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Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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ganze Sache wahrscheinlich stoppen, bevor die Druckvorlage auch nur in die Nähe einer Druckerpresse kommt.«
    Ich lachte. »Bist du verrückt?«
    »Siehst du. Du willst nämlich auch, dass diese Zeitschrift
erscheint. Du willst sehen, was passiert. Jeder, der das Heft in die Finger bekommt, wird es verschlingen. Sogar die Pechvögel, die auf den Partybildern zu sehen sind. Und warum? Weil es sich um Informationen von außerhalb des Systems handelt. Und genau danach lechzen wir.«
    »Aber wozu soll das gut sein?«, fragte ich.
    »Wie schon gesagt: Es lockert den Mörtel, der die Pflastersteine im Boden hält.«
    »Damit sie noch mehr Steine werfen können?«
    »Nein, Hunter. Du verstehst es wirklich nicht, oder? Der Anti-Klient will nicht einfach nur mit Steinen werfen. Er will sämtliche Pflastersteine aus dem Mörtel lösen. Er will, dass alle anfangen, mit Steinen zu werfen.«
     
    Ein paar Minuten später ertönte draußen eine Autohupe. In den länger werdenden Schatten des frühen Abends wartete eine Stretchlimo vor dem Café. Als wir darauf zugingen, fuhr eine abgetönte Fensterscheibe lautlos ein paar Zentimeter hinunter und eine purpurrote Hand schob sich durch den Spalt und reichte uns einen einzelnen zusammengefalteten Briefbogen. Der kühle Hauch einer Klimaanlage traf mich und der noch um einiges kühlere Blick eines jungen, purpurroten hoi aristoi , der auf der Rückbank saß.
    Er verschwand, als die Fensterscheibe wieder nach oben surrte. Jen faltete den Bogen auf und überflog ihn, während ich zusah, wie die Limousine sich geschmeidig in den Verkehr einfädelte und seinen Insassen in die gut bewachte Zone der Upper East Side zurückbrachte.
    »Jetzt ist alles klar«, sagte Jen und reichte mir das Blatt Papier.

    Die kurze Liste war mit satter purpurroter Tinte auf einen Hoi-Aristoi -Briefbogen gedruckt – apfelgrünes Papier mit goldener Prägung. Sie enthielt alle üblichen Verdächtigen: einen Hersteller von überteuerten Luxushandtaschen, eine Bank auf einer tropischen Insel, die für ihre nicht vorhandenen Steuergesetze bekannt ist, und das Wahlkampfbüro einer bestimmten politischen Partei. Aber ein Name stach mir ins Auge wie eine Tarantel auf einer Scheibe Weißbrot.
    » Two-by-Two Productions .«
    »Kommt dir bekannt vor?«, fragte Jen.
    Ich erinnerte mich, was Hiro gesagt hatte, als er von Wicks Abneigung gegen Inline-Skates erzählt hatte: Zwei vorne, zwei hinten – two-by-two – das war quasi eine Religion .
    Ich musste lachen. »Vielleicht geht es bei der ganzen Sache wirklich nur um die richtigen Rollen.«

Kapitel
NEUNUNDZWANZIG
    Wenn englische Landadelige vorzeiten Jagen gingen, rie fen sie aus voller Lunge: »Soho!« (Warum sie das taten, weiß ich nicht. Vielleicht war Soho Halalis Bruder …) Sehr viel später dann, als einige hübsche Jagdreviere in der näheren Umgebung Londons gerodet wurden und dort Geschäfte, Theater und Nachtklubs eröffneten, beschloss irgendein gewiefter Immobilienhai, diesen coolen neuen Stadtteil »Soho« zu nennen.
    Noch einmal sehr viel später, als sich ein heruntergekommenes New Yorker Industriegebiet südlich der Houston Street zu einem Wohnviertel für die wohlhabendere Bevölkerung mauserte und sich dort jede Menge Geschäfte, Theater und Nachtklubs ansiedelten, war es wieder ein gewiefter Immobilienhai, der beschloss, diesen coolen neuen Stadtteil auf den Namen »SoHo« (= South of Houston Street) zu taufen.
    Es dauerte nicht lange, bis diese Methode der Namensgebung Schule machte. Alles, was nördlich der Houston Street lag, wurde zu »NoHo«, alles, was im unteren, also im lower Teil vom Broadway lag, zu »LoBro«, und dann gibt es da auch noch »NOWHERESville«, kurz für: North Of Where Holland’s Entrance Removes Exhausted Suburbanites bzw. die Gegend um den Holland-Tunnel, in dem allabendlich erschöpfte Pendler Richtung Jersey verschwinden.

    So viele gewiefte Immobilienhaie, so wenige Ebolaviren, möchte man da seufzen.
    Heutzutage lautet der Jagdruf der coolen jungen Typen, die stylishe Läden, Theater und Nachtklubs aufspüren: »Dumbo!«, was für »Down Under Manhattan Bridge Overpass« steht, einen urbanen Landstrich mit baufälligen Fabrikgebäuden und brachliegenden Industrieflächen, das letzte Refugium des wahrhaft Coolen. Zumindest für diese Woche.
    Hier eine kurze Anfahrtsbeschreibung:
    Wir fuhren mit dem F-Train bis zur York Street, dem früheren Randbezirk und derzeitigen Szenegeheimtipp von Brooklyn. Es war ziemlich

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