Cool
gegen die fremden Männer ist seit dem Zwischenfall mit der Villa gewachsen. Er kennt den Besitzer. Und je mehr er darüber nachdenkt, desto weniger glaubt er, daß dies ein Mann ist, der sein Haus für eine suspekte Party zur Verfügung stellt.
Und noch etwas: Der Mann ohne Papiere hat gesagt, sein Name sei Alain Pons. Doch die Nachforschungen haben ergeben, daß es diesen Namen in ganz Frankreich nicht gibt. Die Gendarmen haben in den letzten Tagen ein Auge auf die Villa geworfen, aber nichts Ungewöhnliches feststellen können.
Das kleine, blaue Fahrzeug erreicht die Auffahrt. Sie sehen die Spuren eines größeren Wagens gegenüber der Garage, die jedoch nicht frisch sind. Die beiden Männer schauen sich um und spähen durch die Fenster. »Hallo!«
Sie drehen sich um und sehen einen älteren Mann, der mit einer Hacke in der Hand auf sie zukommt. Seine Mütze ist tief in die Stirn gezogen, um die Augen gegen die Sonne zu schützen. Es ist Félix Maurel, der gleich nebenan wohnt. Er ist ein guter Nachbar, und er ist ein bißchen neugierig. Er hofft, daß nichts passiert ist.
»Nichts Besonderes«, sagt ihm Dufour in der verschlossenen Art und Weise, wie sie Beamte nun einmal an sich haben. »Aber, sagen Sie mal, wissen Sie irgend etwas über die Leute, die vor acht Tagen hier waren?«
»Nicht genau«, sagt der alte Mann und zuckt die Achseln. »Ich nehme an, daß es Freunde des Besitzers waren. Ich glaube, es waren fünf oder sechs. Aber ich bin nicht sicher. Eine Zeitlang war hier ein ständiges Kommen und Gehen. Zu allen Tages- und Nachtzeiten. Aber es ist eine Weile her, daß ich einen von ihnen gesehen habe.« Monsieur Maurel kehrt zu seinen Tomaten zurück, und die Gendarmen fahren zu ihrem Bistro.
Sie besuchen ihren Freund, den illegalen Pferdewetter. Er ist über die Bar gebeugt und studiert in der Zeitung die verschiedenen Rennen.
Dufour und Gruau nicken einigen Gästen zu. Ein Junge, der gerade einen Kasten Bier stemmt, ruft ihnen zu: »Na, haben Sie eine heiße Spur?«
»Berufsgeheimnis«, antwortet Dufour lächelnd. Sie blödeln mit dem Bistrobesitzer herum, hören sich sein Klagen über das schlechte Geschäft an und erfinden eine Geschichte über ein gestohlenes Auto, damit ihre Anwesenheit die Gäste nicht unnötig beunruhigt. Außerdem soll ja niemand wissen, daß der Mann ein Spitzel ist. Als sie nach draußen gehen, folgt er ihnen unauffällig auf die Terrasse. Die beiden Gendarmen setzen ihre Käppis auf. Ohne sie anzuschauen, flüstert der Mann ihnen zu: »Das Superding, von dem ich neulich sprach - das ist der Bankraub von Nizza.«
Die Gendarmen gehen zu ihrem Wagen zurück, als ob nichts gewesen sei.
Dienstagmittag wartet die Kripo von Nizza auf die Ankunft des Contrôleur-Général Honoré Gevaudan aus Paris, der wie eine Art Maigret die Untersuchung leiten soll. In Schottland packt der Commissaire-Divisionnaire Albert Mouray, 45, Chef der Polizei von Nizza, seine Angel ein und seinen Koffer. Mit dem Fischen und den Ferien wird es erst mal nichts mehr werden.
In London hängt ein Reporter vom >Daily Express< am Telefon und ruft den >Nice Matin< an, ob denn dieses Superding größer sei, als der Postraub in England: Es ist größer! In Marseille packt der Chef der gesamten Kriminalpolizei der Côte d’Azur, General Mathieu, seine Sachen und macht sich ebenfalls auf den Weg nach Nizza. In derselben Stadt ärgert sich die Marseiller Unterwelt und besonders eine gewisse Gruppe darüber, daß sie bei dem Superding nicht mitgemacht hat.
Spaggiari selbst und seine Mannschaft trinken Champagner, zählen die Goldbarren und das Geld und kosten den Triumph voll aus.
Und die Dorfgendarmen Dufour und Gruau, die einzigen, die Spaggiari zu Fall bringen könnten, stecken mit ihrem schmalen, blauen Auto in einem Verkehrsstau, und der Schweiß läuft in Strömen an ihnen herunter.
VII.
DIE ERSTEN HEISSEN SPUREN
„Er war so ein liebes Kind.«
Spaggiaris Mutter
Die Ermittlungen der Polizei ziehen sich mühselig in die Länge. Albert Mouray ist das egal. Der Chef der Nizzaer Polizei ist nicht unglücklich darüber, daß er und seine Leute von einer Informationslawine begraben werden, und Dutzende von Hinweisen vor ihnen liegen. Er ist eher ein kompetenter Organisator als ein brillanter Detektiv. Er tut alles mit Routine, und die, die ihm übel wollen, behaupten, es sei typisch, daß er in den Ferien war, als der Jahrhundert-Coup in seiner Stadt stieg.
Sein Stellvertreter,
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