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Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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nicht, wieso ich auf die LaunchParty von Hoi Aristoi eingeladen worden war. Nein, der Anti-Klient war definitiv keine Einbildung. Er war real und er wollte mit mir sprechen. Wahrscheinlich hatte der Glatzkopf mein Handy irgendwo hingelegt, wo ein zufällig vorbeikommender Passant es finden musste. Er brauchte es nicht mehr, weil er wusste, dass ich Mandy nicht ihrem Schicksal überlassen (und mich selbst nicht der Anziehungskraft der Schuhe entziehen) konnte und deshalb heute Abend auf die Party kommen würde.

    Ich betrachtete mein Handy und beschloss, Jen anzurufen.
    »Hi, das ist die Mailbox von Jen. Nach dem Beep zeichne ich Nachrichten auf.«
    »Hey. Ich bin’s, Hunter. Ich hab mein Handy wieder. Irgendein Typ hat es meiner Mutter in die Arbeit gebracht, aber nicht der mit der Glatze. Keine Ahnung, was das alles zu bedeuten hat. Also dann, bis später. Du kommst doch ein bisschen später, oder? Hm, na ja … okay, tschüss.«
    Ich lehnte mich zurück und wünschte, sie wäre drangegangen oder ich hätte ihr keine so dämliche Nachricht auf die Mailbox gesprochen. Ich habe noch nie viel von ABs gehalten – im Grunde sind sie nichts als hochempfindliche Nervositätsdetektoren, mit deren Hilfe jede Spur von Unsicherheit in null Komma nichts entlarvt wird. Dabei hatte ich ja wohl wirklich keinen Grund, Jen gegenüber nervös zu sein. Ich dachte daran, wie oft sie mich heute angesehen und Gründe gefunden hatte, mich zu berühren oder den Zeitpunkt unseres Abschieds hinauszuzögern. Ganz zu schweigen davon, dass sie mir ein komplett neues Styling verpasst hatte. Jen fand mich nett.
    Aber fand sie mich auch mehr als nett? Ich rieb mir die Schläfen – das große Problem, das man immer hat, wenn man von jemandem hingerissen ist (ja, ich war hingerissen) besteht darin, dass man vor lauter Hingerissensein nicht mehr erkennen kann, ob der andere umgekehrt genauso hingerissen ist. Oder so. Vielleicht fand Jen einfach nur die Jagd nach der verschwundenen Mandy spannend. Möglicherweise dachte sie, mein Leben sei jeden Tag so abenteuerlich, und würde enttäuscht sein, wenn sich herausstellte, dass dem nicht so war. Außerdem: Färbten Mädchen den Typen, auf
die sie scharf sind, normalerweise die Haare? Wahrscheinlich eher nicht, aber vielleicht war Jen in dieser Hinsicht eine Ausnahme …
    In diesen mentalen Remix mischte sich die vage Erkenntnis, dass ich wahrscheinlich aus den falschen Gründen nervös war. Falls meine Verkleidung heute Abend nicht funktionierte, wäre meine Verliebtheit in Jen die kleinste meiner Sorgen: Der Anti-Klient würde höchstwahrscheinlich mehr als nur mein Ego zerquetschen.
    Ich dachte an die ganzen Filme, in denen der Skeptiker unkt: »Aber wir laufen doch geradewegs in eine Falle!«, und der furchtlose Held antwortet: »Stimmt, aber genau damit rechnen sie nicht.« Was natürlich kompletter Schwachsinn ist. Eine Falle wird ja nur aus dem Grund gestellt, weil man damit rechnet, dass jemand hineinläuft.
    Aber sie rechneten mit dem Hunter, der dunkle längere Haare hatte und Kordhosen trug, nicht mit dem platinblonden Nicht-Hunter alias Der Pinguin .
    Ich holte tief Luft. Ich brauchte dringend was zu essen.
     
    Um diese Uhrzeit war das Museum für Besucher geschlossen, aber als ich mich dem Gebäude näherte, standen immer noch Touristen auf der steilen Marmortreppe herum, die zum Portal hinaufführte. Ich mischte mich unter die anderen, an ihrer Abendgarderobe als Partygäste erkennbaren jungen Menschen, die sich zwischen den erschöpften und sonnenverbrannten Kameraträgern hindurchschlängelten. Aufatmend glitten wir in die klimatisierte Kühle des Museums. In der Eingangshalle ragte ein fünfundzwanzig Meter hohes Barosaurus-Skelett vor uns auf, das sein skelettiertes Junges gegen einen skelettierten
T. Rex verteidigte. Als Kind hatte ich mich immer gefragt, wieso diese Dinosaurierskelette so scharf darauf sein sollten, sich gegenseitig aufzufressen, obwohl doch offensichtlich kein Fitzelchen Fleisch mehr an ihnen dran war.
    Es waren schon so viele Leute da, dass ich mühelos in die Menge abtauchen konnte, deren Stimmenwirrwarr sich als hallendes Echo an den marmorgetäfelten Wänden brach. Inmitten meiner Pinguingefährten fühlte ich mich so perfekt getarnt, dass ich mich ganz entspannt in die Schlange einordnete, die durch Absperrseile aus Samt in den benachbarten Saal mit den afrikanischen Säugetieren geleitet wurde.
    Dieser Teil des Museums stammte noch aus der Zeit, als man in

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