Cool Hunter
Bewegungsapparat allmählich wieder volle Funktionstüchtigkeit erlangte, entwickelten sich die Urmenschen, an denen ich vorbeihuschte, in den glückseligen Zustand von auf Bäumen lebenden Affen zurück, bis ich schließlich wieder vor der Treppe stand.
Ich gab meine lautlose Deckung auf und stürmte die Stufen hinauf.
Auf halbem Weg schälte sich vor mir eine menschliche Silhouette aus der Dunkelheit. Ich knallte direkt in sie hinein und stieß einen Fluch aus, als wir strauchelten und gleichzeitig auf dem Boden des Treppenabsatzes landeten.
»Was zum …?«
Es war die silberhaarige Frau, die Jen und ich beim Verladen der Schuhkartons vor dem verlassenen Gebäude beobachtet hatten. Im Schein eines roten Exit-Leuchtschilds konnte ich ihre raketenförmigen Ohrringe funkeln sehen. Glatze und Schurke Nr. 3 mussten sie hier als Wachposten zurückgelassen haben.
Ich zückte geistesgegenwärtig meine PooSham-Kamera, hielt sie ihr vors Gesicht und kniff die Augen zu.
Dann drückte ich auf den Auslöser.
Die stroboskopartigen Farbblitze drangen durch den Filter meiner Augenlider und waren immer noch so stark, dass ich ihren Hirnmasse-zu-Rührei-schlagenden Effekt spüren konnte, als ich auf die Füße sprang. Sie bekam die volle Ladung ab, schaffte es aber trotzdem noch, ihre Finger in meine Schulter zu krallen.
Ich riss mich los. Als ich die Augen aufmachte, sah ich, dass
sie heftig blinzelte und immer wieder ihre Hände auf die Augen presste.
»Du schleiner Keißer!«, fluchte sie.
Ich jagte die restlichen Stufen hinauf und rannte an den ausgestopften Vögeln vorbei bis zu dem Absperrseil aus Samt, über das ich – einer Gruppe von kichernden Frauen in Designerfähnchen nonchalant zunickend – hinwegstieg.
»Geht die Party da hinten noch weiter?«, fragte eine von ihnen.
»Aber hallo! Da verteilen sie die richtig guten Goody Bags. Einfach da vorne rechts abbiegen und dann die Treppe runter. «
Während sie sich im Pulk an mir vorbeidrängten, kehrte ich in den Saal mit den afrikanischen Säugetieren zurück und rief Jen an.
»Hunter! Alles in Ordnung?«
»Ich hab sie ein Stockwerk tiefer abgehängt.«
»Gut gemacht.«
Ich grinste. »Jetzt wo du’s erwähnst – stimmt.«
»Ohne die langen Zotteln läufst du echt zu Bestform auf.«
»Genau, Jen. Lag natürlich alles nur an meinem neuen Haarschnitt.«
Sie schaffte es, meinen ironischen Unterton zu überhören. »Danke.«
»Hör zu, die können jeden Moment hier oben sein. Wo bist du?«
»Auf dem Weg nach draußen. Wir treffen uns unten an der Museumstreppe auf der Straße. Ich tach uns ein Maxi klar. Äh, mach uns ein Taxi klar.«
Ich lächelte, als ich hörte, dass auch Jen nicht gegen das
PooSham-Phänomen immun war, und fragte mich, ob sie sich den Spot im Planetarium angeschaut hatte oder ob die Kameras aus den Goody Bags ausgereicht hatten.
Als ich den Teil der Party erreicht hatte, wo das Gewühl am dichtesten war, schossen sie aus allen Richtungen ihr flackerndes Licht ab. Es war, als würde sich über der afrikanischen Steppe ein wütendes Gewitter entladen. Die Blitze zuckten im Sekundentakt durch den Saal und flackerten über die Glasscheiben, die die fassungslos dreinblickenden, ausgestopften Tiere vor der betrunkenen und überstylten Menschheit schützten. Der Boden war von einer klebrigen, glänzenden Schicht aus Noble Savage und Champagner überzogen. Jeder Gesprächsfetzen, den ich aufschnappte, war so verstümmelt und unverständlich, als würden die hoi aristoi direkt vor meinen Augen ihre eigene Sprache entwickeln. Das Stimmengewirr klang immer weniger nach Mensch, füllte sich mit Grunzlauten, Kreischtönen und keckerndem Gelächter. Und auf dem besudelten Parkett lagen zertretene Smokingfliegen – fünfhundert Jahre »Neckclothitania« in Grund und Boden gestampft.
Mein Gehirn begann sich unter diesem Trommelfeuer erneut zu winden, und meine Synapsen, die sich in der Dunkelheit ein Stockwerk tiefer halbwegs beruhigt hatten, drohten mit jedem Blitzeinschlag erneut absurde Verbindungen einzugehen. Ich drängte mich vorwärts und rempelte mir meinen Weg durch den Pinguinschwarm. Weit und breit schien es kein Sicherheitspersonal zu geben, niemand, der mitbekam, wie krass die Dinge hier aus dem Ruder liefen. Vielleicht waren auch die Angestellten vom PooSham-Virus infiziert worden.
Endlich schaffte ich es in die Empfangshalle, wo die Dinosaurierskelette immer noch in ihrem tödlichen Kampf verharrten
– völlig unbeeindruckt von
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