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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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zurück. Schon das stimmte mich neugierig, hatte ich doch am Vormittag gesehen, wie sie den Tank füllte. Benzin brauchte sie also nicht.
    Der junge Mann, der am Motor herumfummelte und die Windschutzscheibe säuberte, unterhielt sich kurz mit ihr und verschwand dann im Büro. Sie wartete an der Zapfsäule, bis die Lichter ausgingen und der Jüngling wieder zum Vorschein kam. Er hatte sich umgezogen und trug statt der Tankstellenuniform nun einen braunen Tweedanzug. Er stieg zu ihr in den Wagen, und sie fuhr los.
    Ich folgte den beiden natürlich. Etwa eine halbe Stunde lang blieben sie auf Route 23 und parkten schließlich vor einem Restaurant, das sich Candlestick nannte. Ich war inzwischen selbst hungrig geworden und folgte ihnen hinein. Leider bekam ich keinen Tisch, der so nahe war, daß ich sie im Auge behalten konnte, doch als sie wieder gingen, hielten sie sich an den Händen. Ich stürzte ihnen nach, den Magen nur halb gefüllt, dafür den Kopf voller interessanter Überlegungen.
    Ich folgte den beiden zu ihrem letzten Ziel, hoch an einem Hang, umgeben von Bäumen, ein Mekka geparkter Wagen. Ein Treffpunkt für Liebespärchen!
    Die weiteren schrecklichen Details sind in den beigefügten Polizeiberichten enthalten. Ich besuchte unseren guten Freund Lieutenant McMahon, der den Entschluß faßte, den alten Trick mit dem falschen Geständnis zu versuchen. McMahon verhaftete Mechaniker Jimmy und behauptete, Jane Trivell lege ihm den Mord an ihrem Mann zur Last. Jimmy protestierte wutschnaubend und sagte, das Ganze wäre doch wohl ihre Idee gewesen, er habe nichts weiter getan, als auf ihr Betreiben die Reparatur einer defekten Bremsleitung zu unterlassen. Anschließend hatte er George Trivell gesagt, es sei alles in Ordnung. Ein sauberes Verbrechen, bei dem keiner der beiden wirklich etwas tat. Sie ließen den armen George lediglich in dem Glauben, er führe einen sicheren Wagen, während er in Wirklichkeit in einem Todesgefährt saß. Die beiden werden sich wundern, wenn sie erfahren, daß eine solche Unterlassung auch unter die Verbrechen fällt.
    Das ist die ganze Geschichte. Wie schon gesagt – es tut mir leid, daß alles so lange gedauert hat, aber Sie werden mir zustimmen, daß sich das Ergebnis lohnt. Immerhin achtzigtausend Dollar gespart.
    Ach ja. Die Sache mit dem Weinen.
    Es dauerte eine Weile, bis ich dahinterkam.
    Jane Trivell hatte gar keinen geheimen Kummer.
    Sie probte nur.

Lob und Preis des Bösen
    Matthew Kiel füllte mit leisem Lachen das Glas seines Gastes und überging die schüchternen Proteste des Geistlichen, als der blutrote Wein bis zum Rand emporstieg. Dann hielt er die Flasche prüfend empor, seufzte mit der Zufriedenheit des Weinkenners und füllte sich das eigene Glas. Sein erster Schluck war wie eine Weihe. Er schloß die Augen, und sein fülliges Gesicht schien die kräftige Farbe des Getränks anzunehmen: die Wangen erröteten und erblaßten wieder. Er sagte: »Tokaier, Reverend, ein Wein, der zu oft verkannt wird. Diese Marke heißt Bullenblut von Eger; was halten Sie davon?«
    »Ich kenne mich da nicht aus«, erwiderte Reverend Pomeroy und hüstelte in die hohle Hand.
    »Ja, da dürften Sie recht haben. Das ist der eigentliche Unterschied zwischen uns, Reverend, unsere Einstellung zu den Freuden des Lebens. Ich begreife Ihre seelischen Freuden nicht, und Sie haben nichts für meinen Standpunkt übrig.« Er lehnte sich zurück, nahm die Serviette aus dem Schoß und betupfte sich damit die
    Lippen. »Trotzdem fühle ich mich in Ihrer Gesellschaft wohl, Reverend. Ich bin froh, daß Sie hier sind.«
    »Sehr freundlich von Ihnen.«
    »Das hat nichts mit Freundlichkeit zu tun. Ich will ganz ehrlich sein: ich trage seit einiger Zeit ein Anliegen mit mir herum. Jetzt scheint mir der richtige Augenblick dafür gekommen zu sein. Darf ich offen sprechen?«
    »Aber natürlich.«
    »Schön. An einem offenen Wort hat mir immer sehr gelegen, Reverend, ganz besonders mit einem intelligenten Mann, dessen spezielle Ansichten ich für dumm halte – bitte verzeihen Sie die Ausdrucksweise.« Er lachte über die Verwirrung auf dem Gesicht des Geistlichen und nahm sich einen Hühnerknochen vom Teller. Er nagte geziert daran herum und fuhr fort: »Sehen Sie mich nicht so überrascht an: Sie wissen doch, daß ich Ihre Einstellung nie geteilt habe. Heute abend habe ich folgendes Anliegen an Sie: bitte vergessen Sie einmal Ihren komischen Kragen und beantworten Sie mir eine Frage von Mensch zu Mensch.

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