Cool Hunter
Tablett führte mich durch einen kurzen Flur in die Weltraum-Abteilung des Museums. Vor mir ragte das Planetarium auf, eine riesige weiße Kugel auf gebogenen Beinen, so ehrfurchtgebietend wie ein außerirdisches Raumschiff. Aber wie so oft in Museen, dachte ich nur ans Essen. Ich lief also weiter dem Tablett hinterher und schaffte es gerade noch,
den Kellner einzuholen, bevor sich eine kleine, aber hungrige Gäste-Horde auf ihn stürzen konnte.
Auf dem Tablett befand sich ein offensichtlich missglücktes Sushi-Experiment, winzige Türme aus Fischeiern und bunt schillernden Tentakeln. Etwas, das Pinguine aus Fleisch und Blut möglicherweise fressen würden, aber nicht gerade das, wonach ich gejagt hatte. Stattdessen nahm ich mir zwei Bällchen, die nach simplem gekochtem Reis aussahen, und steckte mir eines davon in den Mund. Irgendetwas in seinem Inneren explodierte salzig und fischig – eine Sushi-Sprengfalle. Ich schluckte tapfer und warf mir gleich auch noch das zweite ein.
Mein Mund war so voll, dass ich nicht schreien konnte, als ein mir bekannter glatzköpfiger Mann neben mich trat.
Kapitel
SECHZEHN
»Mmpf«, machte ich erschrocken.
Er murmelte irgendetwas Unverständliches und sein Blick glitt über mich hinweg.
Ich schluckte das Reisbällchen in einem einzigen unzerkauten Klumpen herunter und erstickte fast daran.
Erst als er weiterredete, wurde mir klar, dass er nicht mit mir sprach. An seinem Ohr klemmte ein unauffälliges schwarzes Headset, und seine Augen hatten den typisch abwesenden Ausdruck von Menschen, die im Gehen mit jemandem telefonieren. Sein Blick ging glatt durch mich hindurch.
Mit meinen blonden Haaren und meinem Pinguinanzug war ich für ihn unsichtbar.
Ich drehte mich um und schlenderte ein paar Schritte weiter, während sich die Muskeln in meinem weitgehend leeren Magen langsam entkrampften und nicht länger drohten, das im Ganzen geschluckte Sushibällchen wieder nach oben zu drücken. Ich ging auf das Planetarium zu, versuchte ganz entspannt auszusehen und blieb schließlich vor einem von der Decke baumelnden Modell des Saturns stehen, das etwa so groß war wie ein aufblasbarer Wasserball.
Ich stellte mich so hin, dass mein Kopf hinter dem Planeten verschwand, zählte bis zehn und wartete darauf, dass der
Glatzkopf mit fünf fies grinsenden Schlägertypen im Schlepptau anmarschiert kam.
Als er nicht kam, wagte ich einen Blick an den Saturnringen vorbei.
Er stand immer noch an derselben Stelle wie vor ein paar Minuten und sprach in sein Headset. Im Gegensatz zu mir und den anderen Pinguinkostümträgern war er ganz in Schwarz gekleidet, als würde er zum Sicherheitsdienst gehören. Plötzlich hob er den Kopf, ließ aufmerksam den Blick über die Menge schweifen und suchte ganz eindeutig nach jemandem.
Nach mir.
Ich lächelte. Die Tarnung, die Jen sich ausgedacht hatte, funktionierte. Er brachte den Nicht-Hunter nicht mit dem Jungen in Verbindung, der heute Vormittag vor ihm davongelaufen war.
Weil ich mein Glück nicht überstrapazieren wollte, indem ich noch einmal an ihm vorbeiging, sah ich mich um und überlegte, welchen Teil der Partylocation ich als Nächstes erforschen könnte. Vor mir pilgerte ein steter Gästestrom in den weit geöffneten Schlund des Planetariums. Ein Schild verkündete eine Dauervorführung des neuen TV-Werbespots für PooSham. Im Inneren des Planetariums würde es dunkel sein und in der vertrauten Umgebung einer Fokusgruppe würde ich schnell wieder zu meiner gewohnten Coolness zurückfinden. Schließlich war Werbespotsschauen quasi mein täglich Brot.
Ich holte tief Luft, trat hinter dem Planeten hervor und ging entschlossen auf das Planetarium zu. Unterwegs nahm ich mir ein Glas Champagner von einem Tablett, rückte meine Manschettenknöpfe zurecht und fühlte mich sehr geheimagentmäßig.
PooSham entpuppte sich als ein ziemlich bizarres Shampoo.
Aber der Reihe nach. Ich lehnte mich im Dämmerlicht des Planetariums in meinen Sessel zurück und gab mich dem Summen eines Hi-End-Lautsprechersystems hin. Die Sterne über unseren Köpfen schimmerten so kristallklar wie in einer kalten Gebirgsnacht.
Plötzlich tauchte ein helles Rechteck am Nachthimmel auf und ein gigantischer Fernsehschirm schälte sich aus der Dunkelheit.
Der Spot begann wie eine ganz normale Shampoowerbung:
Ein Model steht mit eingeschäumten Haaren unter der Dusche. Dann zieht sie sich an. Die Haare sind inzwischen trocken, schwingen in Zeitlupe hin und her und leuchten in
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