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Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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gekommen zu sein, ihn abzuhören. Normalerweise rief mich niemand auf dem Festnetz an, aber nachdem ich mein Handy verloren hatte, konnte es gut sein, dass jemand versucht hatte, mich über die Nummer meiner Eltern zu erreichen.
    Als ich auf den Knopf drückte, verkündete mir die Stimme meiner Mutter in gut gelauntem Plauderton folgende Nachricht:
    »Hoffentlich hörst du den AB ab, Hunter. Ich habe gute Neuigkeiten. Gerade hat ein Mann angerufen und mir gesagt, dass er dein Handy gefunden hat. Ich wusste gar nicht, dass du es verloren hattest. Er war wirklich nett und meinte, er sei heute Nachmittag sowieso in Midtown und könnte es mir im Labor vorbeibringen. Bis heute Abend dann.«
    Piep.
    Mit angstschweißnassen Händen griff ich zum Telefon und wählte die Labornummer meiner Mutter, eine der wenigen, die ich auswendig wusste. Ihr Assistent meldete sich.
    »Sie ist schon gegangen.«
    »Ist heute ein Mann da gewesen – ein fremder Mann –, der ihr etwas vorbeigebracht hat?«
    Er lachte. »Keine Panik, Hunter. Er war da. Ein echt netter Typ. Deine Mutter hat dein Handy und bringt es dir gleich. Ihr und eure Handys – ohne könnt ihr wohl nicht leben, was?«
    »Wann war er da?«
    »Gleich nach der Mittagspause.«
    »Und ihr geht es gut? Sie ist doch nicht mit ihm irgendwohin gegangen, oder?«

    »Natürlich geht es ihr gut. Was ist denn das für eine Frage?«
    »Nicht so wichtig. Ich dachte nur …«
    Er hatte ihr das Handy im Labor vorbeigebracht, weil er wissen wollte, wie sie aussah. Dann hatte er vor dem Gebäude auf sie gewartet, bis sie herauskam und sich auf den Nachhauseweg machte. Er war ihr gefolgt, hatte sie unterwegs angesprochen, in ein Gespräch verwickelt und dann irgendwo hinverschleppt. Meine Mutter fuhr immer mit der U-Bahn nach Hause. Es gab unzählige Gelegenheiten, sie abzufangen. Vielleicht hatte er auch einen Handtaschendiebstahl fingiert, um an noch mehr Informationen heranzukommen.
    »Ach, vergessen Sie’s. Danke.« Ich legte auf.
    Jetzt hatten sie womöglich nicht nur Mandy, sondern auch meine Mutter in ihrer Gewalt. Und selbst wenn sie ihr nur die Handtasche geklaut hatten, wussten sie inzwischen, wo ich wohnte, und hatten womöglich auch …
    Ich hörte einen Schlüssel im Schloss.

Kapitel
FÜNFZEHN
    Die Wohnungstür schwang auf und wir starrten uns er schrocken an.
    Ich erholte mich als Erster von dem Schock, was vor allem daran lag, dass es meine Mutter war, die mir gegenüberstand. Und zwar ohne dass ihr jemand ein Messer an die Kehle hielt und sie als Geisel vor sich herstieß.
    Dafür sah sie aus, als stünde sie einem Geist gegenüber. Sie starrte mich ein paar Sekunden lang bestürzt an, schaute dann auf den Schlüssel in ihrer Hand, anschließend auf die Nummer an unserer Wohnungstür und schließlich wieder auf mich.
    »Hunter …?«
    »Hi, Mom.«
    Die Tüte mit den Einkäufen aus dem Supermarkt knallte zu Boden und sackte langsam zur Seite. Mom kam ein paar Schritte auf mich zu und betrachtete mich mit offenem Mund in meinem prächtigen Zweitausend-Dollar-Smoking.
    »Grundgütiger, Hunter! Bist du es? Was ist passiert?«
    »Ich hab beschlossen, es mal mit einem neuen Style zu probieren. «
    Sie blinzelte ein paarmal in Zeitlupe.
    »Scheiße, Hunter, ich fass es nicht!«
    Ich musste lachen. So redete meine Mutter sonst nie.

    Sie kam kopfschüttelnd noch ein paar Schritte auf mich zu und streckte die Hand aus, um zaghaft mein platinblondes Haar zu berühren.
    »Du kannst es ruhig anfassen, Mom. Es geht nicht kaputt.«
    »Du siehst ziemlich gut aus. Offen gestanden, siehst du sogar unglaublich gut aus, aber …«
    Meine Hand wanderte zur Fliege. Löste sie sich etwa bereits auf? »Aber was?«
    »Du siehst überhaupt nicht mehr wie … du aus.«
    Bei den letzten Wörtern zitterte ihre Stimme, ihre Augen nahmen einen gefährlich feuchten Glanz an, ihre Lippen bebten, und sie stieß sogar ein ersticktes Schluchzen aus.
    Ich war erschüttert.
    »Mom.«
    »Tut mir leid.« Sie legte mir eine Hand auf die Schulter und wischte sich mit der anderen über die Augen. Ihre Schultern zuckten.
    »Was ist denn? Was hab ich …?«
    Sie hob den Kopf und sah mich an, und erst in diesem Moment begriff ich, dass sie lachte, ein tiefes, kehliges Lachen, das ihren ganzen Körper schüttelte.
    »Es tut mir leid, Hunter, du siehst nur so … so anders aus.«
    Ich holte erleichtert Luft. Okay, damit konnte ich umgehen.
    »Ich geh heute Abend auf eine Party«, erklärte ich. »Eine Party mit

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