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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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mußte!«
    »Was war denn mit seinem Gesicht?«
    »Keine Ahnung. Er trug eine Brille – ich konnte seine Augen nicht sehen, die Sonne spiegelte sich in den Gläsern …«
    »Sie müssen mir das glauben, Mary. Da war kein Mann auf der Straße! Sie müssen eine Art Halluzination erlebt haben.«
    »O nein! Halten Sie mich für verrückt, Bart?«
    »Natürlich nicht. Wir alle sehen ab und zu Dinge, die es gar nicht gibt. Die Sonne ist heute ziemlich grell, vielleicht war es nur ein Schatten.«
    »Ein Schatten war es nicht«, antwortete sie erschaudernd. »Ich habe den Mann deutlich gesehen, Bart, ehrlich.«
    Bart umfaßte den Türgriff. »Na schön, jetzt tauschen wir.«
    »Was?«
    »Ab hier fahre ich. Allerdings nicht zu Ihnen nach Hause, Mary, noch nicht gleich. Ich werde wenden und ein Stück zurückfahren.«
    »Warum denn?«
    »Wir fahren noch einmal durch die Kurve«, sagte Bart.
    »Sie sollen sie sich noch einmal anschauen, Sie sollen sehen, daß da gar nichts ist. Vielleicht läßt sich damit nichts beweisen, aber versuchen möchte ich’s!«
    »Muß das sein?«
    »Ja.«
    Schweigend fuhren sie in Richtung Montcalm. Etwa eine Meile südlich des Schildes setzte Bart rückwärts in einen Seitenweg und bog nach links wieder auf die Marleybone-Straße ein.
    Drei Minuten später waren sie in Sichtweite des Schildes, und Marys Blick war starr darauf gerichtet, bis die Worte sichtbar wurden: MARLEYBONE – 3 MEILEN .
    Im nächsten Augenblick trat der Mann im Mantel direkt vor den Wagen, der Stoff seiner Pyjamahose flatterte im Wind, die Sonne funkelte auf seiner Brille. Aber Bart hielt nicht an, auch nicht, als die Gestalt die Arme über den Kopf hob, als das unheimliche Gesicht dem herbeirasenden Combiwagen mit einem so schrecklichen Ausdruck entgegenblickte, daß Mary die Arme vor das Gesicht hob und endlose Laute des Schreckens auszustoßen begann …
    Weichheit umgab sie, etwas Warmes ruhte an ihrem Hals. »Los«, forderte Barts Stimme sie auf. »Nur ein Schluck, dann ist’s vorbei.«
    Sie nahm die Tablette und legte sie auf die Zunge. Dann trank sie das Wasser, das Bart ihr reichte, und verschluckte sich dabei. Sie saß auf dem Sofa in Dr. Hazeltons Praxis und erkannte, daß das Warme am Hals seine Hand gewesen war.
    »Ich bin wohl ohnmächtig geworden«, murmelte sie.
    »Eine blöde Idee, dieses Experiment«, sagte Bart. »Aber ich mußte es wissen!«
    »Was wissen? Ob ich verrückt bin? Sie haben auch beim zweitenmal nichts auf der Straße gesehen, oder?«
    »Nein.«
    »Aber ich. Ich sah ihn wieder, Bart, denselben Mann. Tweedmantel, Homburg, Pyjamabeine – das scheußliche Gesicht!«
    »Was war so scheußlich daran?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »O Mann!« sagte er und lächelte schwach. »Wenn Sie eine Halluzination haben, dann aber gleich richtig!« Er stand auf und wandte den Kopf ab. »Hören Sie, Mary«, sagte er ernst. »Wir sollten lieber offen darüber sprechen. Wir haben neulich über eine andere Sorte Arzt gesprochen.«
    »Bei einem solchen Arzt bin ich gewesen, Bart.«
    »Was?«
    »Ich … ich wollte es Ihnen nicht sagen. Ich habe in Boston einen Arzt besucht, einen gewissen Dr. Dudley. Er ist Hypnotherapeut.«
    Langsam kam er zu ihr zurück.
    »Sie haben sich hypnotisieren lassen?«
    »Ja.«
    »Hat es geklappt? Hat er Sie beeinflussen können?«
    »Ja, ohne weiteres. Ich habe sofort besser geschlafen.«
    Sie zögerte. »Glauben Sie, daß da ein Zusammenhang besteht? Sie haben einmal gesagt, die Hypnose könnte seltsame Auswirkungen haben?«
    »Nein«, sagte er tonlos. »Doch nicht solche Auswirkungen! Wie hieß der Mann?«
    »Dr. Herbert Dudley. Er war wunderbar, Bart, wirklich!«
    »Wo wohnt er?«
    Mary ließ sich von seinem besorgten Gesicht beeindrucken und nannte die Anschrift.
    »Was glauben Sie?«
    »Ich glaube überhaupt nichts. Ich bin zwar kein Fachmann auf dem Gebiet, doch von solchen posthypnotischen Reaktionen habe ich noch nie gehört. Entspannen Sie sich ein Weilchen. Ich bin gleich zurück.«
    Sie lehnte sich zurück und schloß die Augen.
    Gleich darauf stand Bart wieder vor ihr und rief sie beim Namen. Das veränderte Licht vor den Fenstern verriet ihr, daß einige Zeit vergangen sein mußte; sein veränderter Gesichtsausdruck ließ erkennen, daß er etwas Wichtiges erfahren hatte.
    »Was ist?« fragte sie und richtete sich auf.
    »Ich habe mich um Ihren Therapeuten gekümmert, Mary. Ich habe in jedem Verzeichnis nachgesehen, aber es gibt ihn nicht.«
    »Unmöglich! Ich bin doch in

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