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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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aufsteigende Panik ein Kampf, den er schnell verlor. Er konnte nicht im Laden warten, während der Kellner drüben den Bullen die Mordgeschichte auftischte. Er mußte verschwinden!
    Er drehte die Lichter aus und starrte durch das Schaufenster auf die Straße. Drüben rührte sich nichts. Er ging das Risiko ein und schob sich aus der Tür. Zum Glück näherte sich gerade ein Taxi von der Ecke. Er stieg ein und war schon fast am Eingang seines Mietshauses, als ihm einfiel, daß er ja kein Geld bei sich hatte. Er lieh sich vom Pförtner einen Dollar, bezahlte den Fahrer und eilte nach oben.
    Hier begann er in aller Hast zu packen, wobei er seinen wohlgeordneten Kleiderschrank völlig durcheinanderbrachte. Im Geheimfach des Schmuckkastens befand sich ein Notbetrag von dreihundert Dollar; er nahm die Scheine heraus und stopfte sie in die Hosentasche.
    Dann setzte er sich auf das Bett und griff nach dem Telefon. Wieder wählte er Rufers Sportklub; als es viermal geklingelt hatte, wollte er den Hörer schon wieder auflegen. Aber dann hörte er Frank Rufers Stimme und hätte vor Erleichterung fast zu weinen begonnen.
    »Mr. Rufer? Hier Keller – Carl Keller.«
    »Ja? Was ist los, Mr. Keller?«
    »Ich hab’s getan, Mr. Rufer! Ich habe mein Versprechen eingelöst. Leider ist etwas schiefgegangen …«
    »Und ob!«
    »Mr. Rufer, ich muß aus der Stadt verschwinden. Phil, Lampis Kellner, hat mich gesehen. Man wird mich suchen! Mr. Rufer, ich brauche das Geld!«
    »Ha!«
    »Hören Sie, man kann Sie nicht mit mir in Verbindung bringen. Geben Sie mir die dreitausend, und niemand erfährt etwas, das schwöre ich Ihnen. Meine ganze Sore liegt noch bei Lampi auf dem Tisch. Ich zahle sowieso drauf …«
    »Und wie, Mr. Keller! Lampi ist nämlich gar nicht tot.«
    »Was?«
    »Sie haben danebengeschossen, Jungchen. Eine Meile daneben. Und für Fehlschüsse zahle ich nicht.«
    »Aber ich habe doch nicht …«
    »O doch, Sie Blödmann. Wenn Sie mir nicht glauben, rufen Sie mal im Restaurant an. Ich an Ihrer Stelle würde schleunigst verduften. Der Gag, den Sie sich da geleistet haben, dürfte Sie bei Joe Lampi nicht gerade beliebt machen. Leben Sie wohl, Sie Amateur.«
    Das Klicken hatte etwas Endgültiges, und Keller starrte ungläubig auf den stummen Hörer. Dann durchschoß ihn Angst vor Lampi, eine Angst, die größer war als die vor der Polizei. Er packte seinen Koffer und hastete aus dem Zimmer. Der Pförtner sollte seinen Dollar nie zurückbekommen.
    In seinem Büro bewegte Frank Rufer die Wählscheibe und wartete, daß Joe Lampi an den Apparat kam. Als er sich meldete, lachte Rufer und sagte: »Hallo, du totes Huhn. Alles in Ordnung?«
    »Aber ja«, erwiderte Lampi. »Der Dummkopf hat nur mit seiner Platzpatrone die Jacke versengt. Aber das ist zu ertragen.«
    »Allemal – für zweitausendfünfhundert. He, vergiß Phils Fünfziger nicht. Er hat ihn sich verdient. Ich komme auf einen Drink vorbei und hole mir meinen Anteil.«
    »Klar«, sagte Lampi. »Nur darf ich nichts trinken, Joe. Du kennst ja meinen Magen.
    Ich habe ständig Sodbrennen und eine Art Stechen …«
    »Ach, das tut mir aber leid«, erwiderte Rufer und hörte sich mitfühlend Joe Lampis Krankengeschichte an.

Herzenssache
    Dr. Hazletine machte es sich in Dr. Winklers Wartezimmer bequem, so gut das jemandem möglich war, der Bequemlichkeit nicht mit Chrom, Plastik und Schaumgummi gleichsetzen konnte. Der fast sechzigjährige Hazletine zog die anheimelnde Wärme seiner Praxis dieser schwedisch-modernen Einrichtung vor – aber heute hing ja alles vom Image ab, und wer weiß, vielleicht ließen sich Joel Winklers Patienten von der modernen Einrichtung beruhigen und sahen darin Joels innere Einstellung reflektiert. Er lächelte und nahm sich vor, Nika beim Abendessen von dieser Theorie zu erzählen; sie würde lachen und ihn für klug halten.
    Als Joel aus seinem Sprechzimmer kam, lächelte er nicht ganz so breit wie normal. Der jüngere Arzt wirkte erschöpft, das dünner werdende Haar stand ihm in einer Art Kranz um den Kopf. »Komm rein, Charlie«, sagte er und ergriff Hazletines Hand und Ellenbogen. »Tut mir leid, daß du warten mußtest. Ich hatte eine überspannte Patientin am Apparat, die sich nur besser fühlt, wenn sie mit mir telefonieren kann.« Er stimmte ein leises Lachen an, in das sein Freund einfiel.
    Als sie in Joels Sprechzimmer saßen, wurde Winklers Grinsen von einem freundlichen Lächeln abgelöst, das seinem sympathischen Gesicht besondere

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