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Cool

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Titel: Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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hilfreiche Informationen von Zuhältern, Nutten, Drogenhändlern und kleinen Ganoven zu erhalten. Die Beamten statten den Cafés und Bars der berüchtigten Altstadt von Nizza zahlreiche Besuche ab. Sie werden von Informationen überschüttet: Jeder rühmt sich, beim Superding seine Hand mit im Spiel gehabt zu haben. Und all diese Gerüchte dringen an die Ohren der Kriminalbeamten. Doch kein Hinweis führt weiter. Und es tauchen zu viele Namen auf, als daß man sie alle überprüfen könnte. Die Recherchen enden wieder in einer Sackgasse.
    Die Öffentlichkeit genießt den Erfolg der Bankräuber, und der geheimnisvolle Kopf des Unternehmens wird zu einer Art Nationalheld. (Etwas Ähnliches passierte in England mit den Posträubern; obwohl das Bild dort durch den Tod eines Eisenbahners getrübt wurde, den sie bei dem Überfall niedergeschlagen hatten. Doch die >Kanalratten< haben niemanden verletzt.)
    Die Polizei läßt durchsickern, daß der Kopf ein Italiener ist. Aber der Schuß geht ins Leere. Jeder weiß, daß die Geschichte erfunden ist.
    Die Beamten bedienen sich sogar eines Computers, um den Anführer zu identifizieren. Sie füttern ihn mit allen bekannten Details, und die Datenmaschine spuckt all die Namen der Profis aus, die in der Vergangenheit bewiesen haben, daß sie zu einem solchen Superding fähig sind. Die Kripo überprüft sie alle. Doch entweder sind die Betroffenen im Gefängnis, außer Landes, oder sie haben excellente Alibis. Sieben Tage nach dem Bankraub des Jahrhunderts erhält die »Societe Generale« einen anonymen Anruf. Der Unbekannte will eine genaue Liste aller Beteiligten liefern, wenn die Bank die Belohnung verdoppelt.
    Die Bank feilscht: Eine Million für die Namensliste, eine weitere für das Auffinden der Hundert-Millionen-Beute. Die Verhandlungen ziehen sich in die Länge, brechen dann jedoch ab. Inzwischen hat der Anrufer eine Liste mit den Initialen der Beteiligten geliefert, um seine Vertrauenswürdigkeit zu beweisen. Obenan stehen die Initialen A. S.
     
    Am Morgen des 20. Juli kauft sich Patrick Gruau wie gewohnt den >Nice Matin< im Zeitungsladen gegenüber der Gendarmerie. Auf der Titelseite steht in großen Lettern: «Cambriolage hors série d’une banque à Nice« (»Außergewöhnlicher Bankraub in Nizza«). Er eilt auf die Wache und hält die Zeitung hoch: »Die haben die »Societe Generale« in Nizza beraubt!«
    Chef Pierre Dufour schaut von seiner Schreibmaschine auf. »Ausgeraubt? Wie? Ein Überfall?«
    »Nein, nein: Ein Bankeinbruch. Hier, lesen Sie das.« Gruau breitet die Zeitung auf dem Tisch vor seinem Chef aus. Die anderen Gendarmen lesen über Dufours Schultern mit. Sie alle denken dasselbe: Ist dies das Superding, in das die vier Fremden in Castagniers verwickelt sind? Dufour liest die Story mehrmals. Er studiert jedes Detail. Endlich sagt er: »Nein, das darf nicht wahr sein.«
    »Das ist nicht wahr«, wiederholt Gruau.
    Claude Destreil meint: »Die Männer waren aber ganz schön verlegen und nervös.«
    Dufour schiebt seine Schreibmaschine zurück, steht auf, streckt seinen schlanken, braungebrannten Körper und greift nach seinem Käppi. »Ich fahre zur Villa«, sagt er. »Destreil, überprüfen Sie all ihre Namen im Strafregister. Gruau, Sie kommen mit mir. Sloma und Sanchez, wenn wir bis heute mittag nicht zurück sind, kümmern Sie sich um den Verkehr an der Vesubie-Kreuzung. Los, gehen wir.« Das blaue Polizeiauto folgt der Route Nationale 202 entlang dem Var-Fluß. Gruau fährt. Beide Männer sind voller Hoffnung, die Bankräuber zu fassen, die der Kripo in Nizza solche Rätsel aufgeben.
    Die Gendarmen fühlen sich immer benachteiligt. Sie sammeln sorgfältig alle Informationen und überlassen nichts dem Zufall. Analysieren, trennen die Spreu vom Weizen und schreiben ihren Bericht. Dann liefern sie ihre Unterlagen an die Kripo, die allen Ruhm dafür einstreicht. Es sind nur immer die Kriminalbeamten, die Auszeichnungen kriegen, Fernsehinterviews geben und berühmte Leute treffen. Die Gendarmen sind die Wasserträger, sie stehen im Schatten und müssen nach der Pfeife der Stadtpolizei tanzen. Sie haben den Eindruck, daß sie weniger Geld für mehr Arbeit erhalten. Ihre Stärke liegt in der genauen Kenntnis der Umgebung und in der Tatsache, daß sie sich nicht zu schade sind, Kleinigkeiten und Banalitäten auf den Grund zu gehen. Beispielsweise eine unbewohnte Villa zu beobachten, deren Fensterläden unerklärlicherweise geöffnet sind. Dufours Verdacht

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