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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Rufer.
    »Was?«
    »Na, Ihr Vorschlag. Ich habe Sie ein bißchen unter die Lupe genommen, Mr. Keller. Sie wissen ja, wie so etwas ist. Wenn Sie noch interessiert sind, können Sie ja morgen mal im Sportklub vorbeikommen, gegen zehn Uhr. Okay?«
    »Aber ja!« sagte Keller eifrig. Als schämte er sich der jungenhaften Reaktion, gab er seiner Stimme sofort einen härteren Klang. »Gegen zehn«, sagte er und knallte den Hörer auf die Gabel.
    Er verbrachte eine unruhige Nacht und erwachte am nächsten Morgen so spät, daß er gar nicht erst in den Laden ging. Statt dessen fuhr er geradewegs zu Rufers Sportklub. Diesmal nickte ihm der dicke Mann im Pullover nur kurz zu, und er ging sofort in Rufers Büro. Das Rouleau hing wieder am Fenster, und neben Rufers Tisch saß ein Mann mit dicken Backen, schläfrigen Augen und Wurstfingern, die immer wieder an seinen Knien herumzupften.
    »Das ist Mr. Costa«, sagte Frank Rufer und lächelte seinen Besucher an. »Mein Buchprüfer. Sie können offen vor ihm sprechen.«
    »Schön«, sagte Keller spöttisch. »Worüber sprechen wir denn?«
    Rufer lachte entzückt. »Sehen Sie, was habe ich Ihnen gesagt?« rief er rätselhaft. »Also gut, Mr. Keller, kommen wir zur Sache. Mr. Costa hat sich bei einer Auskunftei nach Ihnen erkundigt, und es liegt nichts gegen Sie vor.«
    Er nahm ein Blatt Papier zur Hand. »Carl Martin Keller, vierzig Jahre alt, unverheiratet, Besitzer eines Krawattenladens, Neunundsechzigste Straße Ost, keine Vorstrafen … Sie haben mir nichts vorgemacht. Sie sind wirklich nur ein Amateur.« Er lachte leise.
    »Sicher. Aber ich kenne Lampi. Ich brauche nur in sein Privatbüro zu gehen …«
    »Wie denn?«
    »Ich hab’s Ihnen doch gesagt. Lampi nimmt normalerweise keine Wetten entgegen – aber wenn der Einsatz hoch genug ist, sagen wir fünftausend, macht er bestimmt eine Ausnahme. Wenn ich fünf Riesen auf den Tisch lege, läßt er mich ohne weiteres in sein Büro. Und dann ist es ein Kinderspiel, ihn umzupusten.«
    »Sie haben sich wohl alles genau überlegt, was?«
    Keller lächelte. »Richtig. Ich gehe um zwölf Uhr in Lampis Restaurant und erzähle Lampi von der Wette, die ich unterbringen will. Ich sage ihm, ich will beim Betreten seines Büros nicht gesehen werden, wegen, na ja, wegen all der schlechten Publicity. Wenn er die Seitentür offenließe, könnte ich nach dem Essen das Lokal verlassen, ums Haus gehen und das Büro unbemerkt betreten. Verstehen Sie? Keine Zeugen!«
    »Und wie soll’s wieder rausgehen? Auf demselben Weg?«
    »Aber ja. Wenn Lampi das Geld zählt, ziehe ich die Kanone und verpasse ihm eins. Die Waffe hat einen Schalldämpfer, klar? Sie können mir doch wohl einen Schalldämpfer besorgen, oder?«
    Rufer zuckte die Achseln. »Wir beschaffen Ihnen die Waffe. Aber loswerden müssen Sie sie allein.«
    »Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen.«
    »Und was ist mit der Zahlung? Sie haben von zweitausend gesprochen.«
    »Drei«, sagte Keller hastig. »Ich meinte dreitausend. Immerhin trage ich das volle Risiko. Selbst wenn ich die Sache versaue, haben Sie ja nichts damit zu tun.«
    »Da muß ich Mr. Costa fragen. Mr. Costa ist mein Finanzberater.«
    »Drei sind okay«, knurrte Costa.
    Keller seufzte. »Dann ist also alles abgemacht?«
    »Abgemacht.« Rufer griff in eine Schreibtischschublade und nahm eine 45er Automatic heraus, deren Griff mit schwarzem Klebeband umwickelt war. Er reichte Keller die Waffe. Sie war größer und schwerer, als er erwartet hatte.
    »Können Sie damit umgehen?«
    »Sie können’s mir ja zeigen«, antwortete Keller.
    Keller kannte die Umgebung des Krawattenladens wie seine eigene Westentasche – heute aber sah er Lampis Restaurant an der Ecke mit völlig anderen Augen. In der Neunundsechzigsten Straße befand sich eine Seitentür, die direkt in Joe Lampis Büro führte; durch das gegenüberliegende Schaufenster des Krawattenladens hatte er den Gangster oft ein und aus gehen sehen. Es war bestimmt kein Problem, nach dem Job zu verschwinden. Er brauchte nur über die Straße zu gehen und sich hinter der Tür des eigenen Ladens in Sicherheit zu bringen. Ein großartiges Versteck – sehr günstig gelegen. Er lächelte und überlegte, wie raffiniert er doch war.
    Zur Mittagsstunde suchte er Lampis Restaurant auf, war aber zu aufgeregt, um etwas zu essen. Lampi stand persönlich an der Bar und unterhielt sich leise mit dem Barmixer. Keller gab ihm ein Zeichen, woraufhin der kleine, elegant gekleidete Mann zu ihm

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