor?«, hakte Deborah nach.
»Aber ja«, antwortete Dr. Donaldson. »Ein ziemlich beeindruckendes sogar. Es ist mein großer Stolz. Ich war nämlich dafür verantwortlich, es aufzubauen.«
»Könnten wir uns das Labor vielleicht einmal ansehen?«, bat Deborah.
»Ich denke, das müsste sich einrichten lassen«, erwiderte Dr. Donaldson. »Ah, da kommt ja Dr. Smith.«
Deborah und Joanna drehten sich um und sahen einen großen, stämmigen Mann den Raum betreten. Er trug OP-Kleidung und hatte ein Klemmbrett in der Hand. Im gleichen Moment ging die Haupttür auf, und eine angeregt miteinander plaudernde Gruppe von Klinikangestellten kam hereingeschneit. Eine Frau steuerte den Empfangsbereich an, die übrigen Angestellten verteilten sich in dem Flur, über den Dr. Smith gerade gekommen war.
Joanna spürte, wie sich alles in ihr verkrampfte. Der Anblick des Anästhesisten in OP-Kleidung rief ihr schlagartig in Erinnerung, dass der Eingriff, vor dem sie sich so fürchtete, unmittelbar bevorstand.
Der Anästhesist stellte sich den beiden vor und schüttelte ihnen zur Begrüßung die Hand. Dann setzte er sich, schlug die Beine übereinander und legte sich das Klemmbrett auf dem Schoß zurecht. »Dann wollen wir mal anfangen«, begann er und fischte einen seiner zahlreichen Stifte aus der Brusttasche seines Kittels. »Wie ich meinen Unterlagen entnehme, wünschen Sie, Miss Cochrane, lediglich eine lokale Betäubung.«
»Das ist richtig«, bestätigte Deborah.
»Darf ich fragen warum?«, fragte Dr. Smith.
»Es ist mir einfach lieber«, stellte Deborah klar.
»Ich gehe davon aus, man hat Sie darüber informiert, dass wir bei Punktionen von Eizellen eine leichte Vollnarkose bevorzugen.«
»Ja«, entgegnete Deborah. »Das hat Dr. Donaldson erwähnt. Sie sagte aber auch, ich könne frei entscheiden.«
»Das stimmt«, räumte Dr. Smith ein. »Ich möchte Ihnen aber gern erklären, warum wir es vorziehen, Ihr Bewusstsein für die Dauer des Eingriffs auszuschalten. Bei einer leichten Vollnarkose entnehmen wir die Eizellen unter direkter Inspektion Ihrer Bauchhöhle mit einem Laparoskop. Bei einer lokalen, parazervikalen Betäubung hingegen wird die Entnahme der Eizellen mit einer per Ultraschall gesteuerten Nadel durchgeführt. Bei letzterer Methode arbeiten wir gewissermaßen im Dunkeln.« Er hielt kurz inne und lächelte. »Irgendwelche Fragen zu meinen bisherigen Ausführungen?«
»Nein«, erwiderte Deborah kurz angebunden.
»Aber es gibt noch einen weiteren Grund, der für eine Vollnarkose spricht«, fuhr Dr. Smith fort. »Bei einer lediglich lokal betäubten Patientin haben wir etwaige durch intraabdominale Manipulation hervorgerufene Schmerzen nicht unter
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