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Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Dresscode, und Jen und ich dachten, es wäre lustig, uns … na ja, ein bisschen zu verkleiden, du weißt schon.«
    »Hat Jen dir die Haare gefärbt und geschnitten?«
    »Mhm.«

    »Oh … äh.« Sie räusperte sich und lächelte, obwohl ihre Augen immer noch glänzten. »Du siehst unglaublich aus. Wann hast du gelernt, wie man eine Fliege bindet?«
    »Vor Kurzem.« Ich warf einen Blick auf die Uhr. »Tut mir leid, Mom, aber ich muss los. Die Party ist auf der Upper West Side, ich müsste längst unterwegs sein und will nicht zu spät kommen.«
    »Natürlich.« Sie nickte verständnisvoll und schien sich von dem Schock erholt zu haben. Dann kicherte sie. »Aber zu deinem Vater werde ich kein Sterbenswörtchen sagen. Ich freue mich jetzt schon auf sein Gesicht, wenn er dich morgen früh sieht. Ach so, warte mal. Das hätte ich ja fast vergessen.« Sie griff in ihre Tasche. »Hier. Der Mann war so nett, es …«
    »Ja, ja, ich weiß schon alles über den netten Mann.«
    Ich griff nach meinem Handy und spürte seine mir köstlich vertraute Schwere in der Hand. Ein wahrhaft großer Moment. »Danke. Sag mal, dieser nette Mann … hat der dich vielleicht zufällig irgendwelche komischen Sachen gefragt?«
    »Nein. Er hat nur gesagt, dass er es in Chinatown gefunden hat.«
    »Hatte er eine Glatze?«
    Sie verengte die Augen. »Nein. Wie kommst du darauf?«
    »Oder war es gar kein Mann, sondern eine Frau mit silbernen Haaren und einem Aliengesicht hier auf der Brust?«
    »Sag mal, Hunter – wie hast du dein Handy eigentlich verloren? «
    Ich zuckte mit den Schultern und nahm mir vor, ihr später alles zu erklären. »Es ist mir wahrscheinlich einfach aus der Tasche gerutscht, keine Ahnung. Jedenfalls bin ich froh, dass es dir gut geht.«

    »Natürlich geht es mir gut.« Sie lächelte und zauste mir durch die Haare. »Ich hab schon schlimmere Dinge überlebt, als dass du dir die Haare blond gefärbt hast.«
    Ich sagte ihr nicht, dass ich etwas anderes gemeint hatte, und umarmte sie stattdessen nur.
    »Viel Spaß, Hunter«, sagte sie, als ich sie losließ. »Und richte Jen bitte aus, dass ich sie wahnsinnig gerne kennenlernen würde.«
    Ich grinste. »Mach ich. Ich fände es auch schön, wenn du sie kennenlernen würdest.«
    Und das Komische war, dass das stimmte.
     
    Die Party fand im Natural Science Museum statt, einem riesigen kathedralenartigen Bau, der direkt an den Central Park angrenzt. Die umliegenden Viertel – mit Blick ins Grüne und Privatschulen, die so viel kosten wie ein Studium an einer Eliteuniversität – sind das Heimatterritorium der hoi aristoi , was auf Altgriechisch so viel wie »Aristokraten« heißt. Wir normalen Leute sind die hoi polloi .
    Ich fuhr mit dem Taxi – eine relativ bescheidene Investition, wenn man bedenkt, dass ich damit das Risiko minimierte, mir meinen Zweitausend-Dollar-Smoking zu ruinieren. Der lange Sommertag hielt den New Yorker Asphalt immer noch fest in seinen dampfenden Klauen; es war viel zu heiß, um im Smoking auf einem U-Bahnsteig herumzustehen. Davon mal abgesehen, wäre ich mir auch reichlich dämlich vorgekommen. Mom fand zwar, dass ich gut aussah, und ich selbst fand das auch, aber cool hat immer auch etwas mit Kontext zu tun. Inmitten der anderen hoi polloi würde ich wahrscheinlich bloß aussehen wie ein Pinguin.

    Wie ein hungriger Pinguin. Durch das unerwartete Zusammentreffen mit Mom hatte ich völlig vergessen, etwas zu essen. Hoffentlich wurden auf der Party ein paar Platten mit Aristokratennahrung gereicht.
    Im Taxi zog ich beide Handys aus der Tasche – meines und das von Mandy –, um mich zu vergewissern, dass es auch wirklich meines war, das ich wiederhatte. Dann grübelte ich über den netten Mann nach, der es meiner Mutter vorbeigebracht hatte. War er wirklich einfach nur nett gewesen und nicht der böse Verfolger, für den ich ihn hielt? Hatte Detective Johnson womöglich recht gehabt mit seiner Vermutung, dass Mandy gar nicht verschwunden war? War sie vielleicht überstürzt weggefahren, um sich um einen kranken Verwandten zu kümmern, und hatte ihr Handy einfach irgendwo verloren? Wenn dem so wäre, dann wäre die Verfolgungsjagd durch das verlassene Gebäude nur ein Missverständnis gewesen. Oder der Typ nur irgendein Wahnsinniger, der sich ganz zufällig gleichzeitig mit uns an denselben Ort verirrt hatte. Oder eine Halluzination.
    Nicht sehr wahrscheinlich.
    Und selbst wenn an diesen gewagten Theorien etwas dran gewesen wäre, erklärten sie

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