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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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zu verweigern. Außerdem wäre es ja keine Katastrophe, wenn nur sie ein Jobangebot bekäme. Schließlich war es ihre Idee gewesen, sich als Mitarbeiterin in die Wingate Clinic einzuschleusen. Deborah wollte ihr lediglich Beistand leisten.
    »Weißt du noch, wo wir abbiegen müssen?«, fragte Joanna. Als sie das letzte Mal in Bookford gewesen waren, war Deborah gefahren, und immer wenn sie auf dem Beifahrersitz saß, hatte sie Schwierigkeiten, sich den Weg zu merken.
    »Hinter der nächsten Kurve musst du links abbiegen«, erwiderte Deborah. »Ich erinnere mich noch an diese Scheune da vorne rechts.«
    »Stimmt«, bestätigte Joanna, als sie die Kurve genommen hatten. »Da ist ja auch das Schild.« Sie fuhr langsamer und bog in die Schotterstraße ein. Vor ihnen lag das steinerne Pförtnerhaus. Vor dem Tunnel, der unter dem Haus hindurchführte, stauten sich mehrere Lastwagen und versperrten ihnen den Weg. Der uniformierte Wachposten hielt ein Klemmbrett in der Hand und sprach offensichtlich mit dem Fahrer des ersten Lastwagens.
    »Sieht so aus, als ob gerade Lieferungen für die Farm ankämen«, stellte Deborah fest. Auf der Rückseite des letzten Lastwagens prangte die Aufschrift WEBSTER TIERFUTTER.
    »Wie spät ist es?«, fragte Joanna. Sie hatte Angst, den Termin zu versäumen. Zu ihrem Ärger waren sie schon mit zwanzig Minuten Verspätung von zu Hause aufgebrochen, weil sie ewig warten mussten, bis Deborahs Nagellack getrocknet war.
    »Fünf vor zehn«, erwiderte Deborah.
    »Oh, nein!«, stöhnte Joanna. »Ich hasse es, zu spät zu Verabredungen zu kommen, und zu Vorstellungsgesprächen erst recht.«
    »Wir können nur warten«, stellte Deborah fest. »Die Geduld zu verlieren, bringt gar nichts.«
    Joanna nickte. Auf wohlmeinende Ratschläge wie diesen konnte sie gut verzichten, und das wusste Deborah auch genau. Natürlich erwartete sie jetzt, dass Joanna an die Decke ging, doch sie biss sich auf die Zunge und trommelte stattdessen ungeduldig mit den Fingern auf dem Lenkrad.
    Die Minuten vergingen. Joanna trommelte immer schneller. Schließlich seufzte sie und warf einen Blick in den Rückspiegel, um zu prüfen, ob ihre Frisur die Fahrt unbeschadet überstanden hatte. Bevor sie den Spiegel verstellte, sah sie ein Auto von der Pierce Street in die Schotterstraße einbiegen. Der Wagen fuhr auf sie zu, drosselte das Tempo und hielt hinter ihnen an.
    »Erinnerst du dich noch an das Bentley Cabrio, das wir damals auf dem Parkplatz der Klinik bestaunt haben?«, fragte Joanna.
    »Vage«, erwiderte Deborah. Sie hatte sich noch nie für Autos interessiert. Für sie dienten Autos lediglich dazu, von A nach B zu gelangen, und sie konnte weder einen Chevy von einem Ford noch einen BMW von einem Mercedes unterscheiden.
    »Er steht direkt hinter uns.«
    »Aha«, entgegnete Deborah und drehte sich um. »Stimmt. Ich erinnere mich.«
    »Ob diese Luxuskutsche wohl einem der Ärzte gehört?«, fragte Joanna, während sie den weinrot glänzenden Wagen weiter im Rückspiegel betrachtete. Da sich die Morgensonne in der Windschutzscheibe spiegelte, konnte sie nicht erkennen, wer hinter dem Lenkrad saß.
    Deborah warf einen Blick auf die Uhr. »So ein Mist, es ist schon nach zehn. Allmählich frage ich mich, was das soll. Dieser bekloppte Wachposten redet immer noch mit dem LKW-Fahrer. Worüber quatschen die denn so lange?«
    »Wahrscheinlich wird hier nicht jeder aufs Gelände gelassen.«
    »Das mag ja sein«, entgegnete Deborah. »Aber wir haben einen Termin!« Sie öffnete die Tür und stieg aus.
    »Wo gehst du hin?«, rief Joanna ihr hinterher.
    »Ich sehe nach, was da los ist!«, rief Deborah zurück und knallte die Tür zu. »Das ist doch wohl unglaublich!« Sie umrundete den Wagen und tippelte, um in dem Schotter nicht ihre Pfennigabsätze zu ruinieren, auf Zehenspitzen in Richtung Pförtnerhaus.
    Obwohl sie sich gerade noch über ihre Freundin und Mitbewohnerin geärgert hatte, musste Joanna jetzt lachen – bis sie zu ihrem Entsetzen sah, dass Deborahs Minirock hochgerutscht war, offenbar hatte sich das Material durch die Berührung mit der Nylonstrumpfhose elektrisch aufgeladen.
    »He! Marilyn Monroe! Dein Hintern hängt raus!«
     
    Spencer rieb sich die Augen, um sicherzugehen, dass er nicht unter Halluzinationen litt. Er hatte hinter einem unauffälligen Chevy Malibu angehalten und ärgerte sich, dass er jetzt, wo er endlich sein Ziel erreicht hatte, von einem kleinen Verkehrsstau aufgehalten wurde. In dem Wagen vor sich

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